Eishockey:Pünktlich auf den letzten Ticker

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Die Tölzer Löwen setzen ihre Siegesserie mit den Erfolgen Nummer acht und neun gegen Crimmitschau und Frankfurt fort. Am Dienstag kommt Bad Nauheim zum Spitzenspiel der DEL 2.

Von Johannes Schnitzler, München

Vor wenigen Wochen beschwerte sich Kevin Gaudet, Trainer der Tölzer Löwen, noch über die Aufmerksamkeitsspanne der Profis in der zweiten deutschen Eishockey-Liga (DEL 2): Eine konzentrierte Leistung über 60 Minuten bekomme man dort selten zu sehen. Dazu muss man erstens wissen, dass Gaudet kinderlos ist - sonst wäre ihm bekannt, dass junge Menschen heutzutage nicht mehr in Schulstunden oder gar in 60-Minuten-Zyklen denken, sondern eher in kürzeren Maßeinheiten wie SMS oder Whatsapp. Zweitens ist der Hinweis auf die übliche Länge eines Eishockeyspiels völlig unangebracht, weil seine Mannschaft ohnehin dauernd in die Verlängerung geht. Man kann die Uhr nach ihr stellen: Am Freitag gewannen die Löwen zu Hause gegen die Eispiraten Crimmitschau 3:2, am Sonntag siegten sie mit demselben Ergebnis bei den Löwen Frankfurt; am Freitag waren noch fünf Sekunden zu spielen, als Johannes Sedlmayr die Scheibe über die Linie schubste, am Sonntag waren es 45. Der Torschütze hieß Max French. Es waren die Erfolge Nummer acht und neun hintereinander für die Löwen (die kurioserweise in der Tabelle trotzdem einen Platz verloren, weil Heilbronn mit sechs Zählern am Wochenende auf Rang drei kletterte). Zweimal siegten sie quasi auf den letzten Ticker.

Gaudet trägt seiner Mannschaft die kleinen Konzentrationslücken längst nicht mehr nach. Er sei "unglaublich stolz auf mein Team", sagte der 56-Jährige am Sonntag. Beide Mannschaften hätten viele Fehler gemacht, aber am Ende "sind wir erneut auf der glücklicheren Seite". Glück allein ist aber nicht der Grund für den Tölzer Lauf. "Wir haben neun Mal in Folge gewonnen. Das ist verdammt schwer zu erreichen", sagte Gaudet und lobte die Mentalität seiner Spieler: "Da brauchst du echte Krieger - und genau das sind wir."

Das Spiel in Frankfurt brachte zunächst einmal ein Wiedersehen mit Stephen MacAulay, vergangene Saison Topscorer der Tölzer Löwen. Am Sonntag blieb er ohne großen Einfluss auf das Spiel. Dafür traf Marius Erk (5.) früh zur Frankfurter Führung. Shawn Weller, mit seinem roten Rauschebart das Inbild eines Kriegers, glich zu Beginn des zweiten Drittels auf Vorlage seines langjährigen Kampfgefährten Tyler McNeely aus (23.). Doch abermals gerieten die Gäste in Rückstand. Martin Buchwieser verwertete einen Nachschuss zum 2:1 (30.). ECT-Kapitän Philipp Schlager erwies sich indes als echter Anführer und egalisierte in der 49. Minute, ehe French mit seinem zwölften Saisontor in der Overtime den Zusatzpunkt für Tölz sicherte. "Großes Lob an mein Team. Wir waren zweimal hinten", resümierte Gaudet. Lediglich der kurzfristige Ausfall von Lubor Dibelka und die Leistenverletzung Sedlmayrs, der das Heimspiel an diesem Dienstag (19.30 Uhr) gegen den Tabellenzweiten Bad Nauheim verpassen wird, trüben die tiefe Zufriedenheit. Andererseits: Irgendeinen Weg finden die Löwen derzeit immer. So gewannen sie auch das erste Duell in dieser Saison gegen Bad Nauheim: 3:2, nach Verlängerung.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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