Beachvolleyball:Wie aus dem Nichts

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Lohhofer Außenseiter Auer/Keferloher werden bayerische Meister

Von Sebastian Winter, Unterschleißheim

Der Alltag hat Lisa Keferloher schnell wieder eingeholt, die 21-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing bei einem großen schwedischen Möbelhaus. Dort arbeitete die Volleyballerin des Zweitligisten SV Lohhof am Montag bereits wieder, nachdem sie am vergangenen Wochenende sehr viel visuelle Selbstvermarktung betrieben hatte. 1700 Zuschauer durften sich in Augsburg im Finale der bayerischen Beachvolleyball-Meisterschaften von ihrer spielerischen Qualität überzeugen - so viele wie nie seit 2009, als das Turnier noch zwischen Terminal 1 und 2 am Münchner Flughafen ausgetragen wurde.

Das Erstaunliche am Frauen-Wettbewerb war, dass Keferloher ihn mit Sonja Auer, die mit ihr in der Halle in Lohhofs Zweitliga-Mannschaft spielt und in Augsburg wohnt, quasi aus dem Nichts heraus gewann. Das Duo, das erst seit dieser Saison zusammenspielt, hatte bisher kein einziges Turnier der bayerischen Serie für sich entscheiden können. "Wenn mir einer am Freitag gesagt hätte, dass ich bayerische Meisterin werde, den hätte ich gefragt, ober er spinnt", sagte Auer nach dem 2:0-Erfolg über Juliane Flessa (VfL Nürnberg) und Laura Grell (TV Erlangen), die auch niemand auf der Rechnung hatte.

Anders als der Männer-Wettbewerb, in dem sich die Herrschinger Benedikt Doranth und Julius Höfer erwartungsgemäß im Finale gegen die Setzlisten-Zweiten Schmid/Wagner aus Grafing durchsetzten, war die Frauenkonkurrenz von Favoritenstürzen geprägt. Die Standhardinger-Zwillinge, ebenfalls für den SV Lohhof aktiv und 2013, 2014 und 2015 dreimal in Serie Zweiter, verabschiedeten sich dieses Mal nach zwei deprimierenden Niederlagen aus dem Turnier - obwohl sie es eigentlich gewinnen wollten. Die topgesetzten Hana Kovarova und Christine Weidl (TSV Sonthofen) wurden nur Dritte.

Keferloher und Auer hingegen gaben im gesamten Turnierverlauf nur einen einzigen Satz ab, auch weil es ihnen gelang, "zu jeder Zeit die Ruhe zu bewahren und so auch Rückstände wieder aufzuholen", wie Auer sagt. Fast jeden engen Satz entschieden sie jedenfalls für sich, obwohl vor allem Keferloher bislang kaum Erfahrung im Sand gesammelt hat - im Gegenteil: Seit Ende Juni steckt das Duo mit Lohhof wieder in der Hallenvorbereitung, Zeit für gemeinsame Einheiten im Sand gab es kaum. "Wir sind an den Wochenenden oft mit schweren Beinen bei den Beachturnieren gewesen", sagt Keferloher.

Sie hat sich schon im vergangenen Winter auf dem Hallenfeld und abseits davon gut mit der 25-jährigen Außenangreiferin Auer verstanden. Die Sommersaison sahen sie nun, ohne großen Ehrgeiz, als Ausgleich für die lange Zweitliga-Spielzeit an. So wie viele Volleyballer, die sich im Sommer ein wenig fit halten wollen, allerdings mit besseren Voraussetzungen: Die Zuspielerin Keferloher und die Außengreiferin Auer sind beide 1,80 Meter groß, Keferloher greift stark an, Auer nutzt oft gefühlvolle Drive-Schläge. Ihre Erfahrung und Wettkampfhärte aus der Halle mischt sich mit dem Spielwitz und den Allrounder-Fähigkeiten, die man auf Sand braucht. "Und wir können Fehler des anderen sehr gut abhaken", sagt Keferloher. Anders als manche Konkurrentin im Feld.

Im kommenden Winter spielt das Duo wieder für Lohhof in der Halle, es dürfte dann noch mehr in Führungsrollen wachsen. Ohnehin gelten Keferloher, die im Zuspiel als eine Art Regisseurin fungiert, und die wichtige Außenangreiferin Auer dort als Stammkräfte. Und nächsten Sommer? "Da wollen wir wieder angreifen im Beach", sagt Lisa Keferloher. Dann allerdings dürfte sie jeder auf der Rechnung haben.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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