American Football:Starker Arm, schnelle Beine

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„Ihre Fähigkeit, den Gegner vertikal anzugreifen, hilft uns sehr“: Cowboys-Cheftrainer Garren Holley lobt seine Schlüsselspieler Jaylen Zachery (Bild) und Brady Bolles. (Foto: Claus Schunk)

Manchmal reicht die Kombination aus Wurf- und Sprintkraft zum Sieg. Wie beim 31:16 der Munich Cowboys gegen die Allgäu Comets, den Quarterback Bolles und Passempfänger Zachery ebnen.

Von Christoph Leischwitz, München

Eine Footballmannschaft besteht aus mehreren Dutzend Spielern, doch ein einziger starker Arm und zwei schnelle Beine machen im Amateurbereich oft schon den Unterschied aus zwischen Erfolg und Misserfolg. Am Sonntagnachmittag jedenfalls brachte eine gelungene Kombination dieser Gliedmaßen den Munich Cowboys die Führung ein beim Bundesliga-Auswärtsspiel in Kempten.

Quarterback Brady Bolles warf das Ei von der eigenen 33-Yard-Linie weit nach vorne, dort wartete bereits der bis an die Endzone gesprintete Jaylen Zachery, nutzte obendrein noch die Unaufmerksamkeit seines Gegenspielers und fing den 67-Yard-Pass zum ersten Touchdown der Partie. Der US-Amerikaner Zachery lieferte außerdem sozusagen die Vorlage zum zweiten Touchdown wenige Minuten später, als er einen Ball an der Zwei-Yard-Linie des Gegners fing. Und auch, wenn es zwischenzeitlich noch einmal spannend wurde, so gewannen die Cowboys letztlich verdient 31:16 bei den Allgäuern. Für die Münchner war es nach einem Unentschieden und zwei Niederlagen der erste Saisonsieg. "Wir haben immer noch Probleme, den Sack zuzumachen. Aber zumindest sind wir so gereift, dass wir das Spiel dann trotzdem nach Hause schaukeln", sagte Cheftrainer Garren Holley. Im Vergleich zum Vorjahr sehe man sich "definitiv verbessert". Auch wenn ihm, in seiner zusätzlichen Eigenschaft als Co-Trainer für die Defensive, die Abwehrarbeit in all der Pass-Euphorie zu kurz kommt: "Die Defense hat auch diesmal hervorragend gespielt."

Was aber die Offensive betrifft, so machen zwei gefährliche Spieler schnell den gesamten Mannschaftsteil besser. Wenn nämlich dank Bolles' starkem Arm der weite Pass eine permanente Bedrohung für den Gegner darstellt, muss die Abwehr den Rückraum besser sichern. Damit ergeben sich oft auch mehr Optionen für kurze Pässe. "Ihre Fähigkeit, den Gegner vertikal anzugreifen, hilft uns sehr", sagt Holley über Bolles und Zachery.

Zacherys Schnelligkeit führte am Sonntag darüber hinaus zu einer verbesserten Feldposition: Weil nämlich die Comets bei ihren Kickoffs (zu Spielbeginn oder nach einem Touchdown) gar nicht erst versuchen, den Ball besonders weit in die gegnerische Hälfte zu schießen - dort steht nämlich Zachery. Stattdessen entschieden sie sich oft lieber für einen Kullerball, auch wenn das bedeutet, dass die Cowboys mit dem Ball deutlich weiter vorne ins Spiel gehen. Gleichzeitig probiert der Co-Trainer für die Offensive, Antonio Moore, neue Angriffs-Formationen aus, die zunehmend besser funktionieren. In Manuel Engelmann haben die Cowboys zugleich einen erfahrenen Nicht-Ausländer auf dem Feld (von denen dort nur zwei gleichzeitig stehen dürfen), der auf mehreren Positionen spielen und zugleich Punktelieferant sein kann. Kleine Pointe am Rande: Die Abwehr der Comets wird aktuell angeleitet von Fabian Birkholz, der vergangenen Saison für die Offensive der Cowboys zuständig war.

Chefcoach Holley blieb nach dem Erfolg trotzdem kritisch. "Er hat auch ein paar Fehler gemacht", sagte er zum Beispiel über Quarterback Bolles. Es war auch nicht unbedingt der Abwehr anzurechnen, dass die Comets nach 3:24-Rückstand noch einmal bis auf 16:24 herankamen. Der zweite Touchdown der Gastgeber resultierte aus einem Pass, den Receiver Kai Silbermann nicht festhalten konnte und dann abgefangen wurde. Bei diesem Spielzug verletzte sich der Münchner Blocker Tilman Bolk schwer. Fast zehn Minuten wartete er auf dem Rücken liegend auf das Eintreffen des Krankenwagens, Diagnose: Schlüsselbeinbruch. "Nicht gerade ideal", war Holleys sarkastischer Kommentar zu der Tatsache, dass die Cowboys in der Linie vor dem Quarterback ohnehin schon dünn besetzt sind. Zurück im Spiel beendete Bolles dann aber schnell alle Spekulationen mit einem Touchdown-Pass auf Silbermann, der in Kempten gleich zweimal erfolgreich war.

Schon am Samstag steht das Rückspiel gegen die Comets im Dantestadion an (16 Uhr). Sollte dort auch der erste Heimsieg herausspringen, wäre es schon nach fünf von sieben Spielen die erfolgreichste Hinrunde seit vier Jahren.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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