Beachvolleyball:Ein Major für München

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Die Politik gibt grünes Licht für ein Turnier der Weltserie. Die Kosten von 500 000 Euro wollen sich Stadt und Olympiapark teilen. Im Juni 2016 sollen auf dem Coubertinplatz die Bälle fliegen. Was noch fehlt, ist die Zustimmung des Veranstalters aus Österreich

Von Sebastian Winter, München

Arno Hartung zeigte sich schon am Dienstag recht optimistisch. "Ich denke mal, dass das durchgehen müsste", sagte der Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH (OMG). Am Mittwochmittag, nachdem der Sportausschuss der Stadt unter Vorsitz der Dritten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) über Tagesordnungspunkt 5 abgestimmt hatte, war dann klar: München gibt grünes Licht für ein großes, internationales Beachvolleyball-Turnier, das von 2016 an für mindestens drei Jahre im Olympiapark stattfinden soll. Einstimmig.

Es handelt sich dabei um ein so genanntes Major-Turnier der Weltserie, eine in diesem Jahr neu eingeführte Kategorie, die ebenso hoch dotiert ist wie die Grand Slams. Höherklassig geht es nicht, in München darf man sich daher auf die internationale Beachvolleyball-Elite freuen. Neben wichtigen Weltranglistenpunkten für die Olympia-Qualifikation geht es um immerhin 710 000 Euro Preisgeld, alleine die Sieger-Duos erhalten je 50 000 Euro. Ihm falle da schon ein Stein vom Herzen, sagte Hartung, "wir ringen ja seit Monaten um diese Veranstaltung, die auf mehrere Jahre ausgelegt ist und auch sehr gut in den Olympiapark passt. Vom Typus her ähnelt sie ein bisschen den X-Games oder dem Munich Mash". Die beiden Actionsport-Veranstaltungen hatten in den vergangenen Jahren Zehntausende, vorwiegend jugendliche Zuschauer angelockt, Beachvolleyball hat eine ähnliche Zielgruppe. Den Verantwortlichen, die den Park einem jüngeren Publikum schmackhaft machen wollen, passt das ins Konzept.

Weltspitze unterm Olympiaturm: Von 2016 an sollen die besten Beachvolleyballer in München um Ranglistenpunkte und viel Preisgeld spielen. (Foto: imago)

Eintritt soll das Turnier nicht kosten. Der Centercourt soll auf den Coubertinplatz vor dem Olympiastadion gebaut werden und 6000 Zuschauern Platz bieten, zudem sind fünf Nebencourts geplant. Als Termin für das kommende Jahr ist der 7. bis 12. Juni anvisiert, das Major in München wäre somit die letzte Möglichkeit für die Profis, sich für die Spiele in Rio zu qualifizieren. Für München ist das auch ein Signal in diesem Sport, der schon öfter mit nationalen Beachcups auf der Theresienwiese oder im Olympiapark gastierte, allerdings nicht auf internationaler Ebene. Die bayerische Meisterschaft fristete zuletzt an der Ruderregattastrecke in Oberschleißheim eher ein Mauerblümchen-Dasein. Dass das Regions-Duo Armin Dollinger und Clemens Wickler (Garching/Bad Tölz) gerade völlig überraschend die deutsche Meisterschaft in Timmendorfer Strand gewonnen hat, passt zur Aufbruchstimmung, die sich gerade einstellt.

Hartung fällt auch deswegen ein Stein vom Herzen, weil es nun schon der zweite Anlauf war, die Politik von Beachvolleyball zu überzeugen. Im vergangenen Dezember hatte der Stadtrat das ursprünglich für 2015 angedachte Major noch mit großer Mehrheit abgelehnt. Das Turnier hätte jetzt im September stattfinden sollen, doch die Lizenzgebühr von 500 000 Euro, die die Stadt dem österreichischen Veranstalter Beach Majors GmbH hätte zahlen müssen, war ihr zu hoch. Die OMG, eine hundertprozentige Beteiligungsgesellschaft der Stadt, musste das Projekt vorerst begraben. Doch sie leistete im Hintergrund weitere Überzeugungsarbeit. Mitte Juli hatte Strobl dann angedeutet, dass sich "die Stimmungslage vielleicht noch ändert" (SZ vom 14.7.), obwohl sie selbst der Veranstaltung eher kritisch gegenübersteht. Nun einigte man sich auf einen Kompromiss: Die Stadt steuert aus ihrem Haushalt pro Turnier 250 000 Euro bei, die OMG trägt die andere Hälfte der Kosten - und plant eine Refinanzierung durch Sponsoring und Gastronomieeinnahmen im Rahmen der Veranstaltung. "Uns ist es ökologisch viel lieber, Sand aufzuschütten als im Winter Schnee", sagte Grünen-Stadträtin Jutta Koller bei der Sportausschuss-Sitzung hinsichtlich des auf der Kippe stehenden Ski-Weltcups.

Doch das zähe Ringen um das Major in München ist trotz des positiven Signals der Münchner Politik noch nicht vorbei. Denn die Stadt ist nur Ausrichter. Die letzte Entscheidung, ob das Turnier auch tatsächlich in München stattfindet, fällt beim Veranstalter Beach Majors, mit Sitz in Klagenfurt und Büros in Wien. Dahinter steht der österreichische Unternehmer Hannes Jagerhofer und dessen Eventagentur, die beste Kontakte zu Red Bull pflegt und mit ihm die Major-Serie ausbauen will. Der Brausekonzern hat sowieso ein gesteigertes Interesse am Olympiapark. Er lässt dort schließlich in den nächsten Jahren ein Stadion für sein Eishockeyteam, den EHC München, bauen.

"Wir gehen mit dieser Botschaft jetzt nach Wien, dann sehen wir weiter", sagt OMG-Chef Hartung. Er ist eigentlich optimistisch, dass nun auch Jagerhofer sein Okay gibt. Aber Hartung ist auch vorsichtig geworden in diesem zähen Ringkampf.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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