Basketball:Auf den Spuren der Profis

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Die U16 und die U19 des FC Bayern sind deutscher Meister - so gut war der Münchner Nachwuchs noch nie.

Von Felix Haselsteiner, München

Im Kopf von Bruno Vrcic entschied sich das Finale um die deutsche Meisterschaft der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) genau eine Minute und 55 Sekunden vor dem Ende. Lange Zeit war die U19 des FC Bayern im Endspiel gegen Breitengüßbach, das Nachwuchsteam von Brose Bamberg, hinten gelegen, kurzzeitig sogar mit zehn Punkten. Nun stand es 73:73, als Vrcic Forward Sasha Grant sah, sträflich alleingelassen von den fränkischen Verteidigern. Grant zog zum Korb, legte den Ball allerdings nicht einfach nur rein, sondern hob ab und versenkte die Kugel mit einem wuchtigen Dunk.

Ein Statement. In den verbleibenden knapp zwei Minuten gaben die Münchner das Spiel nicht mehr aus der Hand und gewannen mit 84:80 Punkten. Daran jedoch kann Vrcic sich gar nicht mehr so recht erinnern, sagt er tags darauf, nur die Szene von Grant hat er noch im Kopf: "Der Dunk von Sasha ein paar Minuten vor Schluss hat uns endgültig gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen können."

Vrcic, 18, gewann am Wochenende nicht nur die NBBL-Meisterschaft, sondern wurde obendrein noch als MVP ausgezeichnet, als wertvollster Spieler der Finalserie. Nicht der einzige Triumph der Bayern an diesem Wochenende in Jena, auch die U16 holte den Titel in der Jugend Basketball Bundesliga (NBBL). Darüber hinaus erhielt Benjamin Schröder die Auszeichnung als MVP. Derlei Einzeltitel findet man in der Vita vieler bekannter Basketballprofis, doch so weit will Vrcic nicht denken. Die Auszeichnung sei schön, aber was ihm beim Finalturnier imponiert hat, war die Mannschaftsleistung: "Das war die Krönung einer schweren Saison, wir hatten viele Verletzte und mussten einige Rückschläge hinnehmen. Wir haben uns als Mannschaft gut zusammengefunden", sagt Vrcic. Der Vorlauf zum erfolgreichen Zusammenspiel auf dem Feld findet in der Jugendmannschaft der Münchner am liebsten in einem All-you-can-eat-Restaurant statt.

"Wir sind alle große Kerle, für uns ist Essen der wichtigste Teil des Tages", erzählt der Jugendnationalspieler lachend, doch es soll kein falscher Eindruck entstehen: Das Pensum im Jugendbasketball ist hoch genug, allzu viele freie Tage haben die Talente nicht. "Ein typischer Tag beginnt für mich mit Krafttraining in der Früh, dann arbeite ich im Büro, das zum Glück nur wenige Meter vom Court entfernt ist, und dann habe ich am Nachmittag und Abend nochmals Training", sagt Vrcic, der in der Basketballabteilung parallel eine Ausbildung macht: "Das ist mir als zweites Standbein schon wichtig gewesen."

Das duale Ausbildungssystem war für den gebürtigen Münchner einer der wesentlichen Faktoren, um in die Jugendakademie der Bayern-Basketballer zu wechseln, sagt er. Seit drei Jahren spielt Vrcic beim FCB, mittlerweile zählt er zu den Führungsspielern der zweiten Mannschaft in der zweiten Liga ProB - und soll bald den Sprung zu den Profis machen. "Bruno hat eine hohe Identifikation mit dem Verein, ist einer der härtesten Arbeiter und hat sich großartig entwickelt", sagt Geschäftsführer Marko Pesic, "ich bin davon überzeugt, dass er ein großer Spieler werden kann." Laut Pesic hat die Jugendarbeit inzwischen eine ähnlich große Bedeutung wie die Profiabteilung, in der kommenden Saison sollen daher auch mehr Nachwuchsspieler den Weg ins Profiteam finden: "In der Mannschaftsplanung für die kommende Saison spielen die Jugendspieler eine wichtige Rolle, zum Beispiel Nelson Weidemann, Marvin Ogunsipe und Karim Jallow, der jetzt ein Jahr nach Ludwigsburg ausgeliehen war."

Weidemann und Ogunsipe sammelten im Saisonverlauf bereits ihre ersten Bundesligaminuten, darauf hofft auch Bruno Vrcic: "Ich war Anfang der Saison mit der ersten Mannschaft im Trainingslager, da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ich auch auf dem hohen Niveau mithalten kann", sagt er. Langfristig seien die Euroleague oder sogar die NBA in den USA auch für ihn die ganz großen Ziele, doch Vrcic schätzt seine Situation realistisch ein: "Erst einmal ist die Bundesliga der nächste Schritt."

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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