Eishockey:Everybody's Klausi

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Nach mehr als 20 Jahren als Profi nimmt Nationalspieler Kathan, 41, Abschied - natürlich in seiner Heimatstadt Bad Tölz, wo einst alles begann.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Wenn alle nur Gutes über einen sagen, sollte man sich Sorgen machen. Womöglich liest man gerade den eigenen Nachruf. Wenn es aber um einen gesunden 41-jährigen Mann mit allenfalls leichter Glatzenbildung geht, ist die einstimmige Lobhudelei zumindest außergewöhnlich. Wer wissen will, warum Klaus Kathan, der nun mit 41 Jahren seine Laufbahn beendet hat, derart beliebt ist, muss nur den ehemaligen Bundestrainer Hans Zach fragen. Dann beginnt der einst als "Alpenvulkan" gefürchtete Eishockeylehrer sanft zu sprudeln: "Der Klaus ist ein einwandfreier Charakter. Ein ganz netter Mensch, immer freundlich, nie launisch. Immer trainingsfleißig." Und, das sollte man wohl in dem Zusammenhang nicht verschweigen, "ein hervorragender Eishockeyspieler".

Nun ist Zach wie Kathan gebürtiger Tölzer. Und Kathan gibt ohne Umschweife zu, dass Tölzer Trainer für ihn wegweisend waren: sein Vater Peter, der ihn als Dreijährigen auf Schlittschuhe stellte und mit 17 beim EC Bad Tölz in der zweiten Liga debütieren ließ - Vaters Geburtsjahr '49 trug der Sohn als Rückennummer; Mike Komma, der ihn 1996 als 19-Jährigen in die DEL nach Berlin holte; Gerhard Brunner, der ihm in Rosenheim "brutales Vertrauen" schenkte; und natürlich Zach, mit dem er 2010 in Hannover seine einzige deutsche Meisterschaft feierte.

Unter Zach zählte Kathan zum Stamm der Nationalmannschaft; zu Zeiten, als das DEB-Team zwischen A- und B-Gruppe pendelte, erreichten sie vier Viertelfinals in Serie bei den WM-Turnieren 2001, '02 und '03 sowie den Olympischen Spielen 2002. In jedem der drei Gruppenspiele gegen die Slowakei, Österreich und Lettland schoss Kathan ein Tor. In der Qualifikation gegen Norwegen hatte er beim vorentscheidenden 6:4 vier Treffer erzielt.

Nach 153 Länderspielen und Olympia 2006 in Turin endete Kathans internationale Karriere - mit gerade einmal 29 Jahren. Der Kölner Uwe Krupp verzichtete auf den damals besten deutschen Scorer - bis heute der einzige Punkt in Kathans Laufbahn, "der mir stinkt". Dass er nur mit Tölzer Trainern zurechtgekommen wäre, verneint der Stürmer: "Ich denke, Don Jackson und Pat Cortina würden auch gut über mich reden." Unter dem heutigen Münchner Coach Jackson (mit acht Titeln DEL-Rekordtrainer) holte Kathan 2006 mit Düsseldorf den Pokal (und schoss im Finale gegen Mannheim das Siegtor in der Verlängerung), unter Cortina half er, den EHC München in der Prä-Red-Bull-Ära in der DEL zu etablieren. Dort tauften sie ihn, vermutlich weil die Alpen (siehe Zach) schon besetzt waren, "Dolomiten-Gretzky". So stand es auf einem Trikot zu Ehren seines 900. DEL-Spiels.

Die beiden Jahre in München waren seine letzten Spielzeiten in der ersten Liga. 2013 kehrte Kathan zu seinem Heimatverein zurück und feierte 2017 mit den Tölzer Löwen den Aufstieg in die DEL 2. "Das war noch mal ein Highlight", sagt Kathan. Nach 933 Spielen (224 Tore) - Platz sechs in der DEL-Rekordliste -, 156 Spielen in der zweiten Liga und 187 in der Oberliga geht seine Zeit als Aktiver an diesem Samstag (18 Uhr) in der Tölzer Arena zu Ende. Weggefährten wie Tore Vikingstad, sein kongenialer Sturmpartner in Düsseldorf und Hannover, Tino Boos und Petr Taticek erweisen dem "Klausi" bei seinem Abschied die Ehre. "Mei letzt's Spui" ist eingebettet in die 90-Jahr-Feier des ECT, der Erlös geht an soziale Einrichtungen.

Was genau den Spieler Klaus Kathan neben seinem "einzigartigen Torinstinkt" (Zach) so besonders machte? "Klausi war ein Muster an Verlässlichkeit", sagt Münchens Manager Christian Winkler. "Auf dem Eis und in der Kabine hatte er für jede Situation die richtige Lösung." Der 2017 verstorbene Rekordnationalspieler Lenz Funk formulierte es wie Kathans vorletzter Trainer Axel Kammerer so: "Der Klausi kann's halt."

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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