Bayernliga-Derby:Ein Spiel Urlaub

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Dachaus Zugang Ryosuke Kikuchi (rechts) erzielte zwei Tore in Deisenhofen und bedankte sich bei seinem Trainer Lamotte: "Ich habe viel von Fabian gelernt." (Foto: Florian Peljak)

Deisenhofens Coach Hannes Sigurdsson vermisst beim 2:3 gegen Dachau Energie und Disziplin. Der TSV 1865 dagegen eilt während des heimischen Volksfestes von Sieg zu Sieg.

Von Christian Bernhard, Oberhaching

Das Dachauer Volksfest, das in diesem Jahr bereits zum 92. Mal stattfindet, erfreut sich nicht nur wegen des Bierpreises - nur 6,30 Euro für eine Maß - großer Beliebtheit: Um auf rund 300 000 Besucher zu kommen, muss ja etwas geboten sein. Die Ausläufer der guten Laune strahlen offenbar sogar bis ins mehr als 30 Kilometer entfernte Deisenhofen aus. Dort gewann der TSV 1865 Dachau am Samstag 3:2 und fuhr den dritten Sieg in acht Volksfest-Tagen ein. "Wie der FC Bayern zur Wiesn", sagte Spielertrainer Fabian Lamotte grinsend. Vor den Stadtfestlichkeiten war der TSV vier Spiele lang sieglos geblieben - der Volksfest-Turbo zündet.

In den letzten Spielminuten, in denen sich sein Team auf einer Defensiv-Achterbahnfahrt befand, wäre Lamotte das Lachen aber beinahe noch vergangen. "Das brauche ich nicht unbedingt", sagte der Ex-Profi, der die ganze Partie von der Seitenlinie aus verfolgte, da ihm eine hartnäckige Erkältung zu schaffen macht.

Deisenhofens Trainer Hannes Sigurdsson war ob der Leistung seiner Mannschaft verstimmt. 75 Minuten lang sei er sehr unzufrieden gewesen, "wir haben all die schlechten Angewohnheiten gezeigt, von denen ich dachte, sie seien weg", sagte er. Dem Isländer fehlte es an Teamgeist, Energie und Disziplin. "Du kannst nicht einfach ein Spiel Urlaub machen", erklärte er nach der zweiten Niederlage in Serie.

Dabei hatte der FC Deisenhofen von Beginn an versucht, über die Flanken die Kontrolle über die Partie zu erlangen. Sobald der Ball auf Außen - vermehrt auf der rechten Seite - war, gab Sigurdsson dem Flügelspieler lautstark das Kommando: "Geh ab." Er wollte Tempo und Läufe in die Tiefe von den Außenspielern sehen, und bekam das anfangs auch. Die Flanken waren allerdings meist unpräzise oder zerschellten an der Lufthoheit der Dachauer Innenverteidiger Alex Weiser und Merlin Höckendorff.

Deutlich effizienter waren die Dachauer: In Minute 15 stellte Robin Volland Ryosuke Kikuchi mit einem feinen Steckpass alleine vors Tor, und der Japaner bezwang trotz eines schlechten ersten Kontakts Torhüter Enrico Caruso mit einem souveränen Abschluss zum 1:0. Acht Minuten später hatte der FCD beinahe die ideale Antwort auf den Rückstand parat, ein Diagonal-Flachschuss im Strafraum von Kapitän Michael Vodermeier strich knapp am rechten Pfosten vorbei. Den besseren Eindruck machte nun aber der TSV, er spielte unaufgeregt und reif. Sigurdsson ärgerte sich wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff an der Seitenlinie, die er kontinuierlich auf- und abschritt, über die vielen Fehler seiner Mannschaft, die zahlreiche Ballverluste fabrizierte und immer wieder mit Fehlpässen für Grummeln unter den Zuschauern sorgte. Dieses wurde noch größer, als Kikuchi mit einem Steilpass Christian Doll alleine vor Caruso bediente, dieser sofort querlegte, wodurch Volland den Ball nur noch zum 2:0 über die Linie schieben musste (40.). Die FCD-Bank verstummte wie auf Kommando - bekam aber nur drei Minuten später wieder Leben eingehaucht, als Tobias Rembeck mit einem platzierten Schuss aus 16 Metern auf 1:2 verkürzte. In den TSV-Strafraum gekommen war der Ball wieder einmal über Außen.

Lamotte fand die erste Halbzeit trotz der Führung nicht so gut, sie war ihm "ein bisschen zu schlampig". Deutlich schlampiger war allerdings der FCD-Wiederbeginn nach der Pause. Einige Unkonzentriertheiten waren Vorboten eines bösen Fehlpasses im Mittelfeld, der es Kikuchi ermöglichte, mit Tempo von links nach innen zu ziehen und Caruso mit einem scharfen Rechtsschuss von der Strafraumgrenze zum dritten Mal zu bezwingen (46.). Für den Japaner war es Treffer Nummer vier binnen einer Woche. "Er ist in jedem Training hoch engagiert und immer voll da", lobte Lamotte den 25-jährigen Sommerzugang, der vor 15 Monaten noch in der Bezirksliga gespielt hat. Der offensive Außenspieler gab das Kompliment artig zurück: "Ich habe viel von Fabian gelernt."

Der Aufsteiger war nach dem 1:3 völlig konfus, Volland markierte zwei Minuten später beinahe den vierten Treffer. Da die Dachauer einige Konterchancen liegen ließen und der eingewechselte Florian Schmid in Minute 80 auf 2:3 verkürzte, gab es dennoch eine turbulente Schlussphase. Ein Angriff nach dem nächsten rollte auf Dachaus Kasten zu, im Minutentakt kamen gefährliche Bälle in den Strafraum. "Wir kriegen noch unsere Chance", rief Leon Müller-Wiesen seinen Teamkollegen in einer Verletzungsunterbrechung in Minute 86 zu. Er hatte Recht, Schmid konnte in der Nachspielzeit sechs Meter vor dem Tor relativ unbedrängt zum Kopfball hochgehen. Der 19-Jährige streifte den Ball aber nur - dann war Schluss.

"Wir haben zu spät angefangen, Fußball zu spielen", konstatierte Sigurdsson, der sich am Sonntag bei 1860 München II "genug Hunger und Aggressivität" von seiner Mannschaft erhofft. Die Dachauer müssen im Verbandspokal am Mittwoch gegen Buchbach und am Samstag gegen Hankofen-Hailing beweisen, dass es auch ohne Volksfest geht. Dieses endet am Montag.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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