Beachvolleyball:Spagat im Sand

Lesezeit: 3 min

Die Grafinger Konstantin Schmid und Fabian Wagner stoßen bei der bayerischen Beachvolleyball-Meisterschaft im Klosterbauhof Ebersberg bis ins Finale vor - obwohl sie eigentlich nur noch Hobbyspieler sind.

Von Sebastian Winter, Ebersberg

Tim Noack hat sich am gerade vergangenen Sonntag durchaus empfohlen für die Rolle des Co-Kommentators beim Bayerischen Rundfunk. Für die vielen Bildausfälle und Hakler des seit dieser Saison etablierten und gleich ins öffentlich-rechtliche Online-Programm gehobenen Livestreams von der bayerischen Beachvolleyball-Serie konnte er ja nichts. Für den Grafinger Noack, den Lokalmatador, war es aber auch eine zwiespältige Situation, bei aller Verve, die er am Mikrofon an den Tag legte.

Mit seinem Vereinskameraden Yannick Beck ist er momentan zweitbestes bayerisches Männer-Duo auf der deutschen Beachvolleyball-Tour. Da es sich auf die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft in Timmendorfer Strand konzentriert und kürzlich bei seinem einzigen Stopp auf der bayerischen Tour einen schwachen Tag erwischte, musste es nun zuschauen bei den bayerischen Titelkämpfen in Ebersberg. "Da blutet einem schon ein bisschen das Sportlerherz", sagte Noack. Denn er sah auch, wie zwei weitere Vereinskollegen, Konstantin Schmid und Fabian Wagner, bis ins Finale vorstießen - und es vor 1200 Zuschauer auf den vollen Tribünen des Center Courts im Klosterbauhof gegen Lennart Kroha und Harry Schlegel (Zirndorf/Herrsching) nur knapp mit 1:2 verloren. Im Halbfinale war Schmid und Wagner noch die größte Überraschung des Turniers geglückt, als sie die topgesetzten Herrschinger Benedikt Doranth und Julius Höfer - das mit Rang 13 derzeit beste bayerische Männer-Duo auf der deutschen Tour - geradezu lässig mit 2:0 vom Feld gejagt hatten. Bei der Sektdusche lieferten sich Schmid und Wagner noch ein spannendes Duell mit Marion Mirtl und Veronika Kettenbach - die für den TSV Sonthofen startenden ehemaligen Lohhoferinnen hatten die Frauen-Konkurrenz ohne Satzverlust gewonnen.

Fliegender Abwehrspieler: Fabian Wagner zeigte besonders im Halbfinale seines Heimspiels in Ebersberg spektakuläre Aktionen. (Foto: Christian Endt)

Zum vierten Mal fanden die bayerischen Titelkämpfe der Sandsportler in Ebersberg statt, nach zwei Jahren Pause, in denen Augsburg würdiger Gastgeber des Saisonfinales war. Den Schwaben hatte der finanzielle Aufwand dann allerdings Probleme bereitet, weswegen sich Ebersberg wieder als Ausrichter ins Spiel brachte. Mit einem sehr stimmungsvollen Turnier, dessen Organisation auch Doranth lobte, der am Ende mit Höfer Vierter wurde. Allerdings übte Doranth, dessen Zukunft als Hallenvolleyballer bei Erstligist Herrsching noch offen ist, auch Kritik an der bayerischen Serie: "Es gab dieses Jahr nur ein Turnier der höchsten Kategorie. Da muss der Verband schauen, dass es mehr werden." Auch um das Spielniveau wieder zu steigern, das nicht unbedingt besser geworden ist in den vergangenen Jahren. Beachvolleyball in Bayern ist nach wie vor Randsport, die Sponsorensuche ist für Spieler und Veranstalter mühsam, die Preisgelder - in Ebersberg mussten sich 24 Männer- und Frauen-Duos insgesamt 3000 Euro teilen - eher ein Taschengeld.

Selbst bayerische Topduos wie Doranth/Höfer oder Beck/Noack, die immerhin beide an die Top Ten der deutschen Beachvolleyball-Spitze anklopfen, trennen Welten von den besten deutschen Teams. In den vergangenen drei Wochen, erzählt Doranth, hätten sie wegen Studienprüfungen kaum trainieren können. So kam das Halbfinal-Aus für den Titelverteidiger auch nicht sonderlich überraschend.

Umso erstaunlicher ist da die Geschichte der Grafinger Schmid und Wagner. Die langjährigen Zweitliga-Volleyballer des TSV spielen gar nicht mehr auf der deutschen Tour, sondern nur noch zum Spaß auf der bayerischen Serie. Schmid, der mit seinem Markenzeichen, dem Strohhut, zur Siegerehrung erschien, ist quasi aus seiner Nachtschicht als Unfallchirurg am Klinikum Straubing aufs Feld gepurzelt. Mit dieser Lockerheit haben sich die bayerischen Meister von 2014 dann erneut ins Finale gespielt - wo ihnen dann am Ende allerdings die Energiereserven fehlten.

Die Freude der Frauen: Veronika Kettenbach und Marion Mirtl beglückwünschen sich zum Titel. (Foto: Christian Endt)

Die Energie war Doranth und Höfer, der Grafings Zweitliga-Volleyballer künftig verstärken wird, schon vorher abhanden gekommen. Weil sie viele Turniere der deutschen Serie spielten - wo es keine bayerischen Punkte gibt -, qualifizierten sie sich gerade so für die Titelkämpfe in Ebersberg. Doranth hatte eigentlich mit einem freien Wochenende geplant, weil er mehrere Hausarbeiten für sein Sportmanagement-Studium noch Korrektur lesen und in den Druck geben musste - an diesem Montag ist Abgabetag. So machte sich der 29-Jährige nach dem Halbfinale schnell auf den Weg zurück nach Hause, um das noch zu erledigen an diesem aus seiner Sicht eher verkorksten Wochenende.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: