EHC München:Sechs zu null

Lesezeit: 3 min

Lückenlose Bilanz: Dank Daryl Boyles Treffer zum 2:1, dem so genannten "game winning goal“, steht der EHC München nach sechs Spielen mit 18 Punkten an der Tabellenspitze der DEL. (Foto: Markus Fischer)

Der EHC München baut seinen DEL-Startrekord aus. Beim 4:1 gegen Nürnberg tut sich das Team von Don Jackson zwei Drittel lang schwer. Aber "drei Punkte sind drei Punkte", sagt Siegtorschütze Boyle.

Von Christian Bernhard, München

Andreas Eder ist es gewohnt, in der Münchner Olympia-Eishalle mit Applaus vor der Partie bedacht zu werden. Der Tegernseer steht beim EHC Red Bull unter Vertrat und hat fast 150 Spiele in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für die Münchner bestritten. Am Sonntagnachmittag wurde er wie so oft von Stadionsprecher Stefan Schneider angekündigt, diesmal aber mit einem grundlegenden Unterschied: Eder kam als Gegner. Der 23-Jährige trägt seit wenigen Wochen das Trikot der Nürnberg Ice Tigers, er ist vorerst bis Ende Oktober an die Franken ausgeliehen. Dennoch wurde er von den Münchner Rängen wohlwollend empfangen.

In den darauf folgenden 60 Spielminuten verlangten Eder und seine neuen Mannschaftskollegen dem EHC einiges ab. Was in dieser Spielzeit noch keinem deutschen Team gelungen ist, nämlich ein Sieg gegen den dreimaligen Meister, glückte auch ihnen nicht. Der EHC setzte such mit 4:1 (1:0, 0:1, 3:0) durch und baute seinen eigenen DEL-Startrekord mit dem sechsten Sieg im sechsten Spiel aus. Zum DEL-Rekord fehlen ihm noch drei weitere Erfolge. Diesen halten noch die Nürnberger, sie hatten in der Saison 2013/14 zum Auftakt neun Mal nacheinander gewonnen. "Drei Punkte sind drei Punkte", sagte Daryl Boyle, der Schütze des siegbringenden 2:1, lapidar. "Wir spielen aktuell gut, das war heute aber nicht unser bestes Spiel."

Die Münchner mussten auf Mark Voakes verzichten. Der Mittelstürmer hatte beim 7:4-Sieg am Donnerstag in Ingolstadt Colin Smith am Kopf gecheckt, war aber mit einer Disziplinarstrafe davongekommen. Am Samstag sperrte ihn die Liga nachträglich für zwei Spiele. Da in Derek Roy ein weiterer Center fehlte, bot Trainer Don Jackson nur elf Angreifer auf. Eder stand ihm ja nicht zur Verfügung. Dafür kehrte Verteidiger Blake Parlett in die Aufstellung zurück. Damit konnte Jackson erstmals in dieser Saison sein vermeintliches Abwehr-Stamm-Septett aufs Eis schicken. Ins Tor kehrte Danny aus den Birken zurück. Der Nationaltorhüter hatte in den vorangegangenen zwei Partien Kevin Reich den Vortritt geben müssen. Im Ice-Tigers-Tor kam Jonas Langmann zu seinem ersten DEL-Spiel seit der Saison 2013/14.

Beide Mannschaften begannen mit Tempo,.München war zu Beginn das aktivere Team. Die größeren Chancen hatten aber die Gäste: Will Acton prüfte aus den Birken, nachdem der ehemalige Nürnberger Yasin Ehliz, der vom fränkischen Anhang einmal mehr mit Pfiffen begrüßt wurde, weg gerutscht war (5.). Münchens beste Chance in der Startphase ging auf das Konto von Justin Schütz und Maximilian Daubner, die sich trotz Unterzahl zwei sehr gute Möglichkeiten erspielten (12.). Die Franken entgingen durch schnelle und oft lange Pässe aus dem eigenen Drittel dem gefährlichen Forecheck der Münchner. Und sie wurden immer gefährlicher: Acton scheiterte mit einem Alleingang an aus den Birken (14.), eine von Brandon Buck abgefälschte Scheibe zischte knapp am Münchner Gehäuse vorbei (16.). Das Tor lag in der Luft, und es fiel - allerdings am anderen Ende des Spielfelds. Die Scheibe sprang vor den Kasten der Ice Tigers, wo EHC-Verteidiger Keith Aulie goldrichtig stand und sie nur noch über die Linie schieben musste (16.). Eder hatte im Startdrittel zwei auffällige Offensivaktionen, eine davon vereitelte aus den Birken (9.).

Da die Münchner bereits am Donnerstag in Ingolstadt gespielt hatten, stand für sie am Freitag ein lockeres Regenerationstraining auf dem Programm und am Samstag (wie gewohnt) das Abschlusstraining. "Die längere Pause ist mal ganz angenehm", erklärte Kapitän Patrick Hager. Weitere gute Möglichkeiten der Franken konnte sie aber nicht verhindern. Auch im Mitteldrittel wussten die Ice Tigers zu gefallen, Chris Brown etwa tankte sich sehenswert durch, verfehlte dann aber das Tor (22.). Die Partie blieb ausgeglichen, und bald war sie es auch auf der Anzeigetafel: Brown traf doch noch zum 1:1 (34.). Überraschend war eher, dass der Treffer bei Nürnberger Unterzahl fiel. Eder leistete die Vorarbeit, nachdem er wenige Sekunden zuvor gefährlich vor dem Münchner Tor aufgetaucht war. Nur vier Minuten später bewahrte aus den Birken den EHC vor 4410 Zuschauern mit einer starken Parade gegen Eugen Alanov vor dem Rückstand.

Was gut funktionierte, war das Münchner Unterzahlspiel, das Nürnbergs Powerplay - vor dem Wochenende das statistisch beste der Liga - gleich sechsmal neutralisierte. Im Schlussdrittel ging ein Verteidiger offensiv voran: Daryl Boyle markierte das 2:1 (49.). 65 Sekunden später verwandelte Philip Gogulla einen an ihm verursachten Penalty zum 3:1. Mit dem 4:1 (59.) ins leere Tor machte Chris Bourque den ersten Münchner Heimsieg klar, über den sich Andreas Eder nicht freuten konnte.

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: