Eishockey:Fledermäuse im Glück

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Mit gebremstem Schaum: Joonas Vihko, Torschütze Philipp Schlager und Marcel Rodman (v.l.) feiern den Tölzer Sieg gegen Kaufbeuren. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dank des 3:2 gegen Kaufbeuren sind die Tölzer Löwen nicht mehr Tabellenletzter der DEL 2.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Das neue Jahr ist noch jung genug, um sich zumindest schemenhaft an die guten Vorsätze zu erinnern, die man dafür irgendwann vor dem Feuerwerk mal gefasst hatte. Die Operette "Die Fledermaus", eines der beliebtesten Bühnenstücke zu Silvester, enthält dazu den berühmten Aphorismus: "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist." Ob Rick Boehm, Trainer der Tölzer Löwen, seinen Johann Strauß kennt oder nicht: er beherzigte den Rat des Walzerkönigs jedenfalls. Nach dem 3:2-Sieg in der Verlängerung gegen den ESV Kaufbeuren, dem ersten Erfolg für den Aufsteiger in der DEL 2 nach sechs Niederlagen zuvor, sagte Boehm am Mittwochabend: "Welche Niederlagen? Ach ja. Das war letztes Jahr."

Nun neigt Boehm grundsätzlich eher nicht dazu, die Dinge leichtfertig abzutun. Aber der gewissenhafte Nach- und Vorbereiter von Siegen wie von Niederlagen hat im Verlauf dieser Saison gelernt, Rückschläge nicht zu lange mit sich herumzutragen. "Man hat beiden Teams angemerkt, dass sie den Start ins neue Kalenderjahr mit aller Kraft positiv gestalten wollten", sagte Boehm. Dass seine Mannschaft das bessere Ende für sich hatte, freue ihn sehr. Die Löwen kletterten nach Monaten vom letzten Platz auf den vorletzten, punktgleich mit dem neuen Schlusslicht Bayreuth, aber mit dem besseren Torverhältnis. "Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Jetzt ist alles rosig, jetzt geht's los." Auch die Mannschaft sei "nicht herumgesprungen, als ob wir Meister geworden wären". Die Feier sei "eher etwas bescheiden, nüchtern" ausgefallen, berichtete Boehm. Glücklich ist ja auch, wer sich leise über die vermeintlich kleinen Dinge zu freuen vermag.

Das Spiel gegen den Tabellensiebten aus dem Allgäu, der mit rund 500 Fans angereist war, war schnell und unterhaltsam. Daniel Oppolzer traf nach fünf Minuten zum 0:1 für die Gäste, nur 1:50 Minuten später glich Johannes Sedlmayr für die Löwen aus, die nach torlosem Mitteldrittel im Schlussabschnitt durch Philipp Schlager in Führung gingen (46.). Diesmal war es der ehemalige Tölzer Florin Ketterer, der für Kaufbeuren egalisierte (53.). Torhüter Andreas Mechel rettete die Löwen mehrmals mit seinen Paraden, unter anderem wehrte der 26-Jährige in der Verlängerung einen Alleingang ab, ehe wiederum Sedlmayr zum 3:2 traf. "Mechel hat uns im Spiel gehalten", sagte Boehm und räumte ein: "Wir hätten das Spiel in der Verlängerung genauso verlieren können." Aber nach elf Niederlagen in dieser Saison mit nur einem Tor Unterschied dürfe man "auch mal Glück haben".

ESV-Trainer Andreas Brockmann, gebürtiger Tölzer, lobte die Löwen darüber hinaus für ihre kämpferische Leistung: "Sie haben sich aufopferungsvoll in die Schüsse geworfen." Genau das werden sie auch an diesem Freitag tun müssen, wenn sie bei Tabellenführer Bietigheim gastieren, und auch am Sonntag, wenn die Bayreuth Tigers nach Bad Tölz kommen. "Wir müssen im eigenen Drittel solide spielen", fordert Boehm. Mit Glück allein, das sollte man nicht vergessen, gewinnt man auch nicht gegen den neuen Tabellenletzten.

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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