Bundesliga:Schach dem Großmeister

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Robert Zysk führt die MSA Zugzwang zum ersten Saisonsieg. Konkurrent um den Klassenerhalt ist der FC Bayern München.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Knapp vier Stunden Spielzeit, 38. Zug: Robert Zysk schlägt die Dame seines Gegners Alexander Graf. Schachmatt. Mit diesem Zug trägt Zysk wesentlich dazu bei, dass sich die Münchner Schach Akademie (MSA) Zugzwang gegen die SF Deizisau mit 4,5:3,5 ihren ersten Sieg in der laufenden Saison der Schach-Bundesliga sicherte. "Das war ein Sieg mit Glück", stapelte Zysk hinterher tief. Für Kenner der Szene war es eher eine Sensation, dass der selbständige Unternehmensberater mit den schwarzen Figuren Graf besiegen konnte - einen der vielen Großmeister im Achterteam aus der Nähe von Stuttgart.

Robert Zysk wird im Schach als Internationaler Meister (IM) geführt, eine Stufe unter dem Großmeister. Der Großmeister-Titel gilt als Ritterschlag im Schachsport, er erleichtert auch finanziell einiges. Großmeister werden zu Turnieren eingeladen, zahlen keine Startgebühren und bekommen häufig sogar die Reise- und Flugkosten ersetzt. "Ich war schon mal dicht davor, einer zu werden", erzählt Zysk. Drei notwendige Normen, also vordere Platzierungen bei internationalen Turnieren, hat der 51-jährige gebürtige Münchner, der jetzt in Rosenheim lebt, schon erworben. Jetzt muss er noch die letzte Hürde, 2500 Elo-Punkte, schaffen. Diese Weltranglistenpunkte errechnen sich aus der Qualität der Gegner, die man besiegt. Gewinnt man gegen einen Stärkeren, erhöht sich die Elo-Zahl, verliert man gegen einen Schwächeren, reduziert sie sich. "Bis auf elf Punkte war ich schon mal an den 2500 dran", berichtet Zysk. Doch dann ging es wieder bergab und vor zwei Jahren erlebte er nach einer Niederlagenserie seinen "Tiefpunkt", wie er sagt: 2083 Elo-Punkte.

"Entweder hörst du dann auf oder du änderst etwas und verbesserst dich", sagt Zysk. "Ich wollte zeigen, dass ich mich auch mit 50 Jahren noch verbessern kann."

Profis für 2000 Euro einfliegen lassen? Die beiden Münchner Klubs verfolgen andere Konzepte

Das gelang Zysk. Er spielte sich ins Bundesligateam von Zugzwang und steigerte seine Elo-Zahl wieder auf 2400. Bei Zugzwang sitzt er an Brett fünf. In der Regel bekommt er es dann in der Liga immer mit einem Großmeister zu tun. So war es auch beim Heimspiel in München. Nach Graf duellierte er sich am nächsten Tag mit dem Franzosen Jean-Pierre Le Roux (2543, SK Schwäbisch Hall). Dem trotzte er ein Remis ab und katapultierte sich nach diesem Wochenende auf 2425 Elo-Punkte.

Die MSA Zugzwang und der FC Bayern München, der seine beiden Heimspiele am Wochenende im Kulturhaus Milbertshofen gegen Deizisau und Schwäbisch Hall verlor, kommen ohne Profis aus, die bei den Spitzenteams schon mal für ein 2000-Euro-Honorar aus aller Welt eingeflogen werden. "Wir setzen auf junge Spieler, die spielen nach vorne und bringen Pep rein", sagt FCB-Abteilungsleiter Jörg Wengler, der bei diesem Konzept bleiben möchte, auch wenn der Österreicher Valentin Dragnev, 18, und der Schweizer Noël Studer, 20, an den Spitzenbrettern nicht immer punkten. Doch auf Dragnev war an diesem Spieltag Verlass. Er besiegte den haushoch favorisierten Israeli Maxim Rodshtein und spielte gegen den deutschen Großmeister Matthias Blübaum remis.

Direkt aufeinandertreffen werden der Vorletzte Zugzwang und die einen Rang besser platzierten Bayern erst beim Saisonfinale in Berlin. Dann geht es um den Klassenerhalt. "Es ist noch alles offen", sagt FCB-Schachchef Wengler, der dem Derby in Berlin entgegenfiebert. Wie auch Robert Zysk, dem bisher mit drei Punkten aus sechs Partien erfolgreichsten Zugzwang-Spieler. Wenn er seine Gegner weiter so matt setzt, kann er in diesem Jahr Großmeister werden.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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