Eishockey:Überrollt und ausgebügelt

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"Sie haben sehr viel Qualität": Max French, 28, kanadischer Stürmer bei den Tölzer Löwen, steuerte am Sonntag drei Tore zum ersten Saisonsieg in Heilbronn bei. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Tölzer Löwen zeigen am ersten DEL-2-Wochenende zwei Gesichter: einem 3:6 zu Hause folgt ein 6:3 auswärts.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz/München

Die Saison 2020/21 begann mit Verspätung. Das ist nichts Neues, schon klar, wegen der Corona-Pandemie war der Starttermin für die DEL2 ja von Anfang Oktober auf Anfang November verlegt worden. Acht Monate lagen zwischen dem letzten Spiel der Tölzer Löwen und dem ersten der neuen Spielzeit gegen die Ravensburg Towerstars, 243 Tage, wie die fleißigen Tölzer Statistiker extra noch mal nachgezählt hatten. Doch dann mussten am vergangenen Freitag die Zuschauer zu Hause an den Laptops und Smartphones - im Stadion sind derzeit keine zugelassen - noch weitere 15 Minuten ausharren: Ravensburg stand im Stau. Aber auf ein Viertelstündchen sollte es nun auch nicht mehr ankommen.

Das Team, das dann besser aus der Kabine kam, waren gegen alle Weisheiten der Branche die Gäste. Schon nach dem ersten Drittel lagen die durchaus ambitionierten Tölzer 0:4 zurück, "überrollt" von den Oberschwaben, wie das Social-Media-Team bedrückt mitteilen musste. "Wenn du gegen eine solche Mannschaft, die Mit-Meisterschaftsfavorit ist und einen Bender in der Verteidigung und Treutle im Tor hat, musst du schlau sein", sagte Coach Kevin Gaudet. Waren seine Löwen aber nicht. "Die Fehler, die wir im ersten Drittel gemacht haben, waren hart anzuschauen. Fehler an Fehler an Fehler." Tölz wehrte sich danach zwar. Aber Ravensburg, der Meister von 2019, der sich bis zum eventuellen Start der DEL mit den Nationalspielern Tim Bender und Niklas Treutle aus Nürnberg verstärkt hat, hielt die Löwen souverän auf Distanz und gewann 6:3.

Diesen Fehlstart auszubügeln, war das erklärte Ziel der Tölzer am Sonntag bei den Heilbronner Falken. Vor allem wollten sie "ein besseres erstes Drittel spielen als die kleine Katastrophe vom Freitag", wie Gaudet ankündigte. Hinterher durfte er zufrieden feststellen: "Das haben wir gemacht." Max French (14./19.) legte doppelt vor - doch danach leisteten sich die Löwen wie am Freitag zu viele Strafen, worüber Gaudet sich ärgerte: "Die 2:0-Führung war schön, aber die Strafzeiten danach haben uns gekillt." Fast, muss man sagen. Denn nach dem Ausgleich von Stefan DellaRovere, jeweils im Powerplay, war es der erfahrene Tyler McNeely (38./42.), der wieder zwei Treffer vorlegte. Marco Pfleger (50.) und abermals French (56.) bei einem weiteren Treffer von DellaRovere (54.) stellten den Endstand her, diesmal 6:3 für die Löwen.

"Bad Tölz ist stark gestartet, sie haben sehr viel Qualität", zeigte sich Heilbronns Schweizer Trainer Michel Zeiter beeindruckt. Davon sind sie in Tölz trotz des kleinen Kaders selbst überzeugt. In McNeely und Lubor Dibelka, die am Wochenende jeweils zwei Tore und drei Vorlagen sammelten, stehen zwei Tölzer unter den besten sechs Scorern der Liga, die Löwen belegen in der noch wenig aussagekräftigen Tabelle Rang acht. Angesichts der knappen Vorbereitungszeit sagte Kevin Gaudet nach dem Auftakt gegen zwei Teams, die er am Ende unter den Top Fünf erwartet, aber auch: "Wir brauchen Wettkämpfe und diese Top-Teams als Gegner, um zu verstehen, wie man gewinnt." Sollten sie so weitermachen wie am Sonntag, werden es die Fans bis zum nächsten Spiel kaum erwarten können.

© SZ vom 10.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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