Champions Hockey League:Ganz schön wild

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Als einziger deutscher Klub setzt sich der EHC Red Bull München im CHL-Achtelfinale durch. Ein heikles Thema ist aber die Verletzung von Nationaltorwart Danny aus den Birken.

Von Christian Bernhard, München

Don Jacksons Kommentar war in diesem Moment rein sportlich gedacht, und doch passte er auch wunderbar zu jenem Teil, der mit gespieltem Eishockey wenig zu tun hatte. Die Partie sei "well fought" gewesen, sagte der Trainer des EHC Red Bull München: hart umkämpft. Im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales zwischen dem EHC und Yunost Minsk nahm das Kämpfen in der Tat eine zentrale Rolle ein. Keith Aulie, Daryl Boyle, Maximilian Daubner, ja selbst der an sich äußerst friedfertige Frank Mauer machten in einem turbulenten Schlussdrittel mal mehr, mal weniger Gebrauch von ihren Fäusten. "Ganz schön wild" fand Konrad Abeltshauser die letzten 20 Minuten - und das war noch zurückhaltend formuliert. Den Rest erledigte ein Blick in die Statistiken: 93 Strafminuten verteilten die Schiedsrichter alleine im Schlussdrittel.

Sportlich stand dieses unter dem Motto "Wenn das Powerplay Feuer fängt" (Jackson). Fünf Tore erzielte der EHC in den letzten 20 Minuten, vier davon in Überzahl. Das letzte war ein besonderes, denn es war das erste für Verteidiger Luca Zitterbart, 21, im Trikot des EHC. Durch den 6:0 (0:0, 1:0, 5:0)-Erfolg stehen die Münchner als einziger deutscher Verein im Viertelfinale. Gegner am 3./4. und 10. Dezember ist Djurgarden Stockholm, das sich im schwedischen Duell gegen Skelleftea durchsetzte.

Daryl Boyle (Mitte) sondiert Fluchtwege aus dem Durcheinander – eine von vielen turbulenten Szenen am Mittwochabend vor dem Minsker Tor. (Foto: Passion2Press/Markus Fischer/imago)

Der turbulente Champions-League-Abend war aber nicht das einzige große Thema des Tages. Da war ja auch die Nachricht, dass Danny aus den Birken aufgrund einer Beinverletzung voraussichtlich fünf bis sechs Wochen ausfallen werde.

"Jede Verletzung ist eine Chance für jemand anderen", sagt EHC-Trainer Don Jackson

Der Spieler des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte bereits die DEL-Partie am Sonntag in Düsseldorf verpasst und wird am Freitag operiert. Sowohl in Düsseldorf als auch gegen Minsk stand Kevin Reich im Tor und machte seine Sache so wie schon in den vorangegangenen Wochen: sehr gut. "Klar vermisst man Danny, aber Kevin hat ja auch schon davor super Leistungen gezeigt", sagte Abeltshauser. Außerdem habe Reich "lang auf so eine Chance gewartet, dass er mal mehrere Spiele hintereinander spielen kann". An Chancen wird es dem im Rahmen des Deutschland Cups erstmals ins Nationalteam berufenen Reich nicht mangeln. Inklusive des CHL-Viertelfinals erwarten den EHC in den kommenden sechs Wochen 17 Partien.

Jackson schien ob des Ausfalls von aus den Birken nicht sonderlich besorgt. Er verwies auf die Tiefe im Münchner Torhüterbereich, in dem jetzt Daniel Fießinger vorübergehend zur Nummer zwei aufrückt, und erklärte: "Jede Verletzung ist eine Chance für jemand anderen. Ich weiß, dass Kevin und Daniel bereit sind, uns zu helfen." Überhaupt sei die Verletzungsthematik in dieser Saison nicht neu, Jackson sprach von einem "Karussell". Ob dieses auch Fießinger Einsätze bescheren wird, ließ der Cheftrainer offen: "Wir werden es uns von Spiel zu Spiel anschauen." Fießinger ist am Tag des Minsk-Spiels 23 Jahre alt geworden und hat in dieser Saison 14 Spiele (acht Siege) für Münchens Kooperationspartner SC Riessersee in der Oberliga bestritten. Der gebürtige Marktoberdorfer, der aus der Jugend des EV Füssen stammt, ist seit 2016 im Red-Bull-Programm. Für den EHC saß er bereits mehrmals auf der Bank, zum Einsatz ist er bisher aber nicht gekommen. Im Training mache er einen sehr guten Eindruck, berichtete Abeltshauser: "Wenn ich in die Eishalle komme, ist Daniel oft schon einiges früher da." Fießinger pendelt zwischen Garmisch-Partenkirchen und München und machte einige Zusatzeinheiten mit Torwarttrainer Pat Dallaire, "von dem her bin ich zuversichtlich, dass er bereit ist, wenn wir ihn brauchen", sagte Abeltshauser.

Fünf bis sechs Wochen Pause: Torhüter Danny aus den Birken wird am Freitag operiert. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/imago images)

Erst einmal wird aber weiterhin Reich gefragt sein, das nächste Mal schon am Freitag, wenn für den EHC wieder der Liga-Alltag auf dem Programm steht. Im Heimspiel gegen die Schwenninger Wild Wings (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle) kommt es zum Duell zwischen dem Ersten und Letzten der DEL-Tabelle. Die Schwarzwälder treten dabei erstmals ohne ihren Topscorer Jamie MacQueen an, der mit elf Treffern der zweitbeste Torschütze der Liga ist. Besonders mannschaftsdienlich scheint sich der kanadische Stürmer allerdings nicht verhalten zu haben. "Wir brauchen gerade in dieser Situation Mitarbeiter und Spieler, die sich zu 100 Prozent mit den Wild Wings identifizieren und abseits sowie auf dem Eis als Leader und Vorbild vorangehen", teilten die Wild Wings Anfang der Woche mit - und stellten MacQueen "ab sofort und bis auf Weiteres" frei. Ein Problem weniger für die EHC-Defensive. Aber Vorsicht: Jordan Caron, den die Wild Wings am Donnerstag für MacQueen verpflichteten, führte Krefeld mit seinem Tor vor einem Jahr zu einem überraschenden Sieg in München.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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