Basketball:Den Herren geht die Luft aus

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Duell auf Augenhöhe: Der FCB (li. Constantin Schmitt) bezwang die Tropics (Miljan Grujic) knapp. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Bayern II bezwingt Oberhaching in der zweiten Liga ProB nach zweimaliger Verlängerung.

Von Felix Haselsteiner, München

"Bitte nicht", sagte Viktor Frankl-Maus, lächelte freundlich und blieb stehen. Eine halbe Stunde nach Spielende zuckte beim Aufbauspieler der zweiten Mannschaft des FC Bayern Basketball noch immer die Beinmuskulatur. Das Angebot, ein Interview im Sitzen zu führen, lehnte er daher dankend ab, im Stehen sei es besser auszuhalten. "Körperlich habe ich noch nie so ein Spiel erlebt", sagte Frankl-Maus über das erste Lokalderby in der zweiten Liga ProB zwischen den "kleinen Bayern" und den Oberhaching Tropics, das am Mittwochabend im Audi Dome seinem Namen alle Ehren machte: Atmosphäre, Intensität, Spielniveau - das Aufeinandertreffen der Reserve des Branchenprimus und des Aufsteigers ließ nichts zu wünschen übrig. Gäbe es im Basketball ein Remis, es wäre angebracht gewesen, so entschieden die Bayern das Derby nach zweimaliger Overtime mit 94:82 für sich.

Nominell standen sich der Tabellensiebte und -achte gegenüber, doch die Ausgangslage vor dem Spiel war klar: Auf der einen Seite hofften die FCB-Talente, trainiert vom ehemaligen Profi Demond Greene, auf Wiedergutmachung, nachdem sie drei Tage zuvor einen 20-Punkte-Vorsprung gegen die Ulmer Orange Academy hergeschenkt hatten. Auf der anderen Seite wollten die Tropics, im vergangenen Jahr überraschender Aufsteiger aus der Regionalliga, ihren zweiten Auswärtssieg der Saison feiern. Das Team von Trainer Mario Matic wurde im Rahmen der geringen finanziellen Möglichkeiten im Sommer klug verstärkt: "Das sind richtig abgezockte Herren", wie Frankl-Maus es ausdrückte.

Gegen diese Herren taten sich die Bayern anfangs überaus schwer: Im ersten Viertel erarbeiteten sich die Tropics einen Sechs-Punkte-Vorsprung (21:15), den sie bis zur Halbzeit auf 36:27 ausbauten. Ein Ergebnis, ganz nach dem Plan der Tropics: defensiv erst einmal wenig zulassen und vorne vor allem über Peter Zeis (9 Punkte) und Christoph Würmseher (6) zu Abschlüssen zu kommen. Auch im dritten Viertel startete Oberhaching klar besser, diesmal jedoch kamen die Bayern zurück: Philipp Martin Walz gelang per Dreier die FCB-Führung (28.), nun war das Derby ein hochklassiger Schlagabtausch. Die Tropics legten vor, die Bayern antworteten. Meist über den starken Sasha Grant, der kurz vor Schluss aber nur einen seiner zwei Freiwürfe zum 65:65 traf: Overtime.

Nun war die Zeit für Frankl-Maus gekommen: Der Aufbauspieler, mit 26 einer der Ältesten bei den Bayern, wurde zum wichtigsten Mann beim sichtbar erschöpften Gastgeber und traf zweimal sehenswert zur Führung, diesmal blieben die Tropics standhaft: Würmseher glich aus, mit 76:76 ging es in die zweite Overtime. Und wieder war Frankl-Maus zu Stelle und holte mit zwei Dreierwürfen einen Vier-Punkte-Abstand zum 82:78 heraus. Weil die Tropics danach eine Reihe guter Gelegenheiten ausließen, kamen sie nur noch einmal zum 82:84 heran, ehe erneut Frankl-Maus und dann Grant ihre Freiwürfe trafen: Eine Minute vor Schluss hatten die Münchner einen Vorsprung von sieben Punkten, den sie nicht mehr hergaben.

"Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte Gäste-Trainer Matic nach dem Spiel, zeigte sich aber irritiert über einige Entscheidungen der Schiedsrichter. Der Gegner habe gerade in der Overtime eine Serie an Freiwürfen zugesprochen bekommen: "Es war schwierig zu verteidigen, weil am Ende jeder Kontakt zu Freiwürfen für Bayern geführt hat." Das Gastspiel im Audi Dome sei zwar ein Highlight für den Aufsteiger gewesen: "Ich hätte lieber weniger Spektakel und mehr Punkte", sagte Matic.

Frankl-Maus, mit 27 Punkten bester Werfer, war einerseits stolz auf sein Team, das vor drei Tagen noch "so bitter verloren und heute Charakter gezeigt" habe: "Das ist schon sehr stark." Er war aber auch beeindruckt vom Publikum, immerhin 1000 Zuschauer wollten das Derby sehen: "Es waren auch viele aus Oberhaching da, das war die größte Kulisse, die ich in der Pro B bislang erlebt habe." Dann humpelte er in die Kabine.

© SZ vom 11.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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