Dritte Liga:Serie unter Beschuss

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„Die Videoanalyse war eigentlich eine Schimmer-Analyse“ – so viele Chancen hatte der Mann, den sie in Unterhaching „Bomber“ nennen, zuletzt. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching muss zum Dritten Karlsruhe und hofft auf ein Ende der Torflaute: Seit 613 Minuten hat die Mannschaft nicht getroffen. Nun soll ein "Bomber" helfen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Sie nennen ihn Bomber, schließlich hat Stefan Schimmer einen Torinstinkt wie jener Mittelstürmer, von dem Paul Breitner bei der DFB-Gala anlässlich der Eröffnung einer "Hall of Fame" am Montag sagte: "Ohne Gerd Müller wäre die unglaubliche Erfolgsgeschichte von DFB und FC Bayern München nicht denkbar." Bevor Schimmer im Sommer 2017 zur SpVgg Unterhaching gewechselt war, hatte er in der Saison davor für den FC Memmingen in der Regionalliga 26 Treffer in 34 Spielen erzielt. Im ersten Jahr in Haching tat er sich noch ein bisschen schwer - im wahrsten Sinne des Wortes. Doch mittlerweile ist der 24 Jahre alte Stürmer austrainiert, und schon läuft es auch in der 3. Liga mit dem Toreschießen.

Zumindest bis vor ein paar Wochen. Denn seit seinem zehnten Saisontreffer vor einem Monat, am 4. März beim 1:0-Auswärtssieg der Hachinger bei den Würzburger Kickers, hat Schimmer nicht mehr getroffen. Und nicht nur er wartet seither sehnsüchtig auf ein Erfolgserlebnis, die ganze Mannschaft ist seit 613 Minuten torlos. Das sind sechs komplette Partien, darunter drei 0:0 vor eigenem Publikum, dazu drei Auswärtsniederlagen. Vor allem beim torlosen Remis am Samstag gegen den Halleschen FC waren die Rot-Blauen mehrmals nah dran am Torerfolg. Allen voran Stefan Schimmer, auf dessen Schultern seit der Verletzung von Stephan Hain (Syndesmose) noch mehr Verantwortung in der Offensive lastet. Alleine in der Nachspielzeit vergab er zwei besonders klare Möglichkeiten, entsprechend geknickt sei der Angreifer, der beim FC Gundelfingen das Fußballspielen erlernte, nach dem Match gewesen, berichtete Trainer Claus Schromm. "Die Videoanalyse war eigentlich eine Schimmer-Analyse, so viele Chancen, wie da von ihm vorkamen." Doch das Team habe seinen "Bomber" wieder aufgerichtet, am Sonntag sei die Mannschaft gemeinsam ins Grüne gefahren. "Am Montag und Dienstag war die Stimmung dann im Training schon überraschend gut. Und Stefan hat oft getroffen", so Schromm.

Die Voraussetzungen, dass beim schweren Gastspiel an diesem Samstag (14 Uhr) gegen den Aufstiegsaspiranten Karlsruher SC der Bann endlich gebrochen wird, sind also gegeben. "Es ist Zeit, diese Serie jetzt zu beenden", sagt der Trainer, der schmunzelnd anmerkt, dass seine Mannschaft in dieser Saison bei allen möglichen Rekorden mitmische: "Meiste Unentschieden, viele Siege in Folge, jetzt eben die Torlosserie." Der Gegner hat zwei Akteure in seinen Reihen, die genau wissen, wie man das Runde im Eckigen unterbringt. Marvin Pourié führt die Torjägerliste der dritten Liga mit 15 Treffern mittlerweile vor Hain (13) an, sein Nebenmann im Angriff ist Anton Fink (12 Tore), der frühere Sechziger, der in der Saison 2008/09 für die SpVgg Unterhaching unter Trainer Ralph Hasenhüttl in 38 Drittligaspielen 21 Mal traf und Torschützenkönig wurde. Der Dritte Karlsruhe habe offensiv jede Menge Qualität, betont Schromm. "Wir sind diesmal definitiv nicht Favorit, der KSC braucht und will einen Dreier, um nach dem 0:2 in Wehen wieder in die Spur zu kommen."

Personell wird die Lage immer prekärer: Verteidiger Christoph Greger fällt wegen eines grippalen Infekts aus, am Freitag meldeten sich auch noch Lucas Hufnagel und Torwart Lukas Königshofer ab. Schon länger fehlen neben Hain auch Stahl, Endres, Marseiler und Welzmüller. Zumindest Jim-Patrick Müller ist nach seinem Faserriss wieder fit, auch wenn es wie zuletzt gegen Halle noch nicht für 90 Minuten reicht. "Trotz unserer Personalsituation werden wir frech an die Sache herangehen", verspricht der Coach. Und vielleicht macht der Bomber ja mal wieder seinem Spitznamen alle Ehre.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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