FC Bayern:Stresstest bestanden

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Angeführt von Nihad Djedovic rehabilitieren sich die Basketballer des FC Bayern München für den Ausrutscher gegen Würzburg. Nun wollen sie im Eurocup am Feinschliff arbeiten.

Von Joachim Mölter, München

Münchner Rekordmann: Länger als Nihad Djedovic hat noch keiner bei den Bundesliga-Basketballern des FC Bayern gespielt, mehr Punkte hat auch keiner erzielt. Seit Sonntag steht er mit 1752 Zählern in der Bilanz. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Wenn man nur lange genug bei der Sache bleibt, fallen einem Ehrungen und Auszeichnungen automatisch zu. Der Basketballprofi Dirk Nowitzki ist ein prima Beispiel dafür: Der Würzburger geht in dieser Woche in seine 20. Saison bei den Dallas Mavericks, und wenn er danach noch ein Jahr dranhängt, wird er in der US-Liga NBA für die längste Verweildauer bei einem einzigen Klub geehrt. Vorerst muss er diesen Rekord noch mit Kobe Bryant teilen, der den Los Angeles Lakers ebenfalls 20 Jahre treu geblieben ist.

Auf eine so lange Zeit im gleichen Trikot wird es der Flügelspieler Nihad Djedovic, 27, vermutlich nicht mehr bringen. Der Deutsch-Bosnier hat gerade seine fünfte Saison beim FC Bayern begonnen, was hierzulande allerdings bereits ein Beispiel für Langlebigkeit ist. Djedovic ist jedenfalls der dienstälteste Profi der Münchner, in ein paar Wochen wird er auch derjenige mit den meisten Einsätzen sein. Und schon jetzt ist er der mit den meisten Punkten auf seinem Konto: Am Sonntag steuerte er 16 bei zum 95:74-Erfolg über die Baskets Oldenburg; damit kommt er auf insgesamt 1752 Zähler in Diensten des FC Bayern - mehr hat noch keiner für den Münchner Bundesligisten erzielt und exakt genauso viele auch nur Bryce Taylor, der mittlerweile beim deutschen Meister Brose Bamberg aktiv ist. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Nihad Djedovic keine Bayern-Bestmarke mehr teilen muss.

Dass er auf Rekordkurs ist, "habe ich vor der Saison gesagt bekommen", erzählte Djedovic am Sonntagabend, "aber ich habe das nicht weiter verfolgt". Im Grunde hält er es mit statistischen Werten wie Nowitzki: Der verschiebt die Gedanken daran auf die Zeit nach der Karriere. "Es wird später eine schöne Erinnerung sein für mich", glaubt Djedovic, "aber die wird noch schöner mit einem Titel."

Darum geht es dem letzten verbliebenen Mitglied der Münchner Meistermannschaft von 2014 ja in erster Linie: Wieder mal im Kreis der Kollegen eine Trophäe in die Luft zu stemmen. Diese Einstellung würdigt auch Geschäftsführer Marko Pesic. "In den ersten zwei Jahren hat Nihad eher für sich gespielt - jetzt spielt er definitiv für den Verein", sagt er: "Er stellt die Mannschaft in den Vordergrund. Das spricht für seine Entwicklung als Charakter und Persönlichkeit." Auch für die Identifikation der Fans mit dem Verein sei einer wie Djedovic "sehr wichtig".

Was Marko Pesic jedoch am meisten gefallen hat an Djedovics Auftreten in jüngerer Vergangenheit, war der Umstand, wie er mit vermeintlichen Rückschlägen umgegangen ist. Vorige Woche beim überzeugenden Eurocup-Erfolg bei Galatasaray Istanbul (86:69) kam der Zwei-Meter-Mann beispielsweise keine Sekunde zum Einsatz, wovon er sich nicht entmutigen ließ: Am Freitag gegen Würzburg hat er "eine ordentliche Leistung" abgeliefert, fand Pesic, am Sonntag gegen Oldenburg gar eine "sehr gute". Da war Djedovic nicht nur erfolgreichster Werfer seiner Mannschaft, sondern der beste Mann auf dem Parkett.

Das ist genau die Art von Reaktion, die Trainer Aleksandar Djordjevic auch sehen wollte von seinem ganzen Kader nach dem Ausrutscher vom vergangenen Freitag: Da verspielte das Team vor eigenem Publikum einen 22-Punkte-Vorsprung gegen Würzburg und verlor noch 76:84. Angeführt von Djedovic, Milan Macvan sowie Reggie Redding (je zwölf Punkte) rehabilitierten sich die FC-Bayern-Basketballer nur zwei Tage später mit einer konzentrierten und geschlossenen Mannschaftsleistung gegen Oldenburg. "Wir haben heute ernsthafter und organisierter gespielt als am Freitag", lobte Trainer Djordjevic, "die Ballbewegung war sehr gut." Wobei zur besseren Organisation und flüssigeren Ballbewegung auch der gegen Würzburg geschonte Point Guard Braydon Hobbs beitrug. Der Amerikaner war zwar leicht angeschlagen gewesen, Djordjevic übernahm jedoch die volle Verantwortung für dessen folgenschwere Pause.

Den ersten Stresstest der Saison haben die FC-Bayern-Basketballer jedenfalls bestanden durch den nie gefährdeten Erfolg über Oldenburg, immerhin Playoff-Finalist in der vorigen Saison. Der nächste Stresstest folgt schon an diesem Mittwoch (20.45 Uhr), erneut in heimischer Halle, diesmal jedoch im Eurocup-Wettbewerb. Gegner ist das in der jungen Saison national wie international noch unbesiegte Team von Lietkabelis Panevezys aus Litauen um die bereits 37 Jahre alten Lavrinovic-Zwillinge Darjus und Ksistof, beide mit Erfahrung auf höchstem kontinentalen Niveau ausgestattet. "Ein schwieriges Spiel" erwartet Nihad Djedovic; sein Coach Aleksandar Djordjevic hofft auf eine weitere "Energieleistung" und will die Partie zum weiteren Feinschliff nutzen. Der 50 Jahre alte Serbe glaubt: "Wir können noch in jeder Hinsicht besser werden."

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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