Eishockey:Früh in der Verantwortung

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Nur Mut: In dem Tabellendritten Peiting treffen die jungen Tölzer Löwen, Sechster nach der Vorrunde, auf einen routinierten Gegner. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In der ersten Playoff-Runde müssen sich die Tölzer Talente gegen Peitings Routiniers in Schlüsselpositionen beweisen

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Maximilian Kammerer geht seiner Familie im Haus zur Hand. Wenn seine jüngere Schwester Julia von der Schule kommt, setzt sich der 19-Jährige ins Auto und holt sie vom Tölzer Bahnhof ab. Wenn daheim in Reichersbeuern der Amazon-Bote klingelt, geht er an die Tür und nimmt das Paket für seine Mutter entgegen. Und wenn sein Vater Axel einen Mittelstürmer braucht, dann spielt Maximilian Kammerer eben für die Tölzer Löwen, dritte Liga statt erste, 1000 Zuschauer statt 10 000. Maximilian Kammerer, könnte man sagen, ist sich für nichts zu schade.

Eigentlich steht Maximilian Kammerer, den alle Maxi nennen, bei der Düsseldorfer EG in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) unter Vertrag. Weil die Rheinländer vor dem Playoff-Viertelfinale gegen Wolfsburg aber alle Profis an Bord haben, hilft Maxi Kammerer dank Förderlizenz bei seinem Heimatverein aus. Zehn Einsätze hat er für die Löwen absolviert, exakt so viele, wie es braucht, um für die an diesem Freitag beginnende erste Playoff-Runde der Oberliga Süd spielberechtigt zu sein. Gegner in der Best-of-five-Serie ist der EC Peiting. Klingt nicht gerade aufregend für einen Junioren-Nationalspieler, der in dieser Saison immerhin 22 Mal in der ersten Liga gespielt und seinen ersten DEL-Treffer erzielt hat. "Ganz ehrlich? Ich schaue zurzeit überhaupt nicht nach Düsseldorf", sagt Kammerer. Solange sich kein Spieler aus dem Kader von DEG-Coach Christof Kreutzer verletzt, wird er in Tölz bleiben.

Völlig selbstlos ist sein Einsatz freilich nicht. Kammerer ist Mittelstürmer der ersten Tölzer Reihe, zwischen dem ehemaligen Nationalspieler Klaus Kathan, 39, der mehr als 900 DEL-Spiele auf dem Silberrücken hat, und dem ebenfalls DEL-erfahrenen Johannes Sedlmayr. Viel Verantwortung für einen so jungen Mann. "Ich darf hier viel spielen, auch in Überzahl und Unterzahl", sagt Maximilian Kammerer, "das bringt mich richtig weiter". Und er ist nicht das einzige Tölzer Eigengewächs in einer zentralen Rolle: Mittelstürmer der zweiten Reihe ist Tobias Eder, der bereits beim EHC München unter Vertrag steht. Eder ist seit vergangenen Freitag gerade 18 Jahre alt. "Das sind Schlüsselpositionen", sagt Trainer Axel Kammerer. "Aber da habe ich keine Bedenken"; beide hätten ihre Positionen "durch Leistung gerechtfertigt".

In der ersten Playoff-Runde gegen den Tabellendritten Peiting sehen sich die Tölzer Ausnahmetalente nun ausgebufften Routiniers gegenüber wie Ty Morris, 32, und Anton Saal, 30, die in 40 Spielen zusammen 109 Scorerpunkte erzielt haben, oder Brad Miller, 30, ein Offensiv-Verteidiger mit 35 Scorerpunkten. "Das wird eine ganz knappe Geschichte", sagt Axel Kammerer. "Vielleicht verlieren wir das eine oder andere wichtige Bully", sagt der Trainer. In der Serie aber werde sich sein Team, das bis auf den verletzten Markus Busch wohl in Bestbesetzung antreten kann, durchsetzen, davon ist er überzeugt: "Weil wir es unbedingt wollen."

Was dem Tabellensechsten an Erfahrung und Torgefahr diese Saison fehlte, kann man zur nächsten ja ergänzen. SZ-Informationen nach sollen sich die Löwen bereits mit Verteidiger Josef "Beppo" Frank, 31, vom Zweitligisten Starbulls Rosenheim auf eine Rückkehr verständigt haben und mit Sonthofens Topscorer Jordan Baker, Liga-Zweiter in der Scorerliste, in aussichtsreichen Verhandlungen stehen. Solange vertrauen sie in Tölz auf ihre eigenen Talente wie Tobias Eder oder Maximilian Kammerer. Zu Hause hilft man sich eben, wo man kann.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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