Basketball:Giftiges Versprechen

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Wartet nur: Münchens Center Jalen Reynolds (rechts, gegen Ludwigsburgs Lukas Herzog) sendete trotz der Niederlage für die bevorstehenden Playoffs schon einmal eine Warnung an die Konkurrenz. (Foto: Marco Wolf/imago)

Der FC Bayern kassiert zum Ende der Hauptrunde gegen Ulm und beim Tabellenführer Ludwigsburg zwei deutliche Niederlagen und geht als Tabellenvierter in die Playoffs. Topscorer Jalen Reynolds warnt die Konkurrenz dennoch.

Von Ralf Tögel, München

Die Basketballer des FC Bayern haben die Hauptrunde der Bundesliga mit zwei deutlichen Niederlagen beendet. Nach der 64:98-Heimpleite am Freitagabend gegen Ulm waren die Münchner auch am Sonntag beim feststehenden Hauptrunden-Primus MHP Riesen Ludwigsburg mit 75:91 Punkten klar unterlegen. Dass beide Teams das letzte Spiel nicht um jeden Preis gewinnen wollten, war schon den beiden Anfangsformationen anzusehen. Während die Gastgeber Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, Barry Brown und Oscar da Silva schonten, verzichtete FC-Bayern-Trainer Andrea Trinchieri in Ludwigsburg auf Spielmacher Wade Baldwin, Vladimir Lucic und James Gist. Zudem gestand er Paul Zipser und Leon Radosevic nur Kurzeinsätze zu, der Fokus am letzten BBL-Spielwochenende lag bei den Münchnern nach den kraftraubenden Euroleague-Playoffs klar auf der Erholung der Schlüsselspieler.

Die Bayern gehen als Tabellenvierter in die Playoffs, Erstrunden-Gegner wird entweder Crailsheim oder Oldenburg sein

Die Bayern werden damit als Tabellenvierter in die Playoffs um die deutsche Meisterschaft gehen, lediglich der Gegner ist noch offen. Wenn der Tabellendritte Oldenburg sein Nachholspiel am Dienstag gegen Göttingen gewinnt, treffen die Münchner auf Crailsheim. Verlieren die Oldenburger zu Hause, tauschen sie mit den Crailsheimern die Plätze und wären der Bayern-Gegner in der K.o.-Runde. Was für den FCB eine untergeordnete Rolle spielt, wie Topscorer Jalen Reynolds (21 Punkte) nach dem Sonntagsspiel mit giftigem Blick in das Mikrofon von Magentasport versprach: "Wir werden am Wochenende definitiv eine andere Mannschaft sein." Coach Trinchieri hatte ja mehrmals im Saisonverlauf betont, dass es seine Mannschaft hasse zu verlieren, das Versprechen des Centers wollen die Münchner bereits am kommenden Samstag im Pokal-Halbfinale (16 Uhr) im heimischen Audi Dome einlösen, dann ist erneut Ulm der Gegner.

Gegen die Schwaben hatte es am Freitagabend eine üble Abreibung gesetzt, freilich hatte Trinchieri auf noch mehr Stammpersonal verzichtet als im letzten Hauptrundenspiel. Neben Baldwin und Lucic fehlten auch Reynolds und Zipser, Zan Mark Sisko hatte zwar in Arbeitskluft auf der Bank Platz genommen, der Trainer ließ ihn aber die gesamte Spielzeit dort sitzen. So bekamen in beiden Partien die Nachwuchskräfte Sasha Grant, Jason George, Matej Rudan und Erol Ersek reichlich Einsatzminuten, was vor Wochenfrist beim 102:90-Auswärtssieg bei der BG Göttingen noch besten funktioniert hatte. Doch die beiden Gegner vom Wochenende waren ganz andere Kaliber: Ulm ist das Team der Stunde und feierte in München den achten Sieg in Serie, Ludwigsburg ist der auf eigenem Terrain ungeschlagene Tabellenführer. Es hatte dennoch den Anschein, als würde Trinchieri die beiden Niederlagen angesichts der enormen Anstrengungen der vergangenen Wochen zähneknirschend in Kauf nehmen, manchmal hatten die Partien aus Münchner Sicht einen Hauch von Vorbereitungsspiel. Immer wieder erklärte der Trainer seinen Akteuren bei Wechseln noch am Spielfeldrand ausführlich, was er zu bemängeln hatte. Natürlich hatte der FCB-Coach trotz der prominenten Absenzen noch genügend Klasse im Kader, um den BBL-Spitzenteams aus Ulm und Ludwigsburg mehr Widerstand entgegenzusetzen. Aber bei Akteuren wie Jajuan Johnson, D. J. Seeley, Radosevic, Gist oder Zipser war eine mentale Leere unübersehbar.

Die große Frage wird sein, ob FCB-Trainer Trinchieri seine Spieler bis zum Wochenende wieder in Bestform bringen kann

Nun ist die Frage, wie der Italiener seine Mannschaft in Bestform zu bringen gedenkt, in Nick Weiler-Babb und Nihad Djedovic werden ihm auch bei den anstehenden Entscheidungen zwei wichtige Kräfte fehlen. Immerhin wusste Robin Amaize seine Chance zu nutzen, gegen Ulm war er mit 15 Punkten Topscorer und wusste auch in Ludwigsburg Akzente zu setzen. Auch David Krämer zeigte immerhin im letzten Spiel ein paar gute Ansätze. Ein Novum ist in diesem Zusammenhang, dass Trinchieri fast eine ganze Woche Vorbereitungszeit hat, wenn es in eigener Halle um den ersten nationalen Titel geht. Angst werden den Münchnern weder Ulm im Pokal noch Crailsheim oder Oldenburg in den Meister-Playoffs machen, zu welchen Leistungen diese Auswahl in der Lage ist, hat sie ja unter anderem bei ihren Siegen gegen die besten europäischen Teams Efes Istanbul, Barcelona, Mailand und ZSKA Moskau bewiesen - die bekanntlich das Final-Four um die europäische Krone Ende Mai in Köln spielen.

Freilich werden die nationalen Herausforderungen gegen die ausgeruhte und sehr talentiert besetzte Konkurrenz keine Selbstläufer, zumal in Double-Sieger Alba Berlin ein weiteres Euroleague-Team in beiden Wettbewerben ein Wörtchen mitzureden gedenkt. Das werde "nicht mit einem Fingerschnippen" geschehen, gab FCB-Sportdirektor Daniele Baiesi zu bedenken, sagte aber auch: "Wir werden bereit sein."

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