Baseball:Späte Botschaft

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Haars Baseballer bezwingen den zuvor unbesiegten Tabellenführer

Von Johannes Knuth, München/Haar

Josh Petersen holte aus, sein Baseballschläger traf den Ball, und dann hörte Petersen nur noch ein Geräusch: Kracks. Baseballkeulen halten einiges aus, auch jene aus Holz, die Petersen und seine Kollegen von den Haar Disciples in der ersten Liga einsetzen, nur manchmal, wenn sie die bis zu 150 Stundenkilometer schnellen Bälle treffen, zerbersten sie. Wie bei Petersen am vergangenen Sonntag. Wobei dem 32-Jährigen dieser Umstand herzlich egal war. Petersen hatte den Ball noch immer hart genug erwischt, der Ball segelte über die Köpfe der Regensburger Verteidigung hinweg, das reichte, um den Disciples den siegbringenden Punkt zu beschaffen. 9:8 lautete der Endstand, Haars Spieler spurteten aufs Feld, schnell bildete sich um Petersen eine Traube. Es war, als hätten sie in Haar gerade die Meisterschaft gewonnen.

Sportdirektor Michael Stephan war auch am Tag danach der Stolz anzuhören: "Gegen Regensburg ist jeder voll motiviert. Die haben ihre Gegner zuletzt ja oft abgesägt." Regensburg, damit waren die Regensburg Legionäre gemeint, der Gegner vom Sonntag, und der war immerhin als noch ungeschlagener Tabellenführer der Südstaffel eingetroffen. Im ersten Spiel des Tages änderte sich daran nichts, Regensburg zersägte auch die Disciples, 15:2 stand es am Ende, Stephan hatte kurz vor Spielende das Zeichen zur Kapitulation gegeben und die besten Kräfte für die zweite Partie geschont. Dort verschaffte Pitcher Gabriel Sandersius den Disciples zunächst eine Führung, die bis kurz vor Spielende Bestand hatte - ehe Sandersius bei einem Spielzug den Ball ins Nirwana warf, Regensburg lag plötzlich 8:7 vorne. Haar konterte, Petersen verantwortete den Ausgleich, Werfer Lukas Steinlein verteidigte in der Verlängerung das Unentschieden, und dann, sieben Stunden nach Beginn der ersten Partie, war die erste Niederlage des Tabellenführers tatsächlich amtlich.

Für einen Sieg gegen den Tabellenprimus wird im Baseballsport ein Punkt gutgeschrieben, wie für jeden anderen Erfolg auch. Stephan bewertete den Sieg trotzdem als "doppelt wertvoll". Zum einen haben sie in Haar nach ihrem mauen Saisonstart den Abstand zur Konkurrenz aus Mainz und Stuttgart gehalten beziehungsweise verkürzt; sie wollen diesmal ja auf dem dritten Tabellenplatz der Südstaffel eintreffen, um in den Playoffs endlich einmal die erste Runde zu überstehen. Noch wichtiger dürfte Stephan allerdings die mit dem Erfolg verbundene Botschaft an den Rest der Baseballrepublik sein. In Haar hatten sie sich des Öfteren auf Augenhöhe mit der Baseballelite des Landes gewähnt, sie hatten in eng umkämpften Partien oft tapfer mitgehalten, am Ende aber außer warmen Worten oft nichts gewonnen. Den Erfolg am Sonntag durften sie nun durchaus als weiteres Anzeichen dafür werten, dass die ambitionierten Vorgaben langsam ihren Weg von der Theorie in die Praxis finden.

Am kommenden Donnerstag treten die Disciples bei Kellerkind Bad Homburg an, die größte Prüfung dürfte diesmal darin bestehen, den Gegner nicht zu unterschätzen. Und für Petersen ein neues Arbeitsgerät zu finden.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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