Deutsche Eishockey Liga:Alte und neue Wunden

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Unterwegs zu drei Punkten: Der Däne Mads Christensen (re. gegen Mathieu Carle) traf zum 2:2-Ausgleich für den EHC München gegen die Adler Mannheim. (Foto: Gepa/Imago)

Der EHC München antwortet auf das 1:2 in Straubing mit einem überzeugenden 5:2 gegen Mannheim

Von Christian Bernhard, München

Acht Wochen können eine lange Zeit sein, alte Wunden heilen aber auch in so einem Zeitraum nicht vollständig aus. Die Adler Mannheim haben Mitte September einige Wunden aus ihrem Gastspiel beim EHC München davon getragen, noch mehr als die 2:4-Niederlage in der äußerst intensiven Partie am zweiten Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) schmerzten sie die Ausfälle von Denis Reul und Marcel Goc, die nach jener Partie wochenlang pausieren mussten. Goc hat seitdem kein Spiel mehr bestritten.

Das muss man vor Augen haben, um das zweite Aufeinandertreffen dieser Teams am Sonntag einzuordnen. Dass es noch offene Rechnungen gab, wurde schon nach 19 Sekunden deutlich: Da suchten und fanden sich Jerome Samson und Brandon Yip sowie Mads Christensen und Sinan Akdag und tauschten die ein oder andere Nettigkeit aus. Kurz vor Spielende prügelten sich dann Jeremy Dehner und Jamie Tardif. Sportlich waren die Vorzeichen diesmal allerdings komplett anders. Meister Mannheim, der zu Beginn der Saison gar nicht meisterlich aussah, hat sich mittlerweile wieder ganz nach oben gekämpft und kam als Tabellenführer in die Münchner Olympia-Eishalle. Der EHC hingegen ging als Tabellenneunter in die Partie. Trotzdem gewannen die Münchner 5:2 (1:2, 3:0, 1:0) und beendeten so Mannheims acht Spiele andauernde Siegesserie. Zudem kassierten die Adler so viele Gegentore wie in ihren sechs Spielen zuvor zusammen. Für das Team von Trainer Don Jackson war der Prestigesieg die richtige Antwort auf das enttäuschende 1:2 am Freitag in Straubing.

Die zwei Hauptprotagonisten des ersten Duells waren am Sonntag nicht dabei. Reul und Steve Pinizzotto, die sich im September einen imposanten Faustkampf geliefert hatten, der für Reul mit einer doppelten Kieferfraktur endete, fehlten verletzt. Marcel Goc, Jochen Hecht, Marcus Kink (alle Mannheim) sowie die ehemaligen Adler Frank Mauer und Yannic Seidenberg, die jetzt das EHC-Trikot tragen, waren weitere prominente Namen, die auf dem Aufstellungsbogen fehlten. EHC-Trainer Jackson wirbelte seine Angriffsreihen durcheinander, bis auf die Formation mit Kapitän Michel Wolf, Jason Jaffray und Keith Aucoin blieb keine unangetastet. Selbst die bisher sehr gut harmonierenden Dominik Kahun und Mads Christensen trennte er. Im Tor spielte Danny aus den Birken, der in Straubing erstmals nach seiner Verletzung als Nummer zwei hinter David Leggio wieder im Kader gestanden war. Überzähliger Ausländer war diesmal Toni Söderholm.

Schon in der ersten Minute saßen zwei Münchner auf der Strafbank, und das ließ sich das beste Überzahlteam der Liga nicht entgehen: Sinan Akdag traf zum 0:1 (3.). Statistisch gesehen war die Partie in diesem Moment entschieden: Achtmal hatten die Adler das 1:0 erzielt, achtmal hatten sie das Eis als Sieger verlassen. Auch diesmal deutete einiges auf einen Sieg der Gäste hin: Die Adler hatten die Partie und vor allem den EHC voll im Griff, offensiv war selbst im ersten Überzahlspiel nichts Gefährliches von den Münchnern zu sehen. Dennoch fiel in der zehnten Minute der Ausgleich. Akdag vertändelte vor dem Tor die Scheibe, Daniel Sparre hielt den Schläger rein und der Puck kullerte an Dennis Endras vorbei ins Tor. Der Treffer gab dem EHC Auftrieb, plötzlich bestimmten die Münchner die Partie. Daryl Boyle, Keith Aucoin (11.), Wolf (16.) und Jeremy Dehner (17.) vergaben gute Chancen und mussten dann mit ansehen, wie Glen Metropolit auf der anderen Seite einen Konter zum 1:2 abschloss (18.). Passend zum in diesem Moment unglücklichen Rückstand landete ein Unterzahl-Schuss von Florian Kettemer kurz vor dem Drittelende am Pfosten.

Im Mitteldrittel passierte in den ersten Minuten wenig bis nichts, die Partie wurde aufgrund ihrer emotionalen Aufladung von beiden Seiten teilweise wild und unkontrolliert geführt. Der EHC hielt den Meister allerdings gut von seinem Tor entfernt und schlug dann vorne zu. Erst glich Christensen aus kurzer Distanz aus (32.), dann sorgte Dehner in Überzahl mit einem platzierten Schuss für die erste Münchner Führung (34.). Kurz vor der zweiten Drittelpause traf Jaffray sogar zum 4:2 (40.). Mannheim hatte in dieser Phase nichts zu melden, selbst die 1200 per Sonderzug mitgereisten Gäste-Fans waren konsterniert.

Zu Beginn des Schlussdrittels bewahrte aus den Birken den EHC zweimal vor dem Anschlusstreffer, ehe Kahun - wieder in Überzahl - gegen das beste Unterzahlteam der Liga den Deckel draufmachte (48.). Zu den alten Mannheimer Wunden dürfte sich die ein oder andere neue gesellt haben.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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