Dritte Liga:Verträgliches Klima

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Hachinger Geistesblitz: Sascha Bigalke (Mitte) trifft zum schnellen 2:2-Ausgleich. Foto: Claus Schunk (Foto: Claus Schunk)

SpVgg Unterhaching schlägt den bisherigen Zweitligisten Karlsruher SC durch ein Tor von Zugang Stefan Schimmer in letzter Sekunde mit 3:2 und sieht sich bereits nach zwei Partien in der neuen Spielklasse angekommen.

Von Christoph LeischwitZ, Unterhaching

Stefan Schimmer erklärte es den 5000 Zuschauern noch einmal ganz ansehnlich, warum ihn alle "Bomber" nennen. Der eingewechselte Christoph Greger spielte einen flachen, scharfen Pass in die Spitze, Stephan Hain ließ den Ball durch, es wäre nicht überraschend gewesen, wenn dem ebenfalls eingewechselten Schimmer der Ball vom Fuß gesprungen wäre. Doch die Kugel schien dem Zugang der SpVgg Unterhaching am Fuß zu kleben, denn legte er sich das Spielgerät vor - und traf aus elf Metern unhaltbar ins linke Kreuzeck. Ein Tor wie vom Gerd-Müller-Fließband eben. Und dann kommen da auch noch ein paar Äußerlichkeiten hinzu, der 23-jährige Schimmer sieht dem früheren Bomber nicht unähnlich, wenngleich dessen berühmter "tiefer Schwerpunkt" beim ihm vielleicht etwas höher sitzt.

"Das waren schon mal ganz gute fünf Minuten", befand Trainer Claus Schromm, der den neuen Stürmer nicht zu sehr loben wollte ob seines 3:2-Siegtores in der 89. Minute. "Jaaaaa, jetzt hast du einmal den Ball gut getroffen", rief er ihm zu, als der nach dem Spiel den Reportern Rede und Antwort stand. "Das Niveau ist ein ganz anderes", sagte der vom Regionalligisten Memmingen gekommene Knipser. Mit seiner Leistung stand er stellvertretend für die gesamte Mannschaft: Wenn die Gewöhnung an die dritte Liga so weitergehe, "dann bin ich ganz zufrieden", sagte Schromm.

Nach einem 0:2-Auftakt gegen die vermeintlich schwächer einzuschätzende Mannschaft von Werder Bremen II folgte ein Dreier gegen die vermeintlich stärker einzuschätzende Mannschaft des Karlsruher SC. Der Zweitliga-Absteiger hätte auch gewinnen können, denn alle defensiven Schwächen aus dem ersten Spiel hatten die Hachinger beileibe noch nicht abgelegt. KSC-Trainer Marc-Patrick Meister war folglich hernach enttäuscht: "Wir haben die Bälle, wenn wir sie mal am Fuß hatten, nur weggeschlagen."

Es gebe ja ein paar Dinge, sagte Schromm, die könne man auch gar nicht lernen, "dafür müssen wir noch ein bisschen größer und breiter werden", sagte er. In der Luft habe sein Team also Probleme, "aber unten haben wir es ganz gut gemacht", fand Schromm. Während also die Karlsruher viele hohe Bälle schlugen und versuchten, mit körperlicher Überlegenheit zu Chancen zu kommen, sah Schromm spielerisch die Seinen im Vorteil. Was man auch daran sehen konnte, dass der KSC im Mittelfeld viele Fouls begehen musste, um die schnellen Gegner zu stoppen. "Wir waren oft einen Schritt schneller. Wenn sie uns nicht gefoult hätten, wären wir mehrmals mit Tempo auf ihre Kette zugelaufen", stellte Mittelfeldspieler Thomas Steinherr fest, der selbst vorsichtshalber ausgewechselt wurde - und dessen Tor in der 52.

Minute fälschlicherweise wegen Abseits zurück gepfiffen wurde.

Abgesehen von teils frappierenden körperlichen Unterschieden war es lange Zeit ein Spiel auf Augenhöhe gewesen. Auch die Elfmeter zum 0:1 und zum 1:1 waren ähnlich zustande gekommen (ein übermotivierter Tritt in den Bauch des Gegners) und ähnlich verwandelt worden (von Anton Fink für den KSC und Stephan Hain jeweils links unten). Dem Karlsruher 2:1 nach einer Ecke ließ Haching einen Geistesblitz folgen: Sekunden nach dem Anstoß zappelte der Ball zum erneuten Ausgleich durch Sascha Bigalke im Netz. "Wir sind angekommen, ja, so darf man das nennen", freute sich Steinherr. Schnell lernen ist auch vonnöten. "Jetzt schlafen die Spieler ein bisschen besser, am Dienstag geht es schon weiter", so Schromm. Dann nämlich steht das Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden an (19 Uhr) - der Auftakt zu zwei englischen Wochen mit beachtlichem Kontrastprogramm: In einer guten Woche reist die SpVgg im Verbandspokal zum Kreisligisten SV Bruckmühl, am 12. August empfängt Haching den Zweitligisten FC Heidenheim. Schromm kündigt an, bald rotieren zu müssen, sieht darin aber keine Probleme. So könnten Thomas Hagn und der erkrankte Dominik Stahl bald wieder spielen. Und der "Bomber" ist sowieso bereit.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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