Beachvolleyball:Online-Baggern

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Das erste Turnier in Coronavirus-Zeiten findet in den sozialen Medien statt - initiiert wurde es von einem Grafinger.

Von Sebastian Winter, München

Benedikt Doranth ist selbst Volleyballer, Beachvolleyballer, Snowvolleyballer, im März hat er noch in Oberstaufen die deutsche Meisterschaft auf Schnee gewonnen. Nun möchte Doranth, der frühere Herrschinger, der seit 2018 für den TSV Grafing in der zweiten Liga spielt, das erste internationale Beachvolleyball-Turnier in Corona-Zeiten ausrichten. Zumindest bewirbt Doranth die "Fantasy Beach Open" so, die an diesem Donnerstag starten und bis 10. Mai laufen sollen. Zugesagt haben einige der weltbesten Profis. Die jeweils 16 Männer- und Frauen-Duos treten natürlich nicht auf Sand gegeneinander an, der Beachvolleyball-Turniersommer fällt wie fast alle anderen Sporttermine aus. Doranths Idee ist, das komplette Turnier in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram stattfinden zu lassen.

Die Spiele werden tags zuvor angekündigt, ein Match dauert 24 Stunden. Nach dem Anpfiff, der kein Pfiff ist, sondern ein Post von Doranth, können die Fans in den sozialen Netzwerken für ihr Team abstimmen. Gewinner ist, wer die meisten Votes bekommt. Der Sieger zieht in die nächste Runde ein, der Verlierer scheidet aus.

Ein Match dauert 24 Stunden. Wer die meisten Stimmen der Fans bekommt, kommt weiter

Doranth plant Vor-, Zwischen- und Nachberichte zu den Duellen, gesetzt werden die Teams nach der aktuellen (und seit Mitte März wegen der Pandemie eingefrorenen) Weltrangliste, aber auch nach der Menge der Follower. Wegen der Satz- und Spielergebnisse knobeln die Initiatoren gerade noch an einer fairen Berechnung. "Wir wollen nicht einfach sagen, Team A schlägt Team B mit 100:90 Stimmen", sagt Doranth. Bei seinem Beispiel könnte Team A die Partie dann möglicherweise 21:18, 19:21 und 15:9 gewinnen.

"Eigentlich wären wir jetzt in Spanien beim Beachvolleyball-Camp", sagt Doranth, "aber das funktioniert ja alles nicht." Beim Brainstorming per Videokonferenz kam dem gebürtigen Starnberger, der inzwischen bei einem Veranstalter für Beachvolleyball-Reisen arbeitet, dessen Gründer Marvin Polte und anderen die Idee für das Onlineturnier. Wichtig war ihnen, damit auch soziale Projekte zu unterstützen: So behalten die Siegerduos ihre je 1000 Euro Preisgeld nicht, sondern spenden sie an ein soziales Projekt ihrer Wahl. Dafür dürfen die Turniergewinner eine Woche lang kostenlos mit Doranth, Polte und Co. im Camp in Spanien trainieren.

Die WM-Zweiten Clemens Wickler und Julius Thole haben ebenso zugesagt wie das zweite deutsche Männer-Nationalteam Ehlers/Flüggen, die 18. der Weltranglisten. Pedlow/Schachter, das beste kanadische Duo, macht ebenfalls mit, weitere Zusagen kommen aus Österreich, der Schweiz, Schweden und Polen. Bei den Frauen sind die deutschen Nationalspielerinnen Karla Borger und Julia Sude sowie Behrens/Tillmann und eventuell Ittlinger/Laboureur am Start. Auch die Schweizer WM-Vierten Hüberli/Betschart machen mit, Olympiasiegerin Laura Ludwig und ihre Partnerin Margareta Kozuch sind angefragt. Kira Walkenhorst, die mit Ludwig 2016 in Rio de Janeiro Gold gewann, bekommt eine Wildcard.

Für Wickler, der mit Thole am Olympiastützpunkt in Hamburg wieder trainieren darf, sind die Digital-Duelle eine willkommene Abwechslung: "Es ist nicht viel los, da ist dieses Turnier eine feine Sache. Und nebenbei gibt es guten Content. Wir stellen uns gerade nur die Frage, wie genau wir unsere Community aktivieren sollen. Wir wollen es auch nicht übertreiben und den Leuten auf die Nerven gehen."

Bei allem Werbenutzen, den so eine Veranstaltung für die Duos auch hat - "es ist am Ende aber leider eben doch kein echtes Turnier", sagt Wickler. Der Weltranglisten-Sechste würde viel lieber ein paar mehr Kalorien beim direkten Duell im Sand verbrennen.

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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