Eishockey:1:0 für Wolf

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Das Duell der beiden erfolgreichsten DEL-Torschützen der Geschichte geht knapp an den Münchner Kapitän. Beim 4:3 im Derby gegen Nürnberg trifft er zur Führung, Konkurrent Reimer geht leer aus.

Von Johannes Schnitzler

Dem Allgäuer haftet nach allgemeiner Einschätzung (besonders von Oberbayern) eine an Sturheit grenzende Erdverbundenheit an. Familie und Fleiß sind zentrale Koordinaten seines Wertesystems. Der Füssener Michael Wolf und der Mindelheimer Patrick Reimer sind Musterexemplare dieses Menschenschlags. Als Reimer 2017 zum zweiten Mal nacheinander zum besten Spieler der Deutschen Eishockey Liga gewählt wurde, hielt seine Frau Anja eine bewegende Laudatio auf ihren Mann. Unter Tränen sagte sie: "In all den Jahren bist du der geblieben, der du immer warst: ein bescheidener, bodenständiger, liebenswerter Mann." Von Wolf wiederum weiß man, dass er nach der Profikarriere das elterliche Schuhgeschäft übernehmen will. Treu sind beide: Im Lauf ihrer 13 respektive 14 Jahre in der DEL haben Wolf und Reimer jeweils nur für zwei Vereine gespielt. Vor allem aber sind sie die beiden erfolgreichsten Torschützen der DEL-Geschichte. Am Sonntag gingen sie gleichauf mit jeweils 314 Treffern ins Derby zwischen Spitzenreiter und Titelverteidiger EHC Red Bull München und dem Tabellenzweiten Nürnberg Ice Tigers . Ein Kopf-an-Kopf-Rennbericht in drei Etappen.

1. Drittel

Handshake. Smalltalk. Lächeln. Die erste Begegnung der beiden Kapitäne auf dem Eis: freundschaftlich. Beide haben jahrelang zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Zum Ende der vergangenen Saison schien Reimer Wolf abgehängt zu haben. Aber dann verletzte sich Reimer zu Beginn dieser Spielzeit, Wolf (zwölf Saisontreffer) legte wieder vor, und so lagen der Münchner Kapitän und der Nürnberger Kapitän (neun Saisontore) wieder gleichauf. "Am Ende wird Patrick gewinnen", hat Wolf mal gesagt. "Er ist etwas jünger und wird noch etwas länger spielen." Ach was, antwortete Reimer unmittelbar vor der Partie bei Telekom Sport: "Aus dem Zweikampf zwischen Wolfi und mir wird mehr gemacht, als es ist." Dabei musste er allerdings selbst grinsen.

Gut zehn gespielte Minuten später wischt Wolf dem Nürnberger das Lächeln aus dem Gesicht: Im Powerplay steht der Torjäger da, wo ein Torjäger laut Torjäger-Gesetz nun mal zu stehen hat, und trifft zum 1:0 für München (11.). Kurz die Faust geballt - auch im Jubel bleibt Wolf bescheiden. Stadionsprecher Stefan Schneider teilt den 6142 Zuschauern in der ausverkauften Olympia-Eishalle mit, dass Wolf "wieder ein Tor vor Patrick Reimer steht". Schneider grinst. Man muss ja nicht gleich mehr daraus machen, als es ist. Das einzige Nürnberg Tor schießt ein Mann namens Eugen Alanov. Es ist sein erstes DEL-Tor.

Bescheiden auch im Jubel: Michael Wolf hat das 1:0 für München im Derby gegen Nürnberg erzielt. (Foto: imago/GEPA pictures)

ZwischenstandSchüsse / Tore

Wolf4 / 1 Reimer0 / 0 Patrick Reimer lächelt. Ein Lächeln, das sagt: Gibt's doch nicht. Reimer stand, wo ein Torjäger stehen muss. Aber er verzieht. Es war Reimers erster Torschuss (26.), Stattdessen trifft Petr Pohl zum 1:2 (28.) für Nürnberg. Reimers zweiten Torschuss verhindert Yannic Seidenberg, der dafür auf die Strafbank muss. Brooks Macek staubt zum 2:2 für München ab (38.). 20. Saisontor übrigens für Macek.

ZwischenstandSchüsse / Tore

Wolf1 / 0 Reimer1 / 0 Und dann geht's schnell. Matsumoto, 3:2 (43.), Macek, 4:2 (45.), das 21. Saisontor für den Nationalspieler. Wolf kann sich auf seine Sekundäraufgaben als Kapitän beschränken: dem Trainer erklären, was die Schiedsrichter nun schon wieder wollen. Alles entschieden? Noch nicht. Alanov trifft zum 4:3 (55.). Schon wieder Alanov. Zweites DEL-Tor. Nur noch 312, und er hat seinen Kapitän eingeholt. Reimer gratuliert. Und dann ist sie da, Reimers Chance: 50 Sekunden vor dem Ende steht Reimer da, wo ein Torjäger steht, Nürnberg hat den Torwart für einen sechsten Feldspieler vom Eis genommen, Reimer kommt frei zum Schuss und - drüber. Wolf und Reimer schütteln sich noch einmal die Hände. Kurzes Nicken. Das Duell geht an den Münchner. 4:3. Ein Tor. Mehr ist es nicht.

Michael Wolf, 36

1 / 2
(Foto: imago/Krieger)

Saison - Mannschaft - Tore 2005/06 - Iserlohn Roosters - 20 2006/07 - Iserlohn Roosters - 17 2007/08 - Iserlohn Roosters - 46 2008/09 - Iserlohn Roosters - 27 2009/10 - Iserlohn Roosters - 29 2010/11 - Iserlohn Roosters - 34 2011/12 - Iserlohn Roosters - 18 2012/13 - Iserlohn Roosters - 23 2013/14 - Iserlohn Roosters - 19 2014/15 - EHC Red Bull München - 17 2015/16 - EHC Red Bull München - 28 2016/17 - EHC Red Bull München - 24 2017/18 - EHC Red Bull München - 13 Gesamt: 704 DEL-Spiele, 315 Tore

Patrick Reimer, 35

2 / 2
(Foto: imago/Zink)

Saison - Mannschaft - Tore 2004/05 - Düsseldorfer EG - 10 2005/06 - Düsseldorfer EG - 13 2006/07 - Düsseldorfer EG - 15 2007/08 - Düsseldorfer EG - 26 2008/09 - Düsseldorfer EG - 19 2009/10 - Düsseldorfer EG - 20 2010/11 - Düsseldorfer EG - 24 2011/12 - Düsseldorfer EG - 29 2012/13 - Nürnberg Ice Tigers - 21 2013/14 - Nürnberg Ice Tigers - 36 2014/15 - Nürnberg Ice Tigers - 31 2015/16 - Nürnberg Ice Tigers - 30 2016/17 - Nürnberg Ice Tigers - 31 2017/18 - Nürnberg Ice Tigers - 9 Gesamt: 814 DEL-Spiele; 314 Tore

ZwischenstandSchüsse / Tore

Wolf0 / 0

Reimer2 / 0

3. Drittel

2. Drittel

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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