Deutsche Eishockey Liga:Der letzte Dalí

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Bleibt München in guter Erinnerung: Der Finne Kalle Kossila erzielte in 13 Spielen fünf Tore für den EHC. Nun hat ihn sein NHL-Team zurück nach Kanada befohlen. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Mit einem Tor beim hart erkämpften 4:3 gegen Schwenningen verabschiedet sich der Finne Kalle Kossila vom EHC Red Bull München. Am Samstag muss das Team von Don Jackson nach Nürnberg.

Von Christian Bernhard, München

Ein Sprichwort, das Salvador Dalí zugeschrieben wird, besagt: "Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung." Nicht auszuschließen, dass Kalle Kossila diesen Gedanken im Hinterkopf hatte, als er am Donnerstagabend ins Trikot des EHC Red Bull München schlüpfte. Der Finne wusste in diesem Moment schon, dass er das zum letzten Mal tun würde, und tat gegen die Schwenninger Wild Wings alles dafür, dass er beim EHC in guter Erinnerung bleiben wird: Kossila erzielte beim 4:3-Heimsieg den spielentscheidenden Treffer. Tags darauf verkündete der EHC, dass der Stürmer, der Anfang Dezember von den Toronto Maple Leafs ausgeliehen worden war, von seinem NHL-Klub nach Nordamerika zurückbeordert wurde. In seinen 13 EHC-Einsätzen verbuchte Kossila fünf Tore und sieben Vorlagen.

Sein letzter Treffer war so wie seine sechseinhalb Wochen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL): schick. Der Finne erkämpfte sich in Minute 49 an der Bande den Puck, legte ab auf Frank Mauer und machte sich zügig auf den Weg zum Tor. Mauer erkannte das, passte Kossila die Scheibe in den Lauf, und der 27 -Jährige überwand Patrik Cerveny mit einem gefühlvollen Lupfer über dessen Fanghand. Es war ein letzter Dalí, den Kossila auf Münchner Eis malte. Wie wichtig der laut EHC-Coach Do Jackson "hart umkämpfte" Sieg war, macht ein Blick auf die Tabelle deutlich. Die Münchner (24 Punkte) sind als Dritter der Süd-Gruppe wieder in Reichweite der Adler Mannheim (27) und des ERC Ingolstadt (26) - und haben sich die viertplatzierten Wild Wings (20) zumindest erst einmal vom Hals gehalten.

Sieben seiner 13 Saisontore hat Trevor Parkes nun gegen Schwenningen geschossen

Großen Anteil am dritten knappen Saisonerfolg gegen Schwenningen hatten wieder einmal Trevor Parkes und Mark Voakes. Parkes, mit 13 Toren der erfolgreichste Torschütze der Liga, erzielte die ersten beiden EHC-Treffer und hat damit mehr als die Hälfte seiner Saisontore, nämlich sieben, gegen die Wild Wings geschossen. "Es gibt diese Gegner, wo es einfach läuft", sagte Parkes bei Magentasport. Für Jackson ist es eine "unbeantwortbare Frage", warum Parkes immer gegen Schwenningen aufblüht. Voakes bereitete beim guten Debüt des neuen EHC-Verteidigers Ethan Prow die Parkes-Tore und Patrick Hagers 3:1 vor.

Wie die Angriffsreihe mit Voakes, Parkes und Chris Bourque harmonierte auch Kossilas Formation gut - und das nicht nur gegen Schwenningen. Der technisch feine Mittelstürmer, der offensiv glänzte, aber auch in der Rückwärtsbewegung ein wichtiges Element einbrachte, ergänzte sich bestens mit Nationalspieler Mauer und Philip Gogulla. Mauer hatte Kossila grinsend als "finnischen Pragmaten" bezeichnet, weil er seinen Schläger bei Anspielen auf der rechten Seite umdrehte und sich so kurzzeitig zum Rechtsschützen machte. Kossila gewinne viele Anspiele, sagte Mauer, "von dem her kann er machen, was er will." Jackson verliert in Kossila bereits den zweiten Mittelstürmer in dieser Saison, der sehr gut zu Mauer und Gogulla passte. Vor der Ankunft des Finnen hatte Dominik Kahun diesen Part ausgefüllt, auch er wurde dann nach Nordamerika zurückbeordert. Jackson muss nun einen dritten Center für das deutsche Duo suchen. Derek Roy wäre eine Option dafür, doch der 37-jährige Kanadier hat wegen einer Verletzung noch kein einziges Spiel in dieser DEL-Saison bestritten.

Wie es ist, ohne Kossila auskommen zu müssen, erfahren die Münchner bereits am Samstag, wenn sie bei den Nürnberg Ice Tigers gastieren (17.30 Uhr). Die Franken haben ihre vergangenen sieben Spiele verloren, in Ingolstadt kamen sie zuletzt 0:8 und 0:7 unter die Räder. Gegen die Münchner verkauften sie sich am vergangenen Samstag beim 3:4 teurer, allerdings haben sie am dritten Spieltag auch schon eine 0:6-Pleite gegen den EHC kassiert. Den Schützen des damals entscheidenden Treffers müssen die Ice Tigers nun nicht mehr fürchten. Es war Kalle Kossila.

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