Deutsche Eishockey Liga:Magie im Mitteldrittel

Lesezeit: 3 min

Exzellentes Teamwork: Mit vereinten Kräften verteidigen die Münchner Keith Aulie, Daryl Boyle, Danny aus den Birken, Yasin Ehliz und Patrick Hager (v.l.) ihr Tor gegen den Berliner Angreifer Lukas Reichel. (Foto: Andreas Gora/imago)

5:3 nach 0:2: Der EHC München zeigt zwei Tage nach dem 3:1 gegen Köln bei den Eisbären Berlin ein "super Auswärtsspiel" und holt im 15. Spiel den 14. Sieg.

Von Christian Bernhard, Berlin/München

An Möglichkeiten hätte es Steve Walker nicht gemangelt. Elf Jahre lang hat der Kanadier für die Eisbären Berlin gespielt und das so erfolgreich, dass sein Trikot mit der Nummer 27 unter dem Hallendach hängt. Seine Nummer wird von den Berlinern nicht mehr vergeben. Fünf deutsche Meisterschaften und mehr als 200 Tore haben dem heute 46-Jährigen viele Freundschaften und schöne Erinnerungen an die Hauptstadt eingetragen. Am Wochenende kam Walker wieder mal nach Berlin, er ist seit dieser Saison Co-Trainer des EHC Red Bull München. Und in dieser Funktion auch sehr beschäftigt. "Als Trainer ist es anders als als Spieler, da hast du viel weniger Zeit für dich", sagte er. Walker verbrachte den Samstagabend damit, das Berliner Spiel auf Video zu analysieren - das private Treffen mit Freunden fiel aus.

Dafür sah er am Sonntag, dass sich seine Arbeit und die des gesamten Münchner Trainerteams derzeit bestens bezahlt macht. Im Duell der aktuell formstärksten Teams der Deutschen Eishockey Liga (DEL) - beide Mannschaften hatten sechs ihrer vorangegangenen sieben Partien gewonnen - behielt der EHC mit 5:3 (1:2, 3:0, 1:1) die Oberhand, obwohl die Münchner bereits 0:2 in Rückstand lagen. EHC-Kapitän Patrick Hager hatte ein "super Auswärtsspiel" gesehen: "Nachdem wir die letzten Spiele oft nicht so souverän aufgetreten waren, haben wir heute ein richtig gutes Spiel gegen starke Berliner gemacht", sagte der Nationalstürmer. Für die Münchner war es Sieg Nummer 14 im 15. DEL-Spiel der Saison, sie sind nun auch die ersten, die den Eisbären eine Heimniederlage in dieser Spielzeit zugefügt haben.

Danach sah es zu Beginn aber nicht aus. Nach nur 19 Sekunden tauchte James Sheppard vor Danny aus den Birken auf, dessen Schoner verhinderte die frühe Berliner Führung. Die Gastgeber bescherten dem Tabellenführer immer wieder mit ihrem Tempo Probleme, so kam auch Landon Ferraro in Minute fünf relativ frei vor dem Münchner Kasten zum Abschluss. Diesmal war aus den Birken mit der Fanghand zur Stelle. Als sich die Münchner öfter und länger im Eisbären-Drittel festsetzen konnten, gerieten sie in Rückstand. Andrew Bodnarchuk, der am Freitag noch von Jackson gelobt worden war, rutschte die Scheibe neben dem eigenen Tor durch, wodurch sie Leo Pföderl vor die Füße fiel. Der sah am zweiten Pfosten Marcel Noebels, der kein Problem hatte, sie über die Linie zu drücken (8.). Sechs Minuten später lag der EHC 0:2 zurück, als Pföderl sich im Zweikampf gegen Yannic Seidenberg durchsetzte und der Puck im Fallen von seinem Schlittschuh ins Tor sprang.

Die Münchner Reaktion: Ein gefährlicher Schuss von Hager (16.) und ein erstes Überzahlspiel, das nach einer weiteren Berliner Strafe 24 Sekunden lang zu einem Fünf-gegen-Drei wurde. Das reichte dem Tabellenführer, um zurückzukommen. Mark Voakes bewies dabei, warum er den Roten Helm des teaminternen Topscorers trägt, als er Trevor Parkes die Scheibe ideal zum 1:2 servierte (19.).

Das Mitteldrittel war aus EHC-Sicht zauberhaft. Voakes und Maximilian Kastner passten sich die Scheibe so schnell und präzise zu, dass Voakes sie problemlos zum 2:2 ins Berliner Tor schießen konnte (26.). "Da haben sie Magie versprüht", lobte Reihenkollege Parkes. Hatte der EHC beim 3:1 am Freitag gegen Köln in einer temporeichen und intensiven Partie noch davon profitiert, dass gleich zwei Haie-Spieler die Scheibe ins eigenen Tor bugsierten - was Kölns Trainer Mike Stewart zu der Aussage bewog, dass die EHC-Tore nicht geschossen worden waren, sondern "gefallen" seien. Was er "nicht böse" meinte, wie er noch anfügte. So benötigten die Münchner in Berlin keine Hilfe, um die Scheibe im gegnerischen Kasten unterzubringen.

Wie bei Yasin Ehliz' Führungstreffer zum 3:2 in Minute 35, der nach nur vier Sekunden Überzahl fiel. Der Treffer war bereits Münchens fünfter im Powerplay gegen die Eisbären in dieser Saison - schon beim 4:2 im September hatten sie dreimal in Überzahl getroffen. Die Mitteldrittel-Gala vollendete Parkes, der 75 Sekunden nach dem Ehliz-Tor einen Schuss von Keith Aulie nach eigenen Angaben mit dem Knie in den Eisbären-Kasten abfälschte. Nach Mark Olvers 3:4 (52.) hatte der EHC bange Minuten zu überstehen, da er sich laut Hager "ein bisschen zu sehr aufs Verteidigen konzentrierte". Chris Bourque sorgte mit seinem Treffer ins leere Tor (59.) für Entspannung auf der Münchner Bank und fixierte den Sieg.

Hager hatte am Freitag darauf verwiesen, dass das allerwichtigste sei, weiter fleißig zu arbeiten: "Wir können uns nicht hinsetzen und sagen, nur weil wir oben stehen, gewinnen wir die Spiele." Ziel sei es, "jedes Spiel härter zu arbeiten als der Gegner". Am Wochenende setzte der EHC die Ansage seines Kapitäns gegen zwei starke Gegner in die Tat um. Sehr zur Freude nicht zuletzt von Steve Walker.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: