Eishockey:In Tantalus' Suppenküche

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Die Verteidigung steht – und manchmal sitzt sie auch, von links Andreas Schwarz und André Lakos. „Leider leidet jetzt die Offensive“, sagt Trainer Rick Boehm (im Hintergrund). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach dem Heimsieg in Heilbronn verpassen es die Tölzer Löwen, in Weißwasser nachzulegen. Wieder bleibt nur ein bitterer Nachgeschmack.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Der Montag war ein trüber Tag, und das lag nicht nur am Wetter-Grau-in-Grau. Sondern auch daran, dass die Tölzer Löwen nach dem 3:1-Heimsieg am Freitagabend gegen Heilbronn am Sonntag 1:2 bei den Lausitzer Füchsen in Weißwasser verloren hatten. Aufsteiger Tölz bleibt Tabellenletzter der DEL 2, der Abstand auf den Vorletzten Weißwasser beträgt nun wieder vier Punkte. So ein grundgrauer Montag ist genau der richtige Tag für eine gute, wärmende Suppe, dachte sich Löwen-Trainer Rick Boehm und stellte sich mittags an den Herd. Eine Kraftbrühe sollte es werden, "mit Nudeln vielleicht".

Man kann sich den Tölzer Trainer vorstellen wie ein Kind, dem die Vorfreude auf ein lange ersehntes Weihnachtsgeschenk schlaflose Nächte bereitet. Und dem am Heiligen Abend mitgeteilt wird: war leider ausverkauft, hat ein anderer bekommen. Wie der gepeinigte König Tantalus, den die Götter im Tartaros zur Strafe auf eine ganz spezielle Nulldiät setzten, sieht Boehm die Früchte seiner Arbeit ständig zum Greifen nah. Doch sobald er zulangen will - schwups, sind sie weg. "Wir haben nicht mit einem Sieg in Weißwasser gerechnet", sagte Boehm. "Aber das war unser Ziel."

Nach dem 3:1 gegen Heilbronn - "ein Spiel, das wir auch hätten verlieren können" - hätten die Löwen mit drei Punkten aus der Lausitz zum ersten Mal seit dem 15. Spieltag Ende Oktober die Höllen-Regionen der Tabelle verlassen können und Anschluss gefunden an Platz zehn. Hätten. Aber nicht einmal der etwas glückliche Heimsieg gegen Heilbronn gab den nötigen Schub. Es ist zum Verzweifeln.

Dieses Spiel in Weißwasser, das war Boehm vorher klar, würde eines jener Spiele werden, das verliert, wer den ersten "groben Fehler" macht: "Und das waren leider wir." Nach torlosem ersten Durchgang traf der Kanadier Jeff Hayes im zweiten Drittel zum 1:0 (28.) für die Füchse, die Mitte des letzten Abschnitts durch Marius Schmidt auf 2:0 erhöhten (50.). Mehr als der Anschlusstreffer durch den laut Boehm zuletzt "überragenden" Verteidiger André Lakos (56.) wollte den Löwen nicht gelingen. Für Boehm umso frustrierender: Seit Wochen legt er den Fokus auf die Abwehrarbeit, endlich steht seine Hintermannschaft um den sich ständig steigernden Torhüter Andreas Mechel - doch nun treffen die Stürmer nicht mehr. "Leider leidet jetzt die Offensive", sagt Boehm.

Acht Niederlagen mit einem Tor Unterschied: "Vielleicht ändern wir was an den Sturmreihen."

Acht Mal hat sein Team mittlerweile mit nur einem Tor Unterschied verloren, acht Mal hat es den Geschmack des Sieges förmlich schon auf der Zunge gehabt. Um dann doch nur einen bitteren Nachgeschmack zu behalten.

"Unser Team arbeitet hart, trainiert gut und hat in jedem Spiel den Willen, zu gewinnen. Trotzdem stimmen die Ergebnisse nicht. Ich habe lange überlegt, was ich als Trainer noch tun kann. Die einzige Möglichkeit, um die Köpfe frei zu bekommen, ist ein kompletter Neustart." Das waren nicht etwa Boehms Worte nach der Niederlage in Weißwasser. Das waren die Worte von Hannu Järvenpää, Trainer der Lausitzer Füchse, ehe er am vergangenen Donnerstag zurücktrat. Weder denkt Boehm an Rücktritt noch droht ihm das Schicksal des Tantalus, über dessen Haupt zu allem Überfluss auch noch ein Felsbrocken schwebte, der jeden Moment herabzustürzen und ihn zu erschlagen drohte. Er weiß aber, dass er schnell Lösungen finden muss, um sein Team in Balance zu bringen. "Vielleicht ändern wir was an den Sturmreihen, um die Offensive in Gang zu bringen", sagt Boehm. Für "Aktionismus" sehe er aber "keine Grundlage".

Es ist wie beim Kochen einer kräftigen Rinderbrühe: Man braucht das richtige Rezept, die richtigen Zutaten. Und Geduld.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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