Eishockey:Bereit für die nächste Serie

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Der entscheidende Treffer: Hier bejubeln die Münchner das 2:1 durch Yannic Seidenberg. (Foto: imago images/Revierfoto)

Obwohl dem EHC München gleich fünf Stürmer fehlen, setzt er sich nach Rückstand gegen Krefeld durch. "Zwölf Siege in 13 Spielen sind eine sensationelle Bilanz", frohlockt Trainer Don Jackson.

Von Christian Bernhard, München

Das Thema Serien ist zurzeit rund um den EHC Red Bull München sehr präsent. Wochenlang wurde über den Startrekord der Münchner geredet, den sie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erst egalisiert, dann ausgebaut hatten. Nach elf Siegen nacheinander war das Thema am vergangenen Donnerstag vom Tisch, die Serie hatte durch eine 1:5-Derby-Niederlage bei den Straubing Tigers ein Ende.

Doch nach der Serie ist vor der Serie - so gingen die Münchner das Heimspiel am Sonntag gegen die Krefeld Pinguine an. "Wir wollen angreifen und eine neue Serie starten", betonte Stürmer Maximilian Kastner. Die Krefelder kennen sich auch mit Serien aus, allerdings in negativer Sicht: Sie reisten mit zuletzt acht Niederlagen an - und setzten ihre Serie fort: Die Münchner siegten trotz Rückstand 2:1 (0:1, 2:0, 0:0) und ziehen weiter alleine ihre Kreise an der Tabellenspitze. "Zwölf Siege in 13 Spielen sind eine sensationelle Bilanz", frohlockte EHC-Trainer Don Jackson.

Der Münchner Kader war am Sonntag so dünn wie noch nie in dieser DEL-Saison. Neben den schon zuvor verletzten Derek Roy, Mads Christensen und Philip Gogulla fehlten auch Yasin Ehliz (Oberkörperverletzung) und Kastner (Geburt seines Kindes). Ohne die fünf Stürmer bekamen wie schon vergangene Woche im Champions-League-Spiel im schwedischen Karlstadt die jungen Bastian Eckl, 19, und Filip Varjecka eine Chance. Für den 18-jährigen gebürtigen Münchner Varjecka war es die DEL-Premiere. Fünf EHC-Spieler waren jünger als 20 Jahre und bekamen hinterher von Routinier Yannic Seidenberg ein Lob: "Die Jungs haben eine super Arbeit gemacht, sie helfen uns gerade hervorragend aus."

Die von finanziellen Problemen bedrohten Krefelder leisten dem EHC vorbildlich Widerstand

Der Beginn der dezimierten Münchner war vielversprechend. Trevor Parkes gab bereits nach 16 Sekunden einen gefährlichen Schuss ab, nahezu die kompletten ersten zwei Minuten spielten sich im Krefelder Drittel ab. Pinguine-Torwart Dimitri Pätzold konnte sich nicht über mangelnde Betätigung beklagen. Doch der EHC-Sturm verflachte schnell, die Krefelder kamen besser ins Spiel und prüften Danny aus den Birken im Münchner Tor mehrmals. Mitte des Startdrittels übernahm erneut der Tabellenführer das Kommando, Patrick Hager (10.) und eine durch den Torraum trudelnde Scheibe von Maximilian Daubner (15.) brachten Gefahr. In Führung gingen aber die Gäste - und das auf kuriose Art und Weise: Justin Schütz schoss beim Versuch, die Scheibe in Unterzahl aus dem eigenen Drittel zu klären, seinen Teamkollegen Blake Parlett ab. Vom Verteidiger sprang sie DEL-Topscorer Chad Costello vor den Schläger, der aus kurzer Distanz das 1:0 erzielte (19.). Parlett blieb neben dem Münchner Tor liegen und wurde vom Arzt vom Eis begleitet. Der Verteidiger kehrte nicht mehr zurück und wurde direkt nach der Partie geröntgt.

Die Krefelder, die aktuell wegen finanzieller Engpässe um die sportliche Existenz bangen, kämpften vorbildlich - kassierten im Mitteldrittel aber die zwei entscheidenden Gegentore. John Jason Peterka bediente Frank Mauer bei einem Konter mustergültig und der Nationalspieler markierte in Minute 22 das 1:1. Mauer sprach von einem "feinen Pässchen" sowie von einem "guten und wichtigen Tor". Der Münchner Druck wurde danach größer, speziell Mauer und Peterka bescherten den Rheinländern mit ihrem Tempo immer wieder Probleme. In Minute 31 war Peterka so schnell unterwegs, dass er im Tor landete - die Scheibe aber nicht. Die war sechs Minuten später dort, wo sie aus EHC-Sicht hin sollte: In doppelter Überzahl war Yannic Seidenberg mit einem harten und platzierten Schlenzer unter die Latte erfolgreich. Direkt davor und danach hatte Pätzold die Gäste mit starken Paraden vor einem höheren Rückstand bewahrt. "Jetzt müssen wir den Fuß weiter auf dem Gaspedal lassen", forderte Mauer nach dem Mitteldrittel. Das gelang nur bedingt, Krefeld blieb in der Partie und hatte Chancen, überwand Danny aus den Birken aber nicht mehr.

"Wir als Spieler können die wirtschaftliche Situation nicht beeinflussen, aber wir wollen unsere sportliche Antwort geben", hatte Krefelds verletzter Führungsspieler Daniel Pietta zuvor in einer emotionalen Mitteilung geschrieben. Die Leistung in München stimmte jedenfalls. Seidenberg hatte nach der Pleite in Straubing erklärt, dass seinen Mannschaftskollegen und ihm bewusst gewesen sei, "dass wir nicht alle 52 Hauptrundenspiele gewinnen werden". Zwölf Siege in 13 Partien können sich aber mehr als sehen lassen. Und eine Woche mal ohne ein Spiel am Dienstag fühlt sich dann wohl auch ganz gut an.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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