Champions Hockey League:Ein Trio für drei Tore

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Stehen früh unter Druck: Derek Roy (von links) und Andrew Bodnarchuk helfen vor dem Münchner Tor von Danny aus den Birken. (Foto: Heike Feiner / imago)

Derek Roy, Chris Bourque und Trevor Parkes überzeugen beim Münchner Heimsieg in der CHL gegen die leidenschaftlichen Schweizer aus Ambri.

Von Christian Bernhard, München

Der Donnerstagabend in der Münchner Olympia-Eishalle war ein besonderer - und das nicht nur, weil der EHC Red Bull München sein erstes Pflichtspiel der Saison bestritt. Es waren die Umstände, die selbst einen so erfahrenen Trainer wie Don Jackson schmunzeln ließen. "Ich habe die Fans vor dem Spiel gesehen", sagte der Coach der Münchner lachend. Auch das aufgestockte Sicherheitspersonal war ihm nicht entgangen. "Die wussten, dass Ambri in der Stadt war."

Ambri ist ein auf 1011 Metern Meereshöhe gelegenes 300-Einwohner-Dorf im italienischsprachigen Schweizer Kanton Tessin. Dort ist der HC Ambri-Piotta beheimatet, der zum Auftakt der Champions Hockey League (CHL) in München einmal mehr bewies, warum er als einer der kultigsten Eishockeyvereine Europas gilt. Um die 1000 Fans drängten sich im prall gefüllten Gästeblock, der eine beeindruckende Stimmung machte. Das Transparent, das vor Spielbeginn enthüllt wurde, war Programm: "Unsere Leidenschaft kennt keine Grenzen, färben wir ganz Europa in Weiß-Blau." Selbst in den Drittelpausen sangen die Schweizer Tifosi ununterbrochen durch. Auf dem Eis behielt aber der EHC die Oberhand, 3:0 siegte er in einer temporeichen Partie.

Die Münchner, die in der vergangenen Saison das CHL-Finale erreicht und auch in der Sommervorbereitung mit Siegen gegen Helsinki und Malmö überzeugt hatten, mühten sich allerdings von Beginn an gegen die quirligen und euphorisch auftretenden Tessiner. Die Schweizer checkten in bester EHC-Manier früh und aggressiv und schraubten das Intensitätslevel sofort nach oben. "Das war am Anfang teilweise wild, wie sie - vielleicht bedingt durch ihre Fans - draufgegangen sind", sagte Münchens neuer Kapitän Patrick Hager. Als ob schon im August die Playoffs angebrochen wären, wurde jeder Check zu Ende gefahren - selbst in Unterzahl schickte Ambri-Trainer Luca Cereda zu Beginn vier Stürmer aufs Eis. Münchens Nationaltorhüter Danny aus den Birken war gleich gefordert, alleine im Startdrittel hatte er 22 Schüsse zu entschärfen. "Danny war großartig", betonte Jackson.

Der Torwart, der am Ende 47 Schüsse pariert hatte, machte seine Sache bravourös und hatte auch Glück, als Diego Kostner ihn in Minute 19 schon umkurvt hatte, die Scheibe dann aber an den Pfosten setzte. Als nur noch 13 Sekunden im Startdrittel zu spielen waren, zeigte der EHC eine Qualität, die oft und gerne Spitzenmannschaften zugeschrieben wird. Derek Roy fand aus der Drehung eine kleine Lücke und schlenzte die Scheibe zum 1:0 ins rechte Eck (20.). "Für uns war es wichtig, einen kühlen Kopf zu behalten", sagte Hager zum intensiven Auftaktdrittel.

Der Führungstreffer passte zwar nicht zum Spielverlauf, aber zur Geschichte der Partie, denn neben aus den Birken avancierten zwei Zugänge zu den prägenden Münchner Spielern am ersten Pflichtspielabend: Roy und Chris Bourque. Das Duo bildete gemeinsam mit Trevor Parkes jene Angriffslinie, die alle drei Tore verantwortete. Nach dem dritten Pfostentreffer von Ambri war es Parkes, der in Überzahl auf 2:0 stellte (36.). Die Vorarbeit kam dabei wie schon beim 1:0 vom kompakten Kraftpaket Bourque. "Das war ihr Abend", sagte Jackson. "Seit dem ersten Tag haben wir gesehen, was für Qualität sie mitbringen", fügte Hager an.

Derek Roy bestätigte gleich in seinem ersten Pflichtspiel für den EHC all die guten Sachen, die man sich über ihn in der Eishockey-Welt erzählt. Der Kanadier, der aus Schweden nach München gewechselt war, verteilte die Scheiben wunderbar. Auch auf engstem Raum kamen seine Pässe an - oft durch ein Knäuel von Beinen und Schlittschuhen hindurch. Kein Münchner Stürmer stand so lange auf dem Eis wie Roy mit seinen 17.04 Minuten. Sein Nebenmann Bourque ging bissig zu Werk und präsentierte neben seinen Vorarbeiterqualitäten auch gleich sein Tempo. 14 Sekunden vor Ende der Partie sammelte er bei Parkes' Treffer ins leere Tor seinen dritten Assist des Abends. Noch wichtiger als ihre sportlichen Qualitäten findet Hager, dass sie "astreine Typen" seien. "Es fühlt sich mittlerweile so an, als wären sie schon letztes Jahr da gewesen."

Eine weitere Möglichkeit, sich noch besser einzufinden, haben sie bereits am Samstag. Dann empfängt der EHC im zweiten CHL-Heimspiel den HC Banska Bystrica (16 Uhr). Die Slowaken reisen aus Schweden an, wo sie sich am Donnerstag Färjestadt mit 1:6 geschlagen geben mussten. Sportlich ist der slowakische Meister, wo der ehemalige Düsseldorfer und Nürnberger Tyler Beskorowany das Tor hütet, schwer einzuschätzen, eines aber steht jetzt schon fest: Einen solch emotionalen Auswärtsblock wie am Donnerstag wird die Olympia-Eishalle am Samstag nicht erleben.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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