American Football:Weiß-blaue Krönung

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„König von Bayern“, diesen Titel will sich Cowboys-Chefcoach Garren Holley zurückholen. In der Süd-Staffel der GFL spielten noch nie so viele Teams aus dem Freistaat wie in diesem Jahr. (Foto: Claus Schunk)

Die Munich Cowboys gehen mit neuem Quarterback, größerem Kader, mehr Geld und professionellerem Umfeld in die neue Saison. Ob sich das auszahlt, hängt vor allem von zwei Spielern ab.

Von Christoph Leischwitz, München

Einige Fans waren schon kurz davor, die Pressemitteilung vom 1. April als Newsletter zu verschicken: Die Munich Cowboys träten 2018 in einer "Alpenliga" an, war darin zu lesen, unter anderem mit den Teams aus Innsbruck oder Kempten. Weil die dort ansässigen Allgäu Comets über diese unerwartete Nachricht höchst amüsiert waren und sogleich der Liga beitraten, gab es unter den Football-Begeisterten in Süddeutschland nicht wenige, die dem Aprilscherz aufsaßen. Der Newsletter konnte noch rechtzeitig gestoppt werden.

Nötig wäre eine solche Liga ohnehin nicht. Die Cowboys dürfen sich in der bevorstehenden Bundesliga-Saison gleich auf drei bayerische Gegner freuen. Und am Samstag reist obendrein noch der Regionalligist Würzburg Panthers für ein Testspiel an (16 Uhr, Dantestadion).

In der German Football League (GFL) ersetzen die Kirchdorf Wildcats die Saarland Hurricanes, was die Reisezeit verkürzt und die Zuschauerzahlen erhöhen dürfte. Die Süd-Staffel der ersten Liga ist weiß-blau wie nie zuvor, Cowboys- Cheftrainer Garren Holley hat bereits das Saisonziel ausgegeben, den "König von Bayern" zu finden. Diesen - inoffiziellen - Titel hatten sie 2017 an die Ingolstadt Dukes verloren. Das sei schmerzhaft gewesen, sagt Holley. Und so arbeitete er im Winter unentwegt daran, Team und Trainerstab professioneller aufzustellen. Dass er dafür so viel Zeit hatte, ist gar nicht selbstverständlich. "Der Headcoach ist uns erhalten geblieben, damit haben wir endlich ein bisschen mehr Beständigkeit", sagt Cowboys-Präsident Werner Maier. Einige Spieler haben den Verein verlassen, doch es sind auch einige vielversprechende Akteure dazu gekommen, zuletzt Abwehrspieler Jacob Adelman aus den USA. Der Trainerstab ist deutlich erfahrener als zuletzt. So ist zum Beispiel Fabian Birkholz neu als Holleys Co-Trainer für die Offensive. Im vergangenen Jahr war Birkholz noch Cheftrainer der Stuttgart Scorpions, die in der Abschlusstabelle vor den Cowboys standen. Ziel sei das Erreichen der Playoffs, also der vierte Platz in der Süd-Staffel, sagt Holley. Und das beste bayerische Team zu werden, klar.

Quarterback und Runningback haben ihre Feuertaufe hinter sich: den Besuch eines 1860-Heimspiels

Finanziell steht der 1. Münchner Football-Club München e.V. so gut da wie noch nie, das Budget habe sich dank neuer Sponsorenverträge im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent erhöht, sagt Maier. Personell steht ein großer Kader bereit, aktuell sind rund 65 Spieler fit. Fünf davon stammen aus der eigenen zweiten Mannschaft, 20 von ihnen wurden bei einer Wintersichtung rekrutiert. Wie erfolgreich die Mannschaft tatsächlich sein wird, hängt aber vor allem von zwei Personalien ab: von Quarterback Trenton Miller und von Runningback Darrell Lynn Tate II.

Miller hat ereignisreiche Wochen hinter sich. Zunächst verlobte er sich, dann unterschrieb der US-Amerikaner einen Vertrag bei den Cowboys und reiste nach München. Receiver Dominikus Hägel schleifte ihn umgehend in die Westkurve des Grünwalder Stadions während eines Heimspiels des TSV 1860 München. Die gute Nachricht: Miller hat es gefallen. Die Atmosphäre erinnere ihn an College-Football, wenngleich dort nie durchgehend gesungen werde. Auch seine Verlobte mag Europa. Sollte also der Spielmacher Miller erfolgreich sein, dann kehrt vielleicht auch auf die wichtigste Position in dieser Sportart bei den Cowboys einmal Beständigkeit ein. "Ich hatte mit Football eigentlich schon abgeschlossen", sagt der 23-Jährige, unter anderem wegen einer Verletzung zum Ende der vergangenen Saison, als er recht erfolgreich in Kanada spielte.

Mit im Stadion war auch Darrell Lynn Tate II., der zweite Schlüsselspieler. Auf seiner Position haben die Cowboys in Fabien Gärtner ihren langjährigen Mister Zuverlässig verloren. "Letztes Jahr war Fabien eigentlich allein. Jetzt haben wir eine ganze Reihe an Spielern", freut sich Holley. Tate sei erst einmal der Starter, aber er verspricht sich auch einiges vom jungen Jan Peters oder von Benedikt Nikpalj, der für Kroatiens Bob-Team an den Olympischen Spielen in Südkorea teilgenommen hatte.

Der erste Gegner am 21. April im Dantestadion, die Frankfurt Universe, haben übrigens noch eine ungewisse Zukunft vor sich. Der Verein hatte der Footballabteilung die Zusammenarbeit gekündigt, die Insolvenz droht, die Liga-Lizenz für die Saison ist noch nicht erteilt. Sollte sich viel später herausstellen, dass die Partie umsonst gespielt wurde, wäre das wohl wieder ein Argument für eine Alpenliga.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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