Dritte Liga:Ein Anfang

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Nicht mehr zu halten: Moritz Heinrich (2. v. li.) stellt mit seinem Treffer den Sieg endgültig sicher und jubelt danach mit Co-Trainer Robert Lechleiter (li.) und den Kollegen. (Foto: Sven Leifer/Imago)

Wenige Tage nach dem Tod des früheren Vizepräsidenten Peter Grosser beendet die SpVgg Unterhaching ihre Negativserie mit einem 3:0-Heimerfolg gegen den Halleschen FC - und reicht die rote Laterne an Lübeck weiter.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Am Anfang war die Trauer: Im Sportpark schwieg man im Gedenken an Peter Grosser, den am Dienstag verstorbenen ehemaligen Trainer und Vizepräsidenten der SpVgg Unterhaching. Als er gemeinsam mit dem langjährigen Klubchef Engelbert Kupka dem Verein vorstand, kickten die Rot-Blauen sogar mal zwei Jahre lang in der Bundesliga. Jetzt droht der Absturz in die Viertklassigkeit, doch der konnte am Sonntagnachmittag deutlich abgebremst werden: Dank eines 3:0 (1:0)-Heimerfolgs gegen den Halleschen FC reichte Haching die rote Laterne an den VfB Lübeck weiter, liegt aber noch zwei Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz.

Die Hoffnung lebt weiter bei der SpVgg, die Klubführung hatte ein Plakat auf der leeren Gegengerade aufgespannt: "Wir für euch. Ihr für uns. Gemeinsam zum Klassenerhalt." Und auch Fans machten der Mannschaft mit vor dem Spiel an der Südtribüne angebrachten Transparenten Mut: "Kampfgeist, Erfolg, Mentalität. Jeder Punkt zählt", war da zu lesen. Oder "Aufgeben ist keine Option." Und sogar die Juniorenkicker des Klubs meldeten sich zu Wort: "Feuer & Herz. Die U10/2 an eurer Seite."

Anspach verschafft Haching das seltene Gefühl, mit einer Führung in die Pause zu gehen

Das Spiel begann zerfahren, einen ersten Abschluss hatten die Gäste, doch der Versuch von Michael Eberwein stellte Hachings Torwart Jo Coppens vor keine Probleme (5.). Auf der Gegenseite versuchte es Dominik Stroh-Engel mit einem sehenswerten Drehschuss, den ein HFC-Verteidiger per Kopfballabwehr entschärfen konnte (6.). Nur sechs Minuten später war dann auch für den Stadionsprecher kein Halten mehr, durfte er doch ein Unterhachinger Führungstor vermelden: Einen Eckball konnten die Gäste nicht hinreichend klären, der Ball fiel 20 Meter vor dem Tor Niclas Anspach vor die Füße, der mit einem trockenen Flachschuss ins Schwarze traf (12.).

Sieben Mal hatte Haching zuletzt am Stück verloren, zwölf Partien lang wartete man auf einen Sieg. Und selbst eine eigene Führung war der Elf von Trainer Arie van Lent in den vergangenen neun Spielen nur einmal gelungen: Beim 2:3 in Meppen, und da hielt man das zwischenzeitliche 1:0 gerade mal sieben Minuten. Diesmal stemmten sich die Vorstädter deutlich vehementer gegen ein Gegentor.

Wobei Halle vor allem bei Standardsituationen für Gefahr sorgte. Einen scharfen Freistoß von Niklas Landgraf köpfte Christoph Greger mutig aus dem Strafraum (14.), später köpfte Sören Reddemann um wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei (35.). HFC-Mittelstürmer Terrence Boyd scheiterte jeweils per Kopf einmal am glänzend reagierenden Coppens (37.) und einmal an der Größe des Tores (38.), auch Julian Derstroff köpfte kurz vor der Pause vorbei (45.).

"Man hat schon gesehen, dass uns das Selbstvertrauen gefehlt hat, bei den Standards des Gegners hat es gebrannt", sagte Hachings Coach van Lent hinterher. Aber auch sein Team hätte noch vor dem Wechsel nachlegen können, eine Kombination über Stroh-Engel und Felix Schröter schloss Luca Marseiler von rechts ab, der Schuss zischte am langen Eck vorbei (25.). Selbst das knappe 1:0 beim Seitenwechsel setzte Energie frei, wie der SpVgg-Trainer später verriet: "Die Führung hat gut getan, da war die Besprechung zur Pause mal ganz anders."

Das knapp 20-minütige Comeback von Stephan Hain krönt Hachings Erfolg

Die Vorgabe für den zweiten Durchgang wurde dann auf dem Platz offensichtlich: Im Zweifelsfall die Bälle von hinten rausschlagen, anstatt beim spielerisch wertvollen Aufbau Gefahr zu laufen, den Gegner zu Chancen einzuladen. "Ich war froh, dass wir das so gelöscht haben", sagte van Lent. Prompt war das Spiel zwar nicht mehr sehr ansehnlich, doch Halle kam auch zu keiner einzigen wirklich zwingenden Abschlussgelegenheit. Dann begegnete Reddemann im Strafraum Gegner Anspach auf Augenhöhe - und zwar mit dem Fußballstiefel, den fälligen Elfmeter verwandelte Stroh-Engel zum 2:0 (76.). Und machte sogleich Platz für Stephan Hain, der nach neun Monaten Zwangspause wegen Knieproblemen überraschend sein Comeback gab. "Er trainiert seit ein paar Tagen und hat keine Probleme", erläuterte van Lent. Der knapp 20-minütige Einsatz sei "mal ein Anfang gewesen".

Einem anderen Einwechselspieler blieb dann der Schlusspunkt vorbehalten: Moritz Heinrich marschierte nach einem missglückten Befreiungsschlag von HFC-Torwart Sven Müller durch den Sechzehner und nagelte die Kugel von links ins rechte Eck (85.). Wenige Minuten später folgte der Schlusspfiff, tiefe Erleichterung war zu spüren, als Klubpräsident Manfred Schwabl die Trainer in die Arme nahm. Und Vereinsmaskottchen Fonsi wollte Ari van Lent gar nicht mehr loslassen. "Es ist ein gutes Gefühl, wir haben ein paar Tore gemacht und zu Null gespielt. Das war lange nicht da. Die drei Punkte tun gut", sagte der Trainer. Und so folgte auf die tiefe Trauer vom Anfang große Freude. Wie das Leben eben manchmal so spielt.

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