Basketball-Bundesliga:Zeit für Zeichen

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Der FC Bayern hakt den 99:79-Pflichtsieg gegen die Crailsheim Merlins ab und blickt nach vorne: Die Spiele in Berlin und gegen Bamberg innerhalb von 24 Stunden sollen den Meister auf die BBL-Playoffs einstimmen.

Von Felix Haselsteiner, München

Braydon Hobbs musste erst einmal noch seine Familie begrüßen, es war ja schließlich Ostersonntag. Und wenn man am Feiertag schon Bälle werfen statt Eier suchen muss, ist eine Umarmung für die Tochter erst einmal wichtiger, bevor man Interviews gibt. "Es ist unser Job, da müssen wir durch", sagte Hobbs ein paar Minuten darauf mit einem Lächeln auf den Lippen: "Wir spielen hier Basketball, also ich zumindest habe dabei immer Spaß." In den 40 Minuten zuvor war das recht deutlich zu sehen gewesen: Beim 99:79-Erfolg des FC Bayern über die Hakro Merlins Crailsheim war Hobbs mit 20 Punkten der beste Werfer seiner Mannschaft. "Ich habe heute versucht, etwas aggressiver zu spielen, viel zu werfen und die meisten davon sind rein", erklärte der Amerikaner die Tagesbilanz, die vor allem aus der Distanz zustande kam, sechs von acht Dreier-Versuchen verwandelte der 29-Jährige.

Freilich war Hobbs nicht der einzige im roten Bayern-Trikot, der am Ostersonntag zu Hochform auflief. Nein, auch Maskottchen Berni hatte alle Hände damit zu tun, Wünsche des Publikums zu erfüllen; eine der Aktionen, die man sich im Audi Dome hatte einfallen lassen, um die österlich-spärlich besetzten Ränge zu unterhalten. Während Berni sich noch für seine Auftritte aufwärmen konnte, starteten die Bayern eher gemächlich in die Partie gegen die akut abstiegsgefährdeten Crailsheimer, die in der Tabelle der Basketball-Bundesliga (BBL) auf Rang 16 rangieren. Obwohl Bayern-Trainer Dejan Radonjic seine beste verfügbare Startformation aufbot, wobei er auf die angeschlagenen Devin Booker und Petteri Koponen verzichtete, taten sich die Münchner in den ersten Minuten schwer. "Das war nicht gut genug, vor allem in der Defensive haben wir zu viel zugelassen", sagte Radonjic später. Erst nach dem 3:9 (3. Minute) begannen die Bayern, ihre Stärken auszuspielen, und glichen zügig über Nihad Djedovic und Vladimir Lucic aus. Spätestens Derrick Williams' eindrucksvoller Dunk nach sieben Minuten zum 18:16 erwies sich als Wendepunkt, danach jedenfalls blieb die Führung bis zum Ende des Spiels in Münchner Händen.

Auch wenn die Bayern mit einem Neun-Punkte-Vorsprung in die Halbzeit gingen (48:39), ließen sie vor allem in den letzten fünf Minuten vor der Halbzeit noch erstaunlich viel zu. Crailsheim konnte sich einige Male gegen die zu passive Heimmannschaft durchkombinieren und hätte mit einer etwas besseren Quote gar ein Unentschieden erreichen können. "Offensiv war unsere Leistung sehr in Ordnung", sagte auch Gäste-Trainer Tuomas Iisalo, der seine Mannschaft verteidigte: "Wir mussten auf einige Spieler verzichten, manche mussten auf sehr ungewohnten Positionen spielen." Insofern war auch der Spielverlauf nach der Pause nicht allzu überraschend: Die Münchner dominierten nun nach Belieben und ließen die Crailsheimer kaum näher als 20 Punkte herankommen. "In der zweiten Hälfte waren wir deutlich besser, wir hatten mehr Zug drin", erklärte Radonjic. Die meisten Angriffe endeten bei Williams unter dem Korb oder bei Hobbs für einen Dreier, deren gute Quoten den Sieg fast im Alleingang sicherten. Insbesondere im dritten Viertel (25:14) fanden die Bayern zur gewohnten Offensivform, selbst Berni setzte auf Zuschauerwunsch während einer Auszeit zum Dunk an.

Allein die Müdigkeit der vergangenen intensiven Trainingswoche verhinderte wohl am Ende einen dreistelligen Score der Bayern, bei denen zudem die Rotation eine Rolle spielte: Der Kader war aufgrund der Ausfälle für Bayern-Verhältnisse recht überschaubar, weshalb Radonjic vor allem in den Schlussminuten den jungen Nelson Weidemann und Marvin Ogunsipe Spielzeit gab. Auch Hobbs fand sich in seiner Rolle als Backup für Koponen mit vielen Einsatzminuten wieder, nur Nemanja Dangubic und Williams kamen auf mehr Spielzeit als er. Die Rolle als Reservist macht dem Amerikaner zumindest nach außen hin nicht allzu viel aus: "Ich bin ein positiver Mensch. Meine Frau fragt mich auch immer, wie ich das denn mache, auch positiv zu bleiben, wenn ich mal weniger spiele. Aber ich versuche dann, im Team für gute Stimmung zu sorgen", sagte Hobbs, der sich in den kommenden Wochen wohl wieder mit etwas weniger Einsatzzeit wird anfreunden müssen. Denn Koponen und Booker kehrten schon am Tag nach dem Spiel ins Training zurück - und zwar im Vollbesitz ihrer Kräfte, wie Trainer Radonjic mitteilte: "Sie können ab jetzt wieder voll mittrainieren."

Überhaupt liegt der Fokus der Münchner in den kommenden Tagen auf der Vorbereitung auf die entscheidende Saisonphase. Radonjic lächelte bei der Frage nach einem freien Tag nur süffisant, er hatte seine Spieler schon am Ostermontag antreten lassen: "Es ist essenziell für den Rest der Saison, in den nächsten Tagen gut zu arbeiten sei", sagte er. Am kommenden Sonntag treten die Münchner bei Alba Berlin an (18 Uhr), etwas mehr als 24 Stunden später geht es zu Hause gegen Brose Bamberg. "Die beiden Spiele in so kurzer Zeit hintereinander werden uns auf die Playoffs einstimmen", sagte Braydon Hobbs: "Es wird für uns eine Orientierung, wo wir wirklich stehen. Wir wollen ein Zeichen setzen."

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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