Dritte Liga:Himmlische Gefühle

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SpVgg Unterhaching schlägt Hansa Rostock 2:1 und meldet sich im Kampf gegen den Abstieg zurück

Von Stefan Galler, Unterhaching

In der Unterhachinger Kabine war Philipp Dittberner für die Musik zuständig. Dabei handelt es sich mitnichten um ein weiteres Gewächs aus dem Talentschuppen der SpVgg, sondern um einen Musiker, der mit dem Titel "Wolke 4" derzeit in fast allen Radiosendern gespielt wird. Und so dröhnte dieser Song am Freitagabend nach dem 2:1 (0:0)-Heimsieg der Rot-Blauen aus dem Gettoblaster in der Umkleide, während ein recht entspannter Präsident vor die Presse trat: "Dieser Sieg ist toll für die Jungs", sagte Manfred Schwabl also, "aber die Musik ist eine Katastrophe." Schon alleine der Titel störte den Zweckoptimisten: "Warum eigentlich Wolke 4 und nicht Wolke 7?"

Es sollte der einzige Misston an einem Abend sein, der für die Hachinger zum Wendepunkt im Kampf gegen den Abstieg aus der dritten Liga werden könnte. "Die Jungs haben in jeder Sekunde alles in die Waagschale geworfen", sagte Schwabl, der am Samstag seinen 49. Geburtstag feierte. "Es ist schon beeindruckend, wie die Mannschaft unter diesem Druck hier aufgetreten ist. Von der ersten Minute an hat man nichts gemerkt von der negativen Serie der letzten Wochen."

Immer weiter: Torschütze Alon Abelski und Kenny Redondo (v.l.) haben mit der SpVgg Unterhaching drei eminent wichtige Punkte geholt (Foto: Johannes Simon)

Fünf Niederlagen in Folge hatten die Unterhachinger zuletzt einstecken müssen; dazu kamen der überraschende Rücktritt von Trainer Christian Ziege und der Abzug von zwei Punkten für die laufende Saison wegen Verstößen gegen die Lizenzauflagen. Vor diesem Spieltag lag das Team auf dem vorletzten Tabellenplatz, durch den Sieg gegen Rostock fehlt zum ersten Nichtabstiegsplatz nur noch ein Punkt. "Ich schaue die Tabelle nicht an", sagte der SpVgg-Präsident, der momentan bekanntlich auch noch an einer anderen Front ums Überleben des Vereins kämpft. Zumindest konnte er in den Siegestaumel am Freitag hinein auch noch verkünden, dass Haching insofern seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachgewiesen hat, dass die Spielerlaubnis für die kommende Saison für Liga drei "unter Auflagen" erteilt worden sei. "Es gibt ja verschiedene Auflagen", sagte Schwabl noch, wollte aber nicht ins Detail gehen. "Wir freuen uns jetzt mal über das Sportliche."

Und das hat gepasst in echter Abstiegskampf-Atmosphäre: 5000 Zuschauer waren gekommen, immerhin hatte der Verein eine gigantische Freikartenaktion gestartet, zudem reisten mindestens 2500 Anhänger aus Rostock an. Dazu Dauerregen und tiefer Boden unter Flutlicht. Oder, wie es SpVgg-Trainer Claus Schromm ausdrückte: "Geile Kulisse, Fritz-Walter-Wetter - das macht Spaß." Vor allem, wenn es dann auch noch läuft wie am Freitag: In der ersten Halbzeit hatte Haching nämlich nur in der ersten Viertelstunde das Geschehen im Griff gehabt - anschließend übernahm Hansa nicht nur das Kommando, sondern war auch ganz nah dran am 1:0.

Nur gut, dass die Treffsicherheit der Mecklenburger zu wünschen übrig ließ. "Wir hatten drei Hundertprozentige, die wir nicht machen", schimpfte Hansa-Trainer Karsten Baumann später. "Diesmal hat uns die Konsequenz gefehlt, die uns in den letzten Spielen ausgezeichnet hat."

Die Gastgeber dagegen zeigten sich nach der Pause einigermaßen effektiv: Zunächst traf Alon Abelski nach einem Fernschuss von Kenny Redondo und anschließender Verwirrung im Rostocker Strafraum (60.). Kurz danach wurde Lucas Hufnagel von Mikko Sumusalo knapp innerhalb des Strafraums zu Fall gebracht: Elfmeter, nicht gerade eine Spezialität der Hachinger, zuletzt hatte Pascal Köpke beim 0:1 in Dortmund spielentscheidend vergeben. "Im Trainingsspiel am Donnerstag hat auch ein Kollege verschossen", erzählte Yannic Thiel nach der Partie. "Da habe ich mir gesagt, jetzt gehe ich hin und haue ihn rein". So war es dann auch, das 2:0 durch den Mittelfeldspieler (64.) war für Rostock nicht mehr aufzuholen, auch wenn Oliver Hüsing nach einem Eckball per Kopf zum 1:2 traf (75.). Haching ist damit vorerst auf Wolke 4, Wolke 7 bleibt aber fest im Blick.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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