Eishockey-Oberliga:Glücksgefühle in Kleefeld

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"Beide schenken sich nichts": Der Tölzer Marinus Reiter (Mitte) hat es hier gleich mit zwei Indians, Max Wasser und Lukas Valasek (v.l.), zu tun. (Foto: Oliver Rabuser)

Die Tölzer Löwen stehen gegen Hannover vor dem Einzug ins Halbfinale.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Dass die Eishockey-Begeisterung in Hannover groß ist, weiß man außerhalb Niedersachsens nirgendwo besser als in Bad Tölz, der Heimat von Hans Zach. Unter dem ehemaligen Bundestrainer holten die Scorpions 2010 die deutsche Meisterschaft in die Landeshauptstadt. Danach ging es mit dem Klub bergab, es folgten Insolvenzen und Neugründungen, und 2013 war das Kapitel DEL in Hannover beendet. Eishockey aber blieb am Leben und entwickelte eine verwirrende Vielfalt. Gleich drei lokale Teams spielen in dieser Saison in der Oberliga Nord: die Scorpions aus Langenhagen, die Wedemark Scorpions aus Mellendorf und die Hannover Indians. Wobei die Indianer aus dem Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld die Rolle des Kultvereins innehaben. "Das ist wie Bayern gegen 1860", erinnert sich Klaus Kathan.

Der ehemalige Nationalstürmer aus Bad Tölz war 2010 Teil der Scorpions-Meistermannschaft. Am Sonntag gastierte der 40-Jährige mit den Tölzer Löwen zum zweiten Halbfinale in der Best-of-five-Serie bei den Indians im altehrwürdigen Stadion am Pferdeturm, einem 1387 erstmals urkundlich erwähnten Teil der mittelalterlichen Wehranlage - gewissermaßen das Grünwalder Stadion von Hannover. Die Stimmung vor 3366 Zuschauern war "Wahnsinn", sagte Löwen-Trainer Axel Kammerer, "unglaublich". Zur Vorbereitung waren die Tölzer am Samstag mit dem Doppeldeckerbus ins feine Langenhagen angereist, wo Kathan einst schon mit den Scorpions trainierte. Betreuer und Physiotherapeut von damals schauten vorbei, auch Geschäftsführer Marco Stichnoth war da, "das war nett", fand Kathan. Und natürlich "haben sie uns alle Glück gewünscht." Das Daumendrücken half: Wie beim 1:0 am Sonntag in Bad Tölz, als Julian Kornelli in der fünften Minute der Verlängerung zum Sieg getroffen hatte, setzten sich die Löwen auch am Sonntag knapp durch, 3:2 (1:0, 0:2, 2:0). Mit einem weiteren Sieg am Dienstag (19.30 Uhr, Hacker-Pschorr-Arena) kann Kammerers Team den Einzug ins Halbfinale perfekt machen.

Nach der Tölzer Führung durch Kapitän Florian Strobl (18.) hatten Dennis Arnold (21.) und Branislav Pohanka (31.) die Indians erstmals in dieser Serie in Führung geschossen. Trotz etlicher, auch unnötiger Strafzeiten im letzten Drittel drehten die Gäste die Partie aber binnen 59 Sekunden wieder durch Tore von Christian Kolacny (44.) und Jordan Baker (45.). "Das spricht für uns", meint Kathan. "Wir haben einen guten Lauf." Kammerer indes will nicht von einer Vorentscheidung sprechen. "Wir sind 2:0 vorne, besser könnte es nicht sein. Aber beide Mannschaften schenken sich nichts." Anders die Scorpions - die aus Mellendorf und die aus Langenhagen nämlich: Beide wollen fusionieren und künftig als ein Team antreten. Was zumindest für ortsunkundige Busfahrer ein großes Geschenk wäre.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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