FC Bayern München:Dominantes Duo

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Trainer Dejan Radonjic formte Maik Zirbes und Stefan Jovic zu Topspielern im europäischen Basketball. Daran soll er beim FCB anknüpfen - auch um Vorgänger Djordjevic vergessen zu machen.

Von Ralf Tögel

Spielmacher Stefan Jovic und Center Maik Zirbes versuchen im Bundesligaspiel gegen Alba Berlin mit vereinten Kräften Niels Giffey am Wurf zu hindern. (Foto: imago)

Maik Zirbes musste sich immer wieder die Schweißperlen vom kahlen Haupt wischen. Es war aber auch ein heißes Thema, dem sich der Center des FC Bayern stellte. Gerade hatten die Münchner Basketballer Ulm mit 100:95 Punkten besiegt, die Tabellenführung vor den nach Pluspunkten gleichgezogenen Berlinern gerade gerückt, auch das war zur schweißtreibenden Angelegenheit geraten. Denn die Gäste hatten den FCB ordentlich in Bedrängnis gebracht, dabei sind die Schwaben in dieser Saison nicht annähernd so gut wie vor Jahresfrist, als sie die Hauptrunde dominiert hatten. Ulm kämpft verzweifelt um das Ticket zu den Playoffs, die Bayern haben ihren Platz in der aktuellen Spielzeit eingenommen.

Doch ihre Dominanz ist dahin, gut zu beobachten auch beim äußerst mühsamen Sieg gegen Ulm. Nach dem Aus im Eurocup-Halbfinale gegen Istanbul und der folgenden Heimpleite im Spitzenspiel gegen Berlin wurde Trainer Aleksandar Djordjevic vor die Tür gesetzt, ein auf den ersten Blick ungeheuerlicher Vorgang: Wer bitte entlässt den Trainer des Pokalsiegers, des Eurocup-Halbfinalisten, des überlegenen Tabellenführers? Gerade in Letzterem sahen die Verantwortlichen Anlass für ein schnelles Eingreifen, eine Stagnation in der Entwicklung des Teams habe das große Ziel Meisterschaft gefährdet. So lautet die Essenz der Aussagen von Geschäftsführer Marko Pesic. Der sieht sich herber Kritik ausgesetzt, er ist das Gesicht dieser "unpopulären Entscheidung", denn Djordjevic war wegen seiner lässigen Art und seiner Erfolge beliebt. Den Rausschmiss ließ der Serbe nicht auf sich sitzen. In einem offenen Brief warf Djordjevic dem FCB-Management falsche Eitelkeit vor.

Vor ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Bayern reiften Maik Zirbes und Stefan Jovic (v.l.) bei Roter Stern Belgrad zu einem kongenialen Duo. (Foto: imago)

So sei er um die Früchte seiner bislang erfolgreiche Arbeit betrogen worden, weil ihm andere Alphatiere den Ruhm nicht gönnen würden. Was klar an die Adresse von Pesic und Sportdirektor Daniele Baiesi geht. Die Verantwortlichen indes registrierten die schwachen Defensivleistungen der vergangenen Wochen mit zunehmender Sorge, wie auch die Tatsache, dass Spieler aus der zweiten Reihe wie Alex King oder Anton Gavel zusehends weniger Einsatzzeit bekamen - Schlüsselspieler dagegen Substanzverlust beklagten. Pesic will sich zu den Vorwürfen nicht äußern, seine Hoffnungen liegen auf dem neuen Mann an der Seite: Dejan Radonjic.

Über den neuen Coach freut sich einer ganz besonders: Maik Zirbes. "Ich habe ihm sehr viel zu verdanken", sagte er, denn Radonjic hatte ihn in seiner Zeit bei Roter Stern Belgrad zu jenem europäischen Topspieler geformt, der ihn schließlich für den FC Bayern so interessant machte. Was auch viel mit Stefan Jovic zu tun hatte, denn der war zu dieser Zeit der Spielmacher des serbischen Topklubs, der unter Radonjic mit dem kongenialen Duo Jovic und Zirbes zwei Meisterschaften gewann und zu neuer Blüte trieb. Wie gut dieses Pärchen auf dem Spielfeld harmonierte, bekamen die Bayern seinerzeit selbst zu spüren, als sie gegen Belgrad zwei empfindliche Niederlagen einstecken mussten und nicht zuletzt deswegen aus der Euroleague flogen. Seither konnte sich der Klub nicht mehr für den höchsten europäischen Wettbewerb qualifizieren. Und um das zu gewährleisten, muss der FCB Meister werden, deshalb wurde der 48-jährige Montenegriner verpflichtet. Deshalb wurde Djordjevic vor die Tür gesetzt.

Zirbes ist überzeugt davon, dass dies die richtige Entscheidung war. Er war allerdings einer derjenigen Akteure, die unter Djordjevic wenig Einsatzzeit bekamen, weshalb er sich auch einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte: Bei Radonjic sei "alles sehr fair, da ist wenig Platz für große Egos. Wer gut trainiert, der spielt auch". Er sehe den Trainerwechsel "persönlich sehr positiv". Teamgefährte Jovic wollte sich nicht äußern, er ließ seine Leistung für sich sprechen. Der Regisseur war schon unter Djordjevic gesetzt und zeigte starke Partien, gegen Ulm aber wirkte er ganz besonders inspiriert. Der serbische Nationalspieler überzeugt nicht nur durch seine Assists, er klaute in der Abwehr Bälle und punktete zweistellig, für gewöhnlich nicht seine Domäne.

Er formte das Duo zu Topspielern in Europa: Trainer Dejan Radonjic. (Foto: imago)

Die Verantwortlichen, die laut Pesic die Entlassung einstimmig goutierten, sind mit dem Austausch des Trainers so kurz vor den Playoffs ein großes Risiko eingegangen, es wird fortan besonders auf das Mannschaftsgefüge ankommen. Ganz abgesehen davon, dass ein Klub bei so einer Maßnahme unter den gegebenen Umständen keine sonderlich gute Figur abgeben kann. Nun müssen positive Ergebnisse her, schnell und nachhaltig. Am Samstag im Heimspiel gegen Gießen (18 Uhr) ist ein Sieg Pflicht. Sonst wird es den Beteiligten auch zukünftig Schweißperlen auf die Stirn treiben.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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