FC Bayern:Autsch!

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Ausgerechnet gegen Oldenburg fehlt dem FC Bayern Stefan Jovic. Aber auch ohne den Regisseur ist der Tabellenführer Favorit. Und warnt die Konkurrenz.

Von Ralf Tögel, München

Dejan Radonjic verzieht das Gesicht, fast so, als hätte er Schmerzen. "Nein", sagt er auf die Frage, ob denn sein liebster Guard im Spitzenspiel bei den Baskets Oldenburg mitwirken kann. Dann krümmt sich der Trainer des FC Bayern München auf seinem Stuhl, es scheint jetzt richtig weh zu tun, und presst drei Worte heraus: "Ein paar Wochen." So lange wird ihm sein erster Spielgestalter fehlen. Stefan Jovic laboriert an einer Muskelverletzung im vorderen Hüftbereich. In der Partie gegen Jena hatte sich der serbische Nationalspieler die Verletzung zugezogen, so recht kann sich die medizinische Abteilung des FC Bayern München noch keinen Reim darauf machen, wie dieser muskulären Unpässlichkeit am effektivsten zu begegnen ist. Eines hingegen ist unabdingbar: Ruhe für den geschundenen Körper. Allzu arg sollte das Malheur den Coach aber nicht schmerzen, denn in Maodo Lo, Petteri Koponen oder Braydon Hobbs hat der FCB-Trainer gleich drei Alternativen für das Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL) an diesem Donnerstag bei den Baskets Oldenburg (18.30Uhr), um die ihn die gesamte nationale Konkurrenz beneiden dürfte. Jeder der Genannten würde wohl in jedem anderen Team für die Startformation in Frage kommen, beim Titelverteidiger kommen sie meist von der Bank.

Vor allem Maodo Lo, der bekanntlich auch das Spiel der deutschen Nationalmannschaft lenkt, ist nun gefordert, da trifft es sich gut, dass der Point Guard nach seiner Grippeerkrankung wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Gut ist auch, dass es angesichts der Doppelbelastung von Liga und Euroleague im internationalen Wettbewerb eine Pause gibt, die Münchner hatten nach der unnötigen Niederlage bei Vitoria-Gasteiz ungewöhnlich viel Zeit, sich für den nächsten Gegner zu präparieren: drei Tage. "Für uns ist das eine große Pause", sagt Center Leon Radosevic, "weil wir normalerweise überhaupt keine Pause haben." Keine gute Nachricht indes für Oldenburg, das sich wie jeder BBL-Gegner des ungeschlagenen Tabellenführers und Titelverteidigers in Demut übt und die Favoritenrolle nach München schiebt.

Dabei dürfte die gesamte Liga auf Oldenburg hoffen, denn wenn nicht beim Tabellenzweiten, wann sollen diese Bayern denn dann eine Niederlage im nationalen Geschäft kassieren? Der Erste beim Zweiten, mehr Spitzenspiel geht nicht, wer also sollte dem Rest der Konkurrenz beweisen, dass dieser Gegner nicht unfehlbar ist? Die Niederlagen des FCB in der Euroleague sind kein Argument, die besten 16 Teams des Kontinents - das darf man behaupten, ohne der Bundesliga zu nahe zu treten -, haben durchweg höhere Qualität. Und die Bayern haben sich zudem in dieser Saison derart weiterentwickelt, dass sie im erlesenen Euroleague-Feld durchaus das Erreichen der K.-o.-Runde beanspruchen dürfen. Was Leon Radosevic bestätigt: "Vor der Saison hätte wohl niemand gedacht, dass wir uns über eine Niederlage in Vitoria ärgern müssen", sagt der FCB-Center. In der Tat waren die Münchner trotz bescheidener Leistung mindestens gleichwertig und verschusselten den möglichen Sieg durch eine unterirdische Dreierquote. Stefan Jovic hatte im Übrigen schon im Baskenland passen müssen.

Dieser spielerische Fortschritt hat ganz nebenbei viel Selbstvertrauen in die Mannschaft gepumpt. Was allein der ungläubige Blick von Radosevic auf die Frage, ob denn eine Niederlage angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Oldenburg so schlimm wäre, bestätigt. Jedes Spiel, so versichert Radosevic glaubhaft, muss gewonnen werden. Und gerade in Oldenburg sei die Motivation besonders groß angesichts der Tabellenkonstellation.

Wird fehlen: Stefan Jovic (re.), im Spiel gegen Istanbuls Ali Muhammed. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Radosevic gibt immerhin zu, dass es schwer sei, sich immer wieder zwei Tage nach einem Duell auf höchster europäischer Ebene für den Ligaalltag zu pushen, aber dafür hat der FC Bayern ja diesen breiten und exzellent besetzten Kader. Dann sagt der Center etwas, das die Konkurrenz hierzulande in eine gewisse Aufregung versetzen sollte. Natürlich sei das erste Ziel, die Tabelle nach der Hauptrunde anzuführen, um sich für die Playoffs bis ins Finale das Heimrecht zu sichern. Aber wieso diese Aufgabe nicht ohne eine einzige Niederlage meistern? "Wir wollen immer gewinnen und die Saison auch ungeschlagen beenden."

Erster Kandidat, dies zu verhindern, sind nun die Oldenburger, die zweifellos die Qualität haben, die Bayern auf dem falschen Fuß zu erwischen. Der pfeilschnelle Spielmacher Will Cummings, der vom Eurocup-Sieger Darussafaka Istanbul nach Niedersachsen wechselte und zweitbester Scorer der gesamten Liga ist, bereitete den Bayern schon im Hinspiel einige Probleme. Der österreichische Center Rasid Mahalbasic ist ein Faktor unter dem Korb und pflegt ebenfalls zweistellig zu punkten. Baskets-Urgestein Rickey Paulding ist trotz seines Alters von mittlerweile 36 Jahren einmal mehr in das internationale BBL-Allstar-Team gewählt worden - wie im Übrigen die beiden genannten Kollegen auch.

Dort werden sie es Ende März erneut mit ein paar Bayern-Spielern zu tun bekommen, Maodo Lo und Kapitän Danilo Barthel stehen bei dem Duell in der Startformation der deutschen Profis. Derrick Williams ist natürlich ins "Team International" gewählt worden, der NBA-erprobte Forward dürfte der ligabeste Profi sein. Allein deshalb wäre für die Bayern eine Niederlage einerseits zu verschmerzen - aber andererseits äußerst schmerzhaft.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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