FC Bayern Basketball:Münchner Evergreen

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Nihad Djedovic. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Nihad Djedovic bleibt weitere vier Jahre beim alten und neuen deutschen Meister. Der 29-Jährige werde eines Tages ein großes Erbe hinterlassen, sagt Sportdirektor Baiesi.

Von Ralf Tögel, München

226 Spiele, 2719 Punkte: Nihad Djedovic ist nicht nur Rekordspieler der Basketballer des FC Bayern München, der gebürtige Bosnier, der seit etwas mehr als vier Jahren auch den deutschen Pass hat, ist auch ein Freund klarer Worte. Ob es ihn störe, dass Alba den schöneren Basketball in der Finalserie gespielt hätte, wurde er noch auf dem Spielfeld nach dem dritten Sieg gegen Berlin gefragt. Ansichtssache, fand der 29-Jährige nicht zu Unrecht, die spektakuläreren Aktionen waren auf Seiten der Bayern, die bekanntlich die Best-of-five-Serie 3:0 und damit die deutsche Meisterschaft gewannen. Djedovic antwortete mit einer Gegenfrage: "Was ist wichtiger, schön spielen oder Meister werden? Was ist in einem Jahr wichtiger?" Da stand er nun und drückte sich die silberne Meistertrophäe an die Brust, und wo er schon dabei war, erklärte er noch, dass ihm der Titel des wertvollsten Spielers der Finalserie, den die Basketball-Bundesliga (BBL) hernach immer kürt, ebenfalls reichlich egal sei: "Wir haben unseren Titel verteidigt, nur das zählt." Noch Fragen?

Spätestens jetzt ist auch die letzte beantwortet: Nihad Djedovic wird, was abzusehen war, auch zukünftig für den FC Bayern spielen. Marko Pesic, Geschäftsführer der Bayern, hatte ja noch auf der Meisterfeier gesagt, dass Djedovic gerne seine Karriere in München beenden könne - "er muss es nur sagen". Er will, hatte Djedovic kurz darauf geantwortet. Ringe wurden keine getauscht, die Beziehung aber für weitere stattliche vier Jahre verlängert. Würde man den Kader der Münchner mit einer Jukebox vergleichen, Djedovic wäre der Evergreen: Der 1,99 Meter große Athlet geht in seine achte Saison beim FCB, der weitere drei folgen werden. Mit gutem Grund: "Nihad hat die beste Saison seiner Karriere hinter sich und ist ein würdiger Final-MVP", urteilt FCB-Sportdirektor Daniele Baiesi, "er hat seine Leistung auf ein neues Level gebracht und identifiziert sich zugleich mit diesem Klub in einer Art und Weise, dass er hier eines Tages ein großes Erbe hinterlassen wird."

Djedovic, der München als seine "zweite Heimat" bezeichnet, verbrachte seine ersten sieben Lebensjahre hier, ehe er nach sportlichen Engagements in Spanien, Italien und der Türkei für eine Saison nach Berlin wechselte - bevor er im Sommer 2013 nach München zurückkehrte. Seither reiht er eine starke Spielzeit an die andere, ist nicht nur zuverlässigster und bester Punktesammler, Djedovic hat seine ohnehin vielseitigen Fähigkeiten um eine weitere Facette erweitert: die des bissigen Abwehrspielers. Hauptverantwortlich dafür ist Coach Dejan Radonjic, der die Abwehrarbeit als wichtigstes Stilmittel für Titel erachtet und somit auch die Defensivqualitäten des sicheren Dreierschützen schärfte. "Ein hartes Stück Arbeit", sei das gewesen, so erfolgreich indes, dass Djedovic mittlerweile mit der Aufgabe vertraut wird, besonders gute gegnerische Spielmacher zu bremsen.

Nach dem Weggang von Braydon Hobbs kommt nun also Bewegung in die Gestaltung des neuen Kaders, weitere Verpflichtungen werden in den nächsten Tagen folgen. Oder Weggänge: So mehren sich die Hinweise, dass der serbische Spielmacher Stefan Jovic die Bayern Richtung NBA verlässt, die Houston Rockets haben Interesse signalisiert, wie Marko Pesic kürzlich bestätigte. Sportdirektor Baiesi wird Anfang Juni nach Las Vegas reisen, um die Summer League zu verfolgen, die gilt als NBA-Sprungbrett für Spieler, die noch keinen Vertrag haben. Es ist auch anzunehmen, dass sich der Italiener mit Derrick Williams trifft, der kurz vor seiner Abreise in die Heimat nochmals bestätigte, dass er nach München zurückkehren wolle - sollte kein passendes Angebot aus der NBA kommen. Die Chancen, das Vladimir Lucic in München bleibt, bezifferte Baiesi auf "50:50". Man werde jedoch keine Entscheidungen unter Druck treffen, es sei ratsam, die Emotionen herunterzukühlen und sich dann in Ruhe zu unterhalten.

Einen radikalen Wechsel werde es ohnehin nicht geben, bestätigt Baiesi, dass der Meister weiter auf einen intakten Kern an Spielern setzen werde. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Williams im Vorjahr erst Ende September unterschrieben habe, bei Jared Cunningham im Jahr davor war es Ende August. Der Markt komme erst nach der Summer League so richtig in Bewegung, so Baiesi, dann sagt er: "Die Letzten werden die Besten sein."

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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