Deutsche Eishockey Liga:Berlin kann kommen

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Meister München setzt gegen Mannheim Maßstäbe. "Wir haben immer eine Antwort gefunden", sagt Don Jackson. Das Finale wird für den Trainer ein Trip in die Vergangenheit.

Von Christian Bernhard, München

Keith Aulie blickte erstaunt nach links, als er am späten Freitagabend mit seinem Töchterchen auf dem Arm aus dem Kabinentrakt des Münchner Olympia-Eissportzentrums trat. Der fragende Blick des Verteidigers des EHC Red Bull München ging in den Gästeblock, wo die Fans der Adler Mannheim 45 Minuten nach Spielende in der ansonsten leeren Halle immer noch sangen und feierten, als ob ihre Lieblinge soeben die Meisterschaft gewonnen hätten. In Wirklichkeit war es ihre Art und Weise, mit der 0:5-Klatsche abzuschließen, die das Saisonende für die Adler bedeutete. Im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) steht - wie schon in den vergangenen beiden Spielzeiten - abermals Titelverteidiger München.

Patrick Hager, 32, Nationalspieler und Kapitän des EHC Red Bull München. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Das deutliche 5:0, das bereits nach der Hälfte der Spielzeit feststand, war das Ende eines äußerst emotionalen und intensiven Halbfinals. Mannheims Trainer Bill Stewart hatte trotz der 1:4-Niederlage in der Best-of-seven-Serie bereits direkt nach Spielschluss ein Lächeln im Gesicht, als er über das Eis zur Münchner Bank ging, um EHC-Coach Don Jackson und Manager Christian Winkler zu beglückwünschen. Auf der Pressekonferenz setzte der Kanadier seinen Schmusekurs fort. "Donnie ist ein guter Freund, ich freue mich für ihn", sagte Stewart.

Mannheims scheidender Trainer Bill Stewart wünscht Don Jackson alles Gute. (Foto: imago/GEPA pictures)

Dann stimmte der 60-Jährige, für den das 0:5 das letzte Spiel seiner Karriere als Trainer war, ein Loblied auf den EHC an. Münchens große Stärke sei der Charakter der Spieler, betonte er. "Und wenn du Spieler mit Charakter hast, ist das ansteckend." Mannheims Trainer nannte die erfahrenen Münchner Stürmer Jason Jaffray, 36, Michael Wolf, 37, und Keith Aucoin, 39, als Repräsentanten dieser Kategorie. Was ihn betreffe, sei München das Maß aller Dinge in der Liga, sagte Stewart. Mannheims Meistertrainer von 2001 sprach von "gewissen Wendepunkten" in einer Serie, Situationen, in denen man den nächsten Schritt mache, wenn man denn wisse, was man zu tun habe, um erfolgreich zu sein. Die Münchner wussten es.

Mannheims Matthias Plachta, in dieser Serie erst Opfer und dann Täter, bekommt einen Klaps von Maximilian Kastner mit auf den Heimweg. (Foto: imago/GEPA pictures)

Der Schlüssel zur dritten Finalteilnahme für München in Serie war laut Jackson die taktische Disziplin: "Wir haben immer eine Antwort gefunden", sagte er. "Die Jungs haben sich immer auf das Wesentliche konzentriert und durch nichts aus der Bahn werfen lassen." Nationalspieler Patrick Hager hob den Münchner Spirit hervor: "Du hast hier nie das Gefühl, dass du ein Spiel nicht gewinnen kannst." Wenn man so wie der EHC in der Favoritenrolle sei, "versucht es dir jeder schwer zu machen. Wir wissen aber: Wenn wir uns auf uns fokussieren, ist es für jeden Gegner sehr schwer, uns vier Mal zu schlagen", unterstrich der Angreifer. Zudem sei es dem Titelverteidiger erneut gelungen, sich im Verlauf einer Serie zu steigern.

Nach einem freien Wochenende starten die Münchner an diesem Montag im Kraftraum mit der Vorbereitung auf das Finale. Von Dienstag ab bittet Jackson seine Mannschaft dann wieder täglich aufs Eis, ehe sie am Freitag, 13. April, mit einem Heimspiel in die Finalserie starten werden. Es wird wieder eine emotionale Angelegenheit für Don Jackson werden, denn Gegner sind die Eisbären Berlin, die sich mit einem 3:2-Sieg am Sonntag in der Serie gegen die Nürnberg Ice Tigers 4:2 durchsetzten. Fünf seiner sieben DEL-Titel hat Jackson mit Berlin geholt, in der Hauptstadt genießt er immer noch tiefe Verehrung.

Ob David Leggio dann dabei sein wird, ist fraglich. Der Torhüter, der aufgrund einer Gehirnerschütterung noch in keinem Playoff-Spiel im Kader stand, sei immer noch im "Rehabilitations-Modus", sagte Jackson. Er wolle noch ein paar Tage abwarten und dann eine Entscheidung treffen. Allzu besorgt wirkte Münchens Trainer deshalb nicht. Olympia-Silbermedaillengewinner Danny aus den Birken geht nach seinem ersten Shutout der aktuellen Playoffs mit dem größtmöglichen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ins Finale. Und der Torhüter ist damit nicht der einzige auf Münchner Seite.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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