Dritte Liga:Bettelbriefe in die Wüste

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SpVgg Unterhaching gastiert bei Aufsteiger Fortuna Köln

Im Fußball läuft ja ohne Spielerberater fast gar nichts mehr, nicht einmal in der dritten Liga. Allerdings hat sich jetzt bei der SpVgg Unterhaching einer als Vermittler hervorgetan, von dem man es nicht erwarten durfte: der Kapitän. "Mario Erb hat den Trainer genervt und nicht locker gelassen", erzählt Abwehrspieler Sascha Herröder. Erb und er kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Alemannia Aachen. Irgendwann durfte der 26-jährige, der zuletzt ohne Verein war, bei der SpVgg mittrainieren, und bald war Trainer Ziege von Herröders Qualitäten überzeugt. Im Verein erwarten sie sich von ihm nun mehr Stabilität für die Abwehr, die zuletzt doch recht viele Gegentore hinnehmen musste.

Ganz aktuell hat die Verpflichtung zumindest schon einmal den Vorteil, dass er als einziger im Hachinger Kader den nächsten Gegner kennt: Herröder spielte in der vergangenen Saison, damals noch in der Regionalliga West, gegen Aufsteiger Fortuna Köln. Die Fortunen agierten damals viel mit langen Bällen auf ihre Spitzen, "das wird eklig zu spielen", glaubt Herröder. Ziege merkt an, dass Köln laufstark sei und sehr robust. Man müsse eben die ganzen 90 Minuten aufpassen. Dank Spielern wie Herröder hat Ziege nun immerhin die Qual der Wahl, zumal lange verletzte Akteure wie Simon Kranitz und Fabian Götze auch wieder einsatzbereit sind. "Niemand kann sich sicher sein", sagt Ziege. Dabei hat Unterhaching nicht viel Geld, nur viele kostengünstige Spieler.

Wiedersehen nach 15 Jahren: Damals spielten Fortuna Köln und die SpVgg Unterhaching in der zweiten Liga. Haching (rechts Altin Rraklli) stieg auf. (Foto: Imago)

Die Vereine der dritten Liga sind mittlerweile recht einfallsreich geworden, was ihre Finanzen angeht. Auch in Haching hatten sie lange versucht, neue Geldquellen zu finden - man könnte sagen, koste es, was es wolle. Im Frühjahr 2012 etwa gab die SpVgg die Kooperation mit einem Investment-Unternehmer aus Abu Dhabi bekannt. Etwas verfrüht, wie man heute weiß, aus der Kooperation wurde nichts. Warum, weiß wohl nur der damalige Schatzmeister der SpVgg, Anton Schrobenhauser. Köln ist neu in der Liga. Doch auch Fortuna-Präsident Klaus Ulonska hatte vor ein paar Wochen den Kontakt in die Wüste gesucht. Laut Kölner Express schrieb er diverse Scheichs an: Wer Interesse habe, den Klub finanziell zu unterstützen, könne sich melden. Weil bislang nichts passiert ist, plane er, auch noch an russische Milliardäre zu schreiben. Angesichts der sportlichen Misere (fünf Niederlagen in Serie) käme eine positive Antwort gerade recht. In diesem Punkt immerhin kann man von einem Unterhachinger Erfahrungsvorsprung sprechen.

© SZ vom 13.09.2014 / cal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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