Eishockey:Rauf aufs Rad!

Lesezeit: 3 min

Nach acht Monaten Pause kehrt die Deutsche Eishockey Liga mit einer Pokalrunde in den Wettkampfmodus zurück. Beim EHC München löst das Freude aus, bei Gegner Mannheim Kritik.

Von Christian Bernhard, München

Come on! Münchens Kapitän Patrick Hager ist ganz angetan von der Idee, zum ersten Mal seit März wieder richtiges Eishockey zu spielen. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Dominik Kahun hatte - wie so viele Eishockeyprofis - in den vergangenen Monaten ein großes Problem: Er konnte seinen Sport nicht wettkampfmäßig betreiben. Mehr als acht Monate hieß es für den 25-jährigen Stürmer: abwarten, trainieren, hoffen. Mehr war nicht drin. "Eine so lange Wettkampfpause hatte ich noch nie", sagt er. Nun hat die Warterei ein Ende. Zwar nicht im Trikot der Edmonton Oilers, bei denen Kahun kürzlich seinen vierten NHL-Vertrag unterschrieben hat. Dafür aber im Dress des EHC Red Bull München, mit dem er zwischen 2016 und 2018 dreimal die deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Kahun verstärkt die Münchner leihweise beim Magentasport Cup, einem Testturnier für den etwaigen Ligastart im Dezember. Los geht es für den EHC am Donnerstag (19.30 Uhr) mit einem Auswärtsspiel bei den Adlern Mannheim.

Der EHC ist einer von acht Vereinen, die an dem Testturnier teilnehmen. Zusammen mit Mannheim, den Berliner Eisbären und den Schwenninger Wild Wings sind die Münchner in der Gruppe B. Die Düsseldorfer EG, Krefeld Pinguine, Fischtown Pinguins Bremerhaven und Grizzlys Wolfsburg bilden die Gruppe A. Jedes Team spielt innerhalb der Gruppe zweimal gegen jeden. Die jeweils zwei besten Teams treffen nach dem Ende der Gruppenphase (8. Dezember) in den Halbfinals aufeinander (10./11. Dezember), das Endspiel findet am 12. oder 13. Dezember statt. Um das Corona-Risiko so gering wie möglich zu halten, werden alle Spieler 36 Stunden vor jeder Partie getestet.

Das Turnier ist ein Testlauf für die etwaige Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), die in der zweiten Dezemberhälfte beginnen soll. Am 19. November will die Liga im Rahmen einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung entscheiden, ob und wann es losgeht. Die Vorzeichen dafür, dass es tatsächlich noch eine Spielzeit geben könnte, verdichten sich. Der ERC Ingolstadt - einer der sechs DEL-Klubs, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht am Cup teilnehmen - teilte am Dienstag mit, dass er im Falle des Falls mit am Start wäre. Patrick Reimer, erfolgreichster Torschütze der DEL-Geschichte und Mitbegründer der Spielergewerkschaft SVE, sagt, er sei "sehr zuversichtlich", dass es im Dezember wieder DEL-Eishockey geben wird.

Die Münchner sind derweil froh, aus dem monatelangem Trainingsmodus in den Wettkampfmodus umschalten zu können. "Meine Spieler sehen im Training glücklich und frisch aus. Sie können es kaum erwarten, endlich loszulegen", sagt EHC-Trainer Don Jackson, der in Mannheim ein "großes Spiel" erwartet. Die Duelle mit den Adlern seien immer mit "viel Dramatik" verbunden. Kahun unterstreicht das, was die DEL-Siegerliste der vergangenen fünf Jahre verdeutlicht: "Für mich sind München und Mannheim die zwei besten Teams in Deutschland." Der EHC, der auf den Ende August am Bein operierten Stammtorhüter Danny aus den Birken verzichten muss, ist bereits seit dem 10. August im Mannschaftstraining und hat in den drei Trainingsmonaten zehn Testspiele bestritten, von denen er sieben gewann.

Training und Testspiele allein machen Profisportler aber nicht glücklich, was man unschwer an den jüngsten Aussagen von Mannheims Trainer Pavel Gross ablesen kann. Der 52-Jährige kritisierte die Liga ob mangelnder Transparenz und der späten Entscheidung über den Saisonstart - die vergangene wurde am 10. März abgebrochen: "Man hat nichts gehört, man hat nur spekuliert. Spekulationen kommen nur dann, wenn wir keine Transparenz haben, wenn wir keine Kommunikation haben", sagte Gross. Er hätte sich eine schnellere Entscheidung gewünscht. "Wir haben noch nicht so viel Positives gehört von der Seite der Liga, das muss man schon sagen." Gross' Vorgesetzter in Mannheim, Adler-Geschäftsführer Daniel Hopp, sitzt übrigens im Aufsichtsrat der DEL.

Für die Spieler bietet der Cup willkommene Matchpraxis. NHL-Profi Marc Michaelis (Vancouver), leihweise für die Adler im Einsatz und so wie die sechs Münchner Daniel Fießinger, Yannic Seidenberg, Yasin Ehliz, Maximilian Kastner, Nicolas Appendino und Maximilian Daubner in der vergangenen Woche beim Deutschland Cup in Krefeld auf dem Eis, sagt, die ersten Pflichtspiele dort nach der langen Pause hätten sich "sehr komisch angefühlt". Es sei ein bisschen wie beim Fahrradfahren: "Man verlernt es nie, aber es braucht wieder etwas Anlaufzeit, um reinzukommen, wenn man aus der Übung ist." An einer Sache mangele es aber nicht: Energie, sagt Michaelis, "ist im Überfluss vorhanden". Das sollte auch für die Münchner gelten.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: