Beachvolleyball:Der mit den Rochen taucht

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Auf Sand und im Wasser zu Hause: Tim Noack, 27, der beim Freisinger Beachvolleyball-Turnier Zweiter wurde. (Foto: Toni Heigl)

Der Grafinger Tim Noack kommt ins Finale des Freisinger Beach Masters. Nebenher treibt der 27-Jährige sein Tierschutzprojekt voran - und reist bald nach Indonesien.

Von Laura Dahmer, Freising

Wer die Beachvolleyball-WM in Hamburg bei Sport1 verfolgt hat, dem ist seine Stimme vermutlich bekannt. Tim Noack co-kommentierte bei dem Sportsender am Ende jedes Turniertages die Höhepunkte. Außer beim großen Finale: Während Clemens Wickler und Julius Thole überraschend das Finale erreichten und dort nur knapp verloren, stand Noack selbst im Sand, bei den BVV Beach Masters der Kategorie 1 in Freising.

"Für jeden Spieler wäre es nervig, während des WM-Finals auf dem Platz zu stehen", sagte der 27-Jährige nach seinem Halbfinaleinzug mit Partner Julius Höfer. Bei dem Turnier hatte man kurzfristig die Spielzeiten umgeplant, um das Finale von Wickler, der als Starnberger früher selbst auf der BVV-Serie mitspielte, und Thole zeigen zu können. Am Ende ging sich das nicht ganz aus. Und es war Noack, der während des ersten Satzes seiner Landsmänner noch auf dem Platz stand. In einem packenden und langen Halbfinale setzte er sich mit Höfer im dritten Satz gegen die Sagstetter-Brüder aus Landshut durch. Im Finale gegen Benedikt Doranth und Nationalspieler Daniel Malescha zog er, ähnlich wie die neuen WM-Zweiten, den Kürzeren.

Zufrieden ist Noack, der wie Höfer für den TSV Grafing startet, mit seiner Beach-saison bisher nicht. Beim Masters in Mühldorf holten Höfer und er den fünften Platz, bei den Kategorie-2-Turnieren in Dachau und Amberg Platz sieben und zwei. Und jetzt wieder Zweiter. Noch vor ein paar Jahren kratzte Noack, der in der Halle für Grafings Volleyballer in der zweiten Liga spielt, an der Spitze des deutschen Beachvolleyballs, er spielte bei der deutschen Serie lange oben mit und wurde 2015 bayerischer Meister.

Das abrupte Ende des Aufstiegs kam mit einer schweren Verletzung vor zwei Jahren: Kurz nach seinem Comeback in der Halle bei Grafing erlitt Noack eine Sprunggelenksluxation. Er riss sich alle Innen- und Außenbänder, Ärzte prophezeiten ihm eine mindestens zweijährige Pause. "Neun Monate später habe ich wieder in der ersten Kategorie gebeacht", erzählt Noack. Aus seiner Sicht ging das nur, weil er sich "hauptberuflich mit der Verletzung beschäftigt" hat. Er cremte seinen Fuß regelmäßig ein, ging schwimmen, in die Physiotherapie, stellte seine Ernährung um. "Ich habe asketisch gelebt", begründet der 27-Jährige seine schnelle Rückkehr in den Sport. Körperlich war Noack also zurück - aber mental? "Das Gute ist, dass es in der Halle passiert ist und ich im Sand zurückgekommen bin", sagt er. "In der Halle fällt es mir bis heute deutlich schwerer, den Kopf auszuschalten."

Aber ohnehin, sagt Noack, haben sich seine Prioritäten etwas verschoben, weg vom Volleyball. Die Hallensaison in Grafing wird der Münchner kommende Saison aussetzen. Dann nämlich kümmert er sich um die andere Leidenschaft, die neben den Ballsport getreten ist: das Tauchen und sein Projekt "Mantahari". "Die Idee folgte auf mein Auslandssemester in Malaysia. In der Zeit war ich viel tauchen", so Noack. Er blieb eine Zeit lang als Tauchguide in Indonesien, im Komodo Nationalpark. "Dort gibt es die größte Mantarochenpopulation der Welt. Die Tiere haben mich total fasziniert." Er trägt diese Faszination bis heute in sich. Der Mantarochen ist auf seiner Cap zu sehen, die der Beachvolleyballer im Finale in Freising trägt. Und er ist, genau wie die Mütze, Teil von Mantahari. "Es gab auch viele Negativerlebnisse während meiner Zeit in Indonesien", sagt Noack. Wenn er dort tauchen war, schwammen um ihn herum nicht nur Rochen, sondern auch jede Menge Plastik. Die Meerestiere ernähren sich von Plankton, mit offenem Mund schwimmen sie unter Wasser und filtrieren die Kleinstlebewesen heraus. Dabei bleibt nicht nur Plankton hängen, sondern auch Mikroplastik. "Ich hatte damit in Indonesien eine so tiefe Verbindung, die ich in München nicht wieder verlieren wollte", bemerkt Noack. Deshalb gründete er Mantahari, designte und produzierte mithilfe von Freunden und Bekannten Basecaps, die er jetzt verkauft. Vom Erlös adoptiert der 27-Jährige Mantarochen. Das Geld geht damit an die "Marine Megafauna Foundation" (MMF), eine Organisation in Komodo, die die Verschmutzung im Nationalpark untersucht und an Mikroplastik forscht. "Mittlerweile konnte ich ein paar Tausend Euro nach Indonesien überweisen", sagt Noack zufrieden. "So viel verdient dort ein Gutverdiener pro Jahr, MMF konnte damit mehrere Leute ganzjährig einstellen."

Statt also von September an wieder für Grafing in der Halle zu stehen, wird der Volleyballer drei Monate lang in Indonesien tauchen. Sein Sport wird langfristig unter den anderen Projekten leiden. Denn Noack hat jetzt auch den Golfschläger in die Hand genommen und die Platzreife gemacht. "Ich bin mit dem Master fertig und fange an zu arbeiten - bei einem Unternehmen, das Golfschläger fittet", erzählt er. Volleyball gegen Golf einzutauschen, kommt für ihn trotzdem nicht in Frage, gewisse Ambitionen hat er auch diese Saison noch. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass Julius und ich bei der bayerischen Meisterschaft im August mit dem zweiten oder dritten Platz zufrieden wären", sagt Noack lächelnd.

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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