Baseball:Kleiner, kürzer, weniger

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Fund in Kanada: Evan Rutckyj soll bei den Haar Disciples künftig eine Vorbildrolle einnehmen. (Foto: imago/ZUMA Press)

Die neue Saison startet am Wochenende unter stark veränderten Rahmenbedingungen.

Von Christian Bernhard, München

Eine gewisse Anspannung kann Todd Covell nicht verbergen. Es sei schon "alles sehr strange", sagt der Geschäftsführer Finanzen der Haar Disciples, "unbändige Freude schaut anders aus". Und doch sind sie beim Baseball-Bundesligisten aus dem Münchner Osten auch irgendwie froh, dass endlich wieder gespielt werden kann. An diesem Samstag starten die Disciples mit einem Doppel-Heimspieltag gegen die Tübingen Hawks in die neue Saison. Spiel eins beginnt um 12 Uhr, das zweite um 15.30 Uhr. Zuschauer sind aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht zugelassen. Die Partien können dafür online via Disciples TV Streaming live auf Youtube verfolgt werden.

Vieles ist anders in der anstehenden, verkürzten Saison. Statt vier wird es nur zwei Duelle gegen jeden der sieben Kontrahenten in der 1. Bundesliga Süd geben - und am Ende keinen Absteiger. Auch der Spielmodus hat sich verändert: Anstatt der üblichen neun Innings werden sieben pro Partie ausgetragen. Nur falls der Spieltag gesplittet, also nicht zweimal an einem Tag, sondern an zwei Tagen gespielt wird, sind neun Innings möglich. Auch die Kaderstärke wurde reduziert: Pro Spieltag dürfen nur noch 14 Spieler eingesetzt werden.

Obwohl die Teilnahme an der speziellen Saison, die Mitte Oktober mit einer Best-of-3-Finalserie zu Ende gehen soll, freiwillig war, sind alle 16 Teams - je acht in der Süd- und Nord-Staffel - am Start. In die Playoffs kommen die ersten beiden jeder Staffel, nicht wie normalerweise die ersten vier. Die von Bundesland zu Bundesland teils unterschiedlichen Corona-Vorgaben führen dazu, dass etwa die Stuttgart Reds - ein Konkurrent der Disciples - erst einmal mit 350 Fans pro Heimspiel planen.

Die Personalplanungen waren natürlich ebenfalls beschwerlich. "Jetzt kriegt man keine amerikanischen Spieler mehr", sagt Covell und spielt auf die strengen Einreisebeschränkungen zwischen den USA und der EU an. Eigentlich war der Bundesligastart für April vorgesehen gewesen, doch wegen der Pandemie kehrten die nordamerikanischen Spieler im März und April abrupt in ihre Heimat zurück. Jetzt ist es schwer, sie aus Übersee wieder herzulotsen. Kurz vor Saisonstart wurden die Disciples dafür in Kanada fündig: Evan Rutckyj wird das Team verstärken. Der 28-jährige Pitcher, der 2010 von den New York Yankees im MLB-Draft gezogen wurde, soll als Beispiel vorangehen und "besonders für unsere jungen Pitcher wichtig werden", sagt sein kanadischer Landsmann Will Thorp, der als Athletik-Direktor bei den Disciples fungiert: "Wir hoffen, in ihm einen Qualitäts-Pitcher gefunden zu haben." Trotz der Corona-Zwänge habe das Team in der Vorbereitung einen tollen Job gemacht, betont Thorp, er spricht sogar von einer der "besten Pre-Seasons" der vergangenen Jahre.

Ebenfalls am Wochenende starten die München Caribes und die Gauting Indians in die 2. Bundesliga Süd-Ost. Eigentlich hätten beide am vergangenen Sonntag im direkten Duell die Saison eröffnen sollen, doch der starke Regen verhinderte die Austragung des Derbys. Nun empfangen die Caribes am Samstag die Füssen Royal Bavarians (12 und 15.30 Uhr), Gauting tritt parallel zu Hause gegen die Fürth Pirates an. Die Baldham Boars, die die vergangene Saison im oberen Tabellendrittel beendet hatten, haben ihre Mannschaft von der diesjährigen Spielzeit abgemeldet. "Für viele Vereine war ein Spielbetrieb ohne Zuschauer finanziell schlichtweg nicht möglich", sagt Füssens Vorsitzender und Ex-Disciples-Spieler Michael Stephan. Boars-Vorstand John Fürböck hatte die anstehende Corona-Spielzeit als "Gaudi-Saison" bezeichnet, da es keine Auf- und Absteiger geben wird. Die Spielzeit, die sechs Spieltage mit jeweils zwei Partien umfasst, soll bereits Anfang Oktober zu Ende gehen.

Corona-bedingt ändert sich auch die Zielsetzung der Caribes. Die Münchner, die in der vergangenen Saison den Aufstieg als Ziel ausgegeben hatten, wollen in dieser Spielzeit den Fokus auf die Weiterentwicklung des Nachwuchses setzen und haben deshalb von der Verpflichtung zweier Spieler aus Spanien abgesehen. "Wir wollen der Mannschaft frisches Blut einflößen", sagt Präsidentin Nixie Zarate-Trassl. Die Jugendspieler sollen auf Zweitliga-Niveau integriert werden, "damit sie in Zukunft fester Bestandteil der Mannschaft werden können".

© SZ vom 06.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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