Eishockey:Überflieger auf Umwegen

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Gratulation, Glückwunsch, ganz großartig gemacht: Die Profis des EHC Red Bull München feiern sich nach dem Sieg in Bremerhaven selbst. (Foto: Foto2Press/Imago)

Mit dem 3:1 in Bremerhaven, dem achten Sieg in Serie, stellt Tabellenführer EHC München einen DEL-Vereinsrekord auf - nun kommt Angstgegner Straubing

Von Johannes Schnitzler, Bremerhaven/München

Auch ein Meister, und sei er aus München, kann mal vom Weg abkommen. Dafür muss er gar nicht erst 2706 Kilometer bis nach Rostow fliegen, um im russischen Winter 2:3 zu verlieren. Es reicht schon ein Ausflug im deutschen Spätherbst nach Bremerhaven, kombiniert mit einem zeitlich einhergehenden Pilotenstreik der führenden deutschen Luftlinie - und schon beginnt gewissermaßen im Olympiapark eine Odyssee durch das norddeutsche Tiefland. Da können die Profis des EHC Red Bull München vom Haustrunk, der angeblich Flügel verleiht, noch so viel schlürfen - selbst fliegen können sie nun mal schlecht.

Der EHC hatte generalstabsmäßig, wie es sich für einen deutschen Eishockeymeister gehört, für Mittwoch eine Maschine nach Bremen gebucht, von dort Bustransfer nach Bremerhaven zu den Fischtown Pinguins, dem aufmüpfigen Aufsteiger, der den Münchnern ihre bislang letzte Niederlage in der DEL beigebracht hatte (1:2). Das Team von Don Jackson wollte seine daran anschließende Serie von sieben Siegen in der Eisarena ausbauen, Rückflug nach München Donnerstagfrüh, so lautete der Plan. Am Dienstag war dieser Plan Makulatur: Die Flugkapitäne traten in den Ausstand. Der EHC buchte flugs um nach Hamburg (von dort Bustransfer nach Bremerhaven), statt des direkten Rückflugs nach München Übernachtung in Hamburg, Rückflug Donnerstag, 13 Uhr. Den Rest des Tages gab Jackson dem Team frei.

Der Trainer konnte dies guten Gewissens tun. Seine Spieler hatten die Situation angenommen und in Bremerhaven relativ unbeeindruckt 3:1 gewonnen. Es war der achte Sieg nacheinander für den Tabellenführer in der DEL - Vereinsrekord. "Wir waren zuletzt öfter zurückgelegen, das wollten wir heute von Beginn an besser machen", sagte Stürmer Jason Jaffray.

Schon nach 58 Sekunden fälschte Deron Quint einen Schuss von Mads Christensen unhaltbar ab, Nationalspieler Yannic Seidenberg ließ 5:50 Minuten später das 2:0 für die Gäste folgen. Die Partie schien damit früh entschieden zu sein. Die Pinguine aber strampelten noch einmal kräftig gegen den Strudel. Cory Quirk steckte seinen Schläger in einen Schuss des ehemaligen Münchners Kevin Lavallee und überwand den starken David Leggio im Münchner Tor zum 1:2 (26.).

"Wir haben im zweiten Drittel ein bisschen den Fokus verloren", monierte Jackson. "Das Spiel hätte an dieser Stelle kippen können", sagte Jaffray - was der Kanadier in der 33. Minute ganz allein mit dem 3:1 verhinderte. "Bremerhaven hat richtig hart gespielt, gerade im zweiten Drittel hatten sie ein paar gute Torchancen. Mein Tor war daher sehr wichtig", meinte Jaffray. Er hätte sogar noch ein weiteres wichtiges Tor erzielen können, scheiterte mit einem Penalty aber an Bremerhavens Torhüter Jani Nieminen (53.). "Wir haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht", fand Nationalstürmer Frank Mauer. Verteidiger Matt Smaby räumte indes ein: "Das war heute sicher nicht unser bestes Spiel. Aber manchmal zählt nur der Sieg."

An diesem Freitag erwartet den EHC ein ähnliches Spiel. Um 19.30 Uhr sind die Straubing Tigers zu Gast im Olympia-Eisstadion. Der Tabellenzwölfte verlor am Mittwoch ziemlich schmucklos 1:4 bei den zuvor dreimal sieglosen Grizzlys Wolfsburg, für Straubing war es nach zwei Siegen gegen Köln und Mannheim bereits die vierte Niederlage nacheinander. Überdies zog sich Stürmer Thomas Brandl eine Verletzung zu und wird den Tigers drei bis vier Wochen fehlen. Jackson appelliert dennoch an seine Spieler, konzentriert zu bleiben, denn die Tigers sind so etwas wie ein Angstgegner. In der vergangenen Saison verlor der EHC alle vier Hauptrundenspiele gegen Straubing, und auch das erste Duell in dieser Spielzeit ging an die Niederbayern (3:2 n.V.). "Sie bewegen den Puck schnell und sind schnell in deinem Gesicht", warnt Jackson. Er wird seine Spieler aber auch noch einmal an das Playoff-Viertelfinale erinnern, das der EHC mit 4:1 Siegen für sich entschied - es war der erste Schritt auf dem geraden Weg zum Meistertitel.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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