Frauenfußball:Bedingungslos fokussiert

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Die Kickerinnen des FC Bayern wollen ins Viertelfinale der Champions League

Von Christopher Gerards, München

Das Wort "Bedingungen" an sich ist gar nicht schlecht, vier Silben, vier Vokale, da kann man nichts gegen sagen. Es eignet sich für viele Zwecke, man kann es etwa als Leitthema wählen für ein Auswärtsspiel in Russland. In dieser Woche war es jedenfalls so, als könnten die Fußballerinnen des FC Bayern das Wort gar nicht oft genug aussprechen. "Es werden andere Bedingungen sein", sagte zum Beispiel Katharina Baunach, ein Hinweis, den Sara Däbritz gleich zwei Mal anbrachte. Und Nicole Rolser gelang es sogar, über die Bedingungen zu reden, ohne sie explizit zu erwähnen: "Wir spielen auf Kunstrasen."

Der Kunstrasen, die Kälte - das waren in etwa die Themen, die die Spielerinnen des FC Bayern umtrieben vor dem Achtelfinal-Rückspiel beim FC Rossiyanka. Was keine der Spielerinnen in ihren Statements erwähnte: dass der FC Bayern vor einer Woche gegen eben jenen FC Rossiyanka ungefährdet 4:0 gewonnen hatte.

An diesem Donnerstag (17 Uhr MEZ) können die Münchnerinnen also das Viertelfinale der Champions League erreichen, erstmals in der Klub-Geschichte. Aber mit diesem Rekord hat sich im Vorfeld niemand lange aufgehalten. "Ein ganz anderes Spiel" erwarte sie, hat Mittelfeldspielerin Baunach noch gesagt, und wenn man es richtig sieht, enthielten dieser und alle anderen Sätze der Bayern-Spielerinnen zwei nette Zusatzbotschaften: dass das Spiel in Rossiyanka ein hartes, hartes, hartes Stück Arbeit wird. Und dass sie ihre Gegnerinnen nie, nie, nie unterschätzen würden.

"Sie hatten im Hinspiel gute Offensivaktionen", sagte also Angreiferin Nicole Rolser, die im selben Hinspiel mindestens eine sehr gute Offensivaktion hatte - sie erzielte das 2:0. Und wahrscheinlich ist diese Seriosität eine der größeren Leistungen in diesen Tagen. Einen auffallend gut gefüllten Terminkalender hat der FC Bayern zurzeit zu bearbeiten, Bundesliga, Champions League, der Ausflug nach Russland bringt das vierte Spiel in weniger als zwei Wochen mit sich. "Gegen Frankfurt hat man gemerkt, dass uns in der zweiten Halbzeit etwas die Körner ausgegangen sind. Aber wir haben jetzt noch ein paar Tage Zeit, um zu regenerieren und topvorbereitet ins Spiel zu gehen", sagte Sara Däbritz am Dienstag. Andererseits ist das mit der Regeneration so einfach auch nicht. Acht Spielerinnen fallen verletzt aus, Trainer Thomas Wörle kann seinem verbleibenden Personal wenig Zeit zum Schonen bieten. Und dennoch gelingt es dem FC Bayern nach einem schwierigen Saisonstart, seine Partien zuverlässig zu gewinnen, inzwischen schon neun hintereinander.

"Wir gehen jedes Spiel gleich an", sagte Baunach noch. Sie hat es wahrscheinlich nicht gemerkt. Aber nach den vergangenen Wochen können die Gegnerinnen so einen Satz als rechtschaffene Drohung auffassen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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