Eishockey:Türchen schließt sich

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„Wir durchleben gerade eine schwere Zeit“: Münchens Bastian Eckl schoss die Scheibe im ersten Drittel am fast leeren Tor der Mannheimer vorbei – seinen Kollegen ergeht es zurzeit auch nicht anders. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Sturmtief im Advent: Der EHC München verliert das Spitzenspiel in der Deutschen Eishockey Liga gegen Meister Adler Mannheim mit 2:4 - und damit auch das vierte Spiel in Serie. Am Freitag hatten die Münchner in Iserlohn kein einziges Tor geschossen.

Von Christian Bernhard, München

Pavel Gross hat dieser Tage erläutert, dass auch der Eishockeysport, wie so viele Sportarten, "immer taktischer" werde. Das hänge auch mit der Digitalisierung zusammen, "die auch vor dem Sport nicht Halt macht", erklärte der Trainer der Adler Mannheim. Schlussendlich kommt es aber auch im Eishockey darauf an, mindestens ein Tor mehr als der Gegner zu schießen. Oder überhaupt Tore zu erzielen, um Spiele gewinnen zu können - Digitalisierung und Technik hin oder her.

Der EHC Red Bull München hat im Moment genau damit Probleme: mit dem Toreschießen. Am Sonntag gelangen ihm im Topspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Adler Mannheim zwei. Diese waren die einzigen in den vergangenen drei Partien, reichten aber auch nicht: Die Mannheimer siegten 4:2 (1:1, 3:1, 0:0) und fügten dem EHC die vierte Pflichtspielniederlage in Serie binnen nur acht Tagen zu. Mit dem neunten Erfolg in Serie rückten die Adler in der Tabelle bis auf sechs Punkte an den EHC heran. "Wir durchleben gerade eine schwere Zeit", gestand EHC-Trainer Don Jackson ein.

Die Münchner taten sich zu Beginn schwer gegen das frühe und aggressive Forechecking der Mannheimer. Die erste gute EHC-Chance saß aber gleich: Trevor Parkes behauptete rund um das Adler-Tor die Scheibe, passte sie in den Torraum, und Chris Bourque schob sie flach unter Johan Gustafsson ins Tor (10.). In einer wie schon vor einer Woche sehr intensiven und temporeichen Spitzenpartie wurde den Münchnern aber auch das erste Unterzahlspiel zum Verhängnis: Daniel Fießinger ließ Matthias Plachtas Schuss abprallen und Nico Krämmer verwertete den Nachschuss (16.). Dass Münchens Bastian Eckl die Scheibe am fast leeren Tor vorbeischoss (19.), änderte nichts daran, dass die Partie auf hohem DEL-Niveau war. "Beide Mannschaften zeigen hochklassiges Eishockey", sagte Krämmer und sprach von "Werbung für das deutsche Eishockey".

In Iserlohn traf der EHC gar nicht. Torhüter Fießinger nahm das Gegentor auf seine Kappe

Zu Beginn des Mitteldrittels rutschte ein Mannheimer aus, wodurch Bobby Sanguinetti alleine auf das Adler-Tor zulief und Gustafsson mit einem hohen Schuss überwand (22.). Die Gäste leisteten sich einige Strafzeiten, blieben aber im Spiel und schlugen gegen Ende des Drittels zu. Erst traf Björn Krupp von der Blauen Linie (34.), dann Plachta in Überzahl nach einem schlechten Münchner Wechsel (36.). 16 Sekunden vor Drittelende legte David Wolf Mannheims 4:2 nach. Auf die Frage, was der EHC besser machen müsse, antwortete Bourque nach dem Mitteldrittel: "Ein bisschen von allem." Gegen diese Adler war aber nichts mehr drin, auch etwas mehr als zwei Minuten mit sechs Feldspielern am Spielende reichten nicht. "Die gefährlichen Schüsse, die wir normalerweise produzieren, haben gefehlt", sagte Eckl.

Der EHC war mit einer Auswärtsniederlage bei den Iserlohn Roosters ins Wochenende gestartet. Beim Tabellenvorletzten verloren die Münchner 0:1, weil sie es nicht schafften, den 19-jährigen DEL-Debütanten Jonas Meffin im Tor der Sauerländer zu überwinden. Trotz 39 Schüssen blieben sie torlos, Jason Jaffray vergab gar einen Penalty (46.). "Wenn wir kein Tor schießen, ist es unmöglich zu gewinnen", stellte Jackson lapidar fest. "Wir hatten gute Chancen und haben viel in ihrer Zone gespielt, hätten aber für etwas mehr Verkehr vor dem Tor sorgen müssen. Wir hätten ein schmutziges Tor gebraucht", erklärte Münchens Topscorer Mark Voakes.

An Fießinger lag die Niederlage nicht, auch wenn der EHC-Torhüter den einzigen Treffer in Iserlohn auf seine Kappe nahm. Fießinger hatte sein viertes Pflichtspiel in Serie bestritten, da die beiden Nationaltorhüter Danny aus den Birken und Kevin Reich zu den zwölf Spielern gehören, die den Münchnern derzeit nicht zur Verfügung stehen. Besonders im Sturm hapert es, sieben Angreifer fehlten Jackson am Wochenende. Wegen der grassierenden Stürmer-Not kamen die Verteidiger Andrew Bodnarchuk und Luca Zitterbart am Sonntag im Angriff zum Einsatz. Justin Shugg, der am Mittwoch verpflichtet worden war, konnte in seinen ersten beiden Spielen kaum Offensivakzente setzen.

Leichter wird es für den EHC in den nächsten Tagen nicht. Am Dienstag reist er zum Tabellenzweiten, den Straubing Tigers. Die Niederbayern hatten den Münchnern im Oktober die erste Saisonniederlage zugefügt (1:5). Bis dahin war die EHC-Welt noch in Ordnung gewesen.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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