Eishockey:Unglaubliche Gefühle

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Oh, wie ist das schön: Dominik Kahun feiert sein erstes Länderspiel-Tor. Beim 5:2 gegen die USA traf der 20-Jährige zum 1:0 für das DEB-Team. (Foto: imago/Zink)

Der Münchner Dominik Kahun macht beim Deutschland Cup in Augsburg auf sich aufmerksam

Von Johannes Schnitzler, Augsburg/München

Dominik Kahun blieb stehen. Er nahm sich noch einmal Zeit für zwei Journalisten, die dann noch ein paar allerletzte Fragen hatten. Eigentlich war der 20-Jährige nach dem 5:2-Erfolg der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft gegen die USA, der dem Titelverteidiger beim Deutschland Cup in Augsburg den Turniersieg gesichert hatte, schon fertig zur Abfahrt nach München, wo er am Dienstag zusammen mit Teamkollege Daryl Boyle beim EHC im Training zurückerwartet wird. In der rechten Hand, sauber auf einem Bügel, trug Kahun Hemd und Ausgehanzug des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), in der linken einen Pappkarton mit Pizza, die Erstversorgung für müde, hungrige Profis. Aber Kahun, der Jüngste im Team, ist schon ein erfahrener Medienprofi. Die Pizza musste warten.

Gerade als Kahun vom 1:0 gegen das Team USA erzählen wollte, seinem ersten Länderspiel-Treffer, spazierte hinter ihm der Hamburger David Wolf vorbei und raunte den Reportern über Kahuns Schulter hinweg zu: "Der nächste Marco Sturm." Kahun lächelte. Der Vergleich mit dem Bundestrainer, der mehr als 1000 NHL-Spiele gemacht hat, ist natürlich ein wenig hoch gegriffen - Kahun hat noch keine 50 Partien in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hinter sich. Aber die Komplimente der Kollegen schmeicheln ihm. "Ist doch schön, wenn man so etwas über sich hört", sagte Kahun.

Das Tor gegen die USA war ein typischer Kahun-Treffer: schneller Antritt, kurzer Haken um den Verteidiger, ein Schuss aus dem Handgelenk, und der Puck zischte in den Winkel. "Ein unglaubliches Gefühl", schwärmte Kahun, seine Augen leuchteten. Vor knapp einem Jahr hatte er an selber Stelle sein erstes DEL-Tor geschossen, nur war der Jubel im Curt-Frenzel-Stadion damals verständlicherweise weniger laut ausgefallen: Es war der entscheidende Treffer im Derby gegen die Augsburger Panther. Seinerzeit hüpfte Kahun vor Freude gegen die Plexiglas-Bande und sagte später: "Ein unglaubliches Gefühl."

Der im tschechischen Planá geborene Stürmer erlebt derzeit den ersten Karrierehöhepunkt. Beim EHC führt er nach 16 Saisonspielen mit fünf Toren und zwölf Vorlagen die teaminterne Scorerwertung an, und auch beim DEB hinterließ er Eindruck. Sturm stellte ihn den beiden Hamburgern Wolf und Jérôme Flaake zur Seite, was vor allem gegen die USA prächtig funktionierte: Die Reihe erzielte drei Treffer. "Die beiden können die Scheibe gut halten und wissen, wohin ich sie brauche", sagte Kahun, bemerkenswert forsch für einen Youngster. Aber Kahun kann durchaus selbstbewusst auftreten: Am Samstag, als Wolf und Flaake pausierten, "war ich auch schon nah dran". Nur der Pfosten verhinderte gegen die Slowakei sein erstes Tor im DEB-Trikot. "Läuft gut für mich", findet er.

EHC-Manager Christian Winkler habe ihn zu seiner Leistung beglückwünscht, Sturm habe ihm "eine gute Woche" bescheinigt, auch in die NHL pflegt er regelmäßig Kontakt - zu Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), seinem langjährigen Partner im Nachwuchs-Nationalteam: "Wir skypen oft oder schreiben uns auf Facebook und bei WhatsApp." Dass zu viel Lob "gefährlich sein kann für einen jungen Spieler wie mich", weiß Kahun. Er genießt die Aufmerksamkeit trotzdem. Und beteuert, dass er aus dem Turnier vor allem "Erfahrung" mitnehmen werde. Selbstverständlich werde er für Freitag, für das Derby in Straubing, "bereit sein".

Dann waren auch die letzten Fragen beantwortet. Kahun nahm Anzug und Pappkarton, die Pizza darin war längst kalt. Aber als aufstrebender Jungprofi hat man eben Opfer zu bringen für das deutsche Eishockey.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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