Eishockey:Kulleraugen und Komplimente

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Fast wie daheim ist es doch am schönsten: Die Münchner Debütanten Konrad Abeltshauser und Maximilian Kastner sind von der Atmosphäre beim Deutschland Cup beeindruckt, der DEB-Präsident lobt Jerome Flaake

Von Johannes Schnitzler, Augsburg/München

Es ist nicht leicht, sich einen 1,95 Meter großen Erwachsenen als kleinen Jungen vorzustellen, mit Kinderkulleraugen und seligem Bescherungslächeln im Gesicht. Aber dann stand Konrad Abeltshauser, 1,95 Meter, in der Mixed Zone vor den Journalisten, strahlte aus Kinderkulleraugen und lächelte ein seliges Bescherungslächeln. Sein erstes Länderspiel lag wenige Minuten hinter dem 24-Jährigen, und auch wenn die Nationalmannschaft ihr Auftaktspiel beim Deutschland Cup in Augsburg gegen den späteren Turniersieger Slowakei 1:3 verloren hatte: "Auf diesen Tag werde ich immer mit Stolz zurückblicken", sagte Abeltshauser.

Der Verteidiger war neben Maximilian Kastner einer von drei Debütanten im Team von Bundestrainer Marco Sturm und neben Kastner, Jerome Flaake und dem Kanadier Jon Matsumoto einer von vier Spielern des EHC Red Bull München, die in Augsburg zum Einsatz kamen. Hätte Abeltshauser zur Arbeit nicht wie üblich Schlittschuhe getragen, man hätte meinen können, er sei in dieser Woche noch ein paar Zentimeter gewachsen. Oder er schwebe. "Mir macht das einen Riesenspaß hier. Und vor heimischem Publikum - also, vor fast heimischem Publikum in Augsburg zu spielen, wo Freunde und Familie teilhaben können an dem großen Tag, das macht das Ganze noch ein bisschen exklusiver." Zwar musste er ebenso wie Kastner beim einzigen deutschen Turniersieg gegen die Schweiz pausieren und startete somit mit zwei Niederlagen in seine Länderspielkarriere. Aber die positiven Eindrücke konnte Abeltshauser keiner nehmen: "Dieser Gänsehautmoment, wenn das ganze Stadion die Nationalhymne singt, ist einfach unbeschreiblich."

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(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Vier Münchner in Augsburg: Jerome Flaake beim 1:3 gegen Kanada,...

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(Foto: Imago/foto2press)

...Jon Matsumoto...

...und die beiden Debütanten Konrad Abeltshauser und Maximilian Kastner (v.li.).

Marco Sturm lobte den Einsatz der beiden Neulinge. "Sie haben mir gefallen. Kastner war zu Beginn ein bisschen nervös, aber er hat sehr solide und gut gespielt. Abeltshauser hatte viel Eiszeit. Sicher waren ein paar Kleinigkeiten dabei, aber ich bin zufrieden." Kastner war die Anspannung vor seiner Premiere anzumerken. "Ich hoffe, meine Nervosität legt sich mit dem ersten Spiel", sagte der 23-Jährige. Ganz ablegen konnte er sie nicht. Aber der Mittelstürmer, der gegen die Slowakei mit Flaake und Yasin Ehliz spielte und gegen Kanada mit Leo Pföderl und Nico Krämmer, arbeitete sich mit viel Einsatz in seine Rolle hinein. "Ich muss mich nicht verstecken", sagte er. Wie kompromisslos er dieses Credo umsetzte, zeigte er gegen Kanada mit einer Strafzeit wegen übertriebener Härte, als er ausgerechnet Matsumoto den Helm vom Kopf wischte.

Franz Reindl erwähnte die Münchner in seiner Bilanz ebenfalls lobend. "Abeltshauser hat ein super Turnier gespielt, auch Flaake", sagte der DEB-Präsident. "Natürlich fehlt manchmal der letzte Schritt, die entscheidenden zwei Zentimeter. Aber dafür sind solche Spiele gut. Die Jungen brauchen den harten Wettkampf." Die Mannschaft habe sich gut verkauft, fand Reindl.

Flaake ist in der Vergangenheit schon heftiger vom Präsidenten kritisiert worden. Mit nun 41 Länderspielen gehört der 26-Jährige zu den Kandidaten, die sich Hoffnung auf eine Berufung zur Heim-WM im kommenden Mai machen dürfen. Es wäre seine zweite nach dem Turnier in diesem Jahr in St. Petersburg, als das DEB-Team erstmals seit 2011 wieder das Viertelfinale erreichte. In den drei Jahren zuvor unter Pat Cortina hatte Flaake jeweils verletzungsbedingt abgesagt. Auch Abeltshauser hat Chancen. Er wäre bereits in diesem Jahr ein Kandidat für Sturm gewesen, wenn er sich nicht vor dem Playoff-Finale eine Knieverletzung zugezogen hätte. In Augsburg, sagte er, sei nun für ihn "ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen".

Für Maximilian Kastner war der Deutschland Cup zunächst eine wertvolle Erfahrung. "Die jungen Spieler sehen hier, auf welchem Level, mit welchem Tempo international gespielt wird", sagte Marco Sturm. "Und bei der WM gibt es sicher noch mehr Druck. Wer da nicht alles gibt, den kann man auch nicht brauchen." Kastner wird weiter alles geben und sich nicht verstecken. Aber er ist Realist genug, um keine Ansprüche zu stellen. Sein Trikot, wenn er es denn behalten dürfe, "bekommen die Eltern daheim in Garmisch", sagte er, als "schöne Erinnerung". Kastner meinte: an seine ersten beiden Länderspiele. Es sollen ja nicht seine letzten bleiben.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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