FC Bayern Basketball:Europäische Schule

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Bloß kein Druck: Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic sieht die Saison als Lernprozess für Mannschaft und Verein. Sollte man es unter die besten Acht schaffen – auch gut. (Foto: Roland Krivec/imago/DeFodi)

"Wir wollen lernen": Die Basketballer des FC Bayern spielen am Mittwoch in der Euroleague in Athen, am Freitag kommt Mailand.

Von Ralf Tögel, München

Es ist eine Saison zum Lernen. Erfahrung sammeln. Sich an das Niveau gewöhnen. Marko Pesic betont das immer wieder, wenn er zu den Zielen der Basketballer des FC Bayern in der Euroleague befragt wird. Das hat einen Grund. Denn im Vergleich zu den ersten Ausflügen in den höchsten kontinentalen Wettbewerb hat sich das Format deutlich verschärft.

Als die Euroleague das Potenzial des Münchner Weltvereins erkannt hatte, erhielt er 2013 erstmals eine Wildcard. Im Jahr darauf qualifizierte sich der FCB als Meister, erhielt im folgenden Jahr erneut eine Wildcard. Neu ist die Euroleague also keineswegs für die Münchner, das Format aber sehr wohl: Bis zur Saison 2016/17 gab es ein Teilnehmerfeld von 24 Teams in vier Gruppen. Die jeweils besten Vier zogen in die Hauptrunde ein. Er erinnere sich an Mannschaften wie Zgorzelec oder Straßburg, sagt Pesic, Klubs, die heute nicht mehr für die Euroleague in Frage kämen.

Nun ist das Feld auf 16 Mannschaften reduziert, die sich in einem Ligabetrieb mit 30 Spielen um den Einzug in die K.o.-Runde balgen. Es handelt sich also ausschließlich um europäische Topteams wie Panathinaikos Athen oder Olimpia Mailand, die nächsten beiden Gegner der Bayern. Um dieses Programm zweier parallel stattfindender Wettbewerbe überhaupt schultern zu können, rasen die Spiele in enger Abfolge auf die Königsklassenteilnehmer zu, der Auswärtspartie in der griechischen Hauptstadt am Mittwoch (20 Uhr) folgt schon am Freitag (20.30 Uhr, Audi Dome) das Heimspiel gegen Mailand, ehe am Sonntag (18 Uhr) Bundesliga-Konkurrent Frankfurt in München gastiert. Pesic bezeichnet es daher als Fehler, würde man sich in diesem Dickicht an Spielen nicht ausschließlich auf die nächste Aufgabe konzentrieren, "sonst verliert man sich schnell". Die erste Erfahrung der Mannschaft in dieser kontinentalen Spielzeit war, dass man die Konzentration tunlichst über die gesamte Spielzeit hochhalten sollte. "Solchen Mannschaften genügen ein paar Minuten der Schwäche und, bumm, sind sie 15 Punkte weg", erklärt Pesic. Gegen Anadolu Istanbul oder Tel Aviv habe man das leidvoll erfahren müssen. Das werde in Athen nicht anders sein, zumal dort eine intensive Atmosphäre herrsche, wie Spielmacher Maodo Lo zu berichten weiß. Er war bereits mit Bamberg zu Gast bei Panathinaikos, "die Stimmung ist unfassbar". Die Griechen, die mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht gerade zufrieden sind, dürften zudem eine Revanche für die 79:80-Niederlage in München im Sinn haben. Kurz vor dem Jahreswechsel wurde Erfolgscoach Xavi Pascual vor die Türe gesetzt. Ihm folgte in Rick Pitino ein Coach, der unter anderem in New York und Boston sieben Jahre in der NBA tätig war. Nun befehligt der 66-Jährige eine Auswahl an in der Euroleague gestählten Spitzenspielern, aus denen der Amerikaner Keith Langford und der griechische Nationalspieler Nick Calathes etwas herausragen. Beide weisen NBA-Erfahrung auf.

Auf Seiten der Münchner wird wohl Regisseur Stefan Jovic in den Kader zurückkehren, jedenfalls saß er im Flieger nach Athen. "Er ist seit Dienstag wieder im Training", sagt FCB-Trainer Dejan Radonjic. "Wir werden sehen, ob es reicht."

Auch wenn der Geschäftsführer keinen Druck auf die Spieler aufbauen will und daran erinnert, dass "wir lernen wollen", gibt Pesic gerne zu, dass es eine wichtige Woche für seinen Klub werden könnte. Mailand hat wie die Bayern eine Bilanz von acht Siegen und acht Niederlagen und steht als Siebter einen Platz vor München, der Tabellenelfte Athen ist einen Erfolg schlechter als die beiden Kontrahenten. Siege der Münchner würden jeweils den Vorteil im direkten Vergleich bedeuten, dem in der Endabrechnung um den Playoff-Einzug eine wichtige Rolle zufallen könnte. Darum sagt Pesic dann doch: "Wenn wir unter die Top Acht wollen, sollten wir eins der beiden Spiele gewinnen."

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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