American Football:Nichts als Rauch

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Vorsicht, Elch? Vier Bier für die Cowboys? Was auch immer Dylann Rauch hier signalisiert, das Debüt des Quarterbacks ging daneben. (Foto: Claus Schunk)

Munich Cowboys verlieren auch mit neuem Quarterback Dylann Rauch, das 20:47 im Derby gegen die Allgäu Comets ist bereits die vierte Niederlage im vierten Saisonspiel.

Von Christoph Leischwitz, München

"Rausch", sagt Rauch. Irgendwann hätten sich die deutschen Einwanderer in die USA entschieden, dass man seinen Nachnamen wie mit einem "sch" ausspricht. "Ich habe ein paar Verwandte in der Nähe vom Bodensee", sagt der 25-jährige Dylann Rauch nun, der seit ein paar Tagen in Deutschland ist und sich darauf freue, alle und alles kennenzulernen. Als Footballspieler habe er aber schon jetzt "eine neue Familie" gefunden, sagt er. Die Munich Cowboys seien ihm so schnell ans Herz gewachsen wie kein anderes Team zuvor. Es ist allerdings so, dass die neuen Verwandten auch sportlich gesehen noch eine andere Sprache sprechen. Der neue Quarterback des Münchner Bundesligisten erlebte am Samstag, im Derby gegen die Allgäu Comets, ein weitgehend verkorkstes Debüt. Bei der 20:47-Niederlage hatte sich der Noteinkauf aus Wisconsin, der für den verletzten Ben Wilkerson geholt wurde, erst akklimatisiert, als die Partie schon entschieden war. Ab dem Ende des dritten Viertels starteten die Cowboys eine Aufholjagd, die zumindest die Zuschauer ein wenig versöhnte. Und eine Aufholjagd ist auch das, was nun mit Blick auf die ganze Saison ansteht.

Die Cowboys sind nun mit vier Niederlagen gestartet, weil jedes Mal vermeidbare Fehler gemacht wurden oder ein Schlüsselspieler fehlte. Diesmal hatte sich der Center Christos Goudinoudis krank gemeldet, jener Spieler also, der am Beginn eines Spielzugs das Football-Ei mit dem so genannten Snap durch seine Beine an den Quarterback weitergibt. Es ist kein Geheimnis, dass die Cowboys nur auf wenigen Positionen Ausfälle kompensieren können. Die Snaps waren teilweise viel zu hoch, manchmal deutlich zu niedrig, insgesamt unberechenbar - und das ausgerechnet im ersten Spiel des neuen Quarterbacks. Rauch fand in einem komplett neuen Spielsystem keinen Rhythmus, wobei er daran auch selbst schuld war: Sein allererster Pass als Cowboy landete in den Armen eines Gegners. Fehler reihte sich an Fehler, die Gäste aus Kempten führten nach dem ersten Viertel 21:0. "Wir haben uns selbst in den Fuß geschossen", sagte Rauch später. Er leitete mit einer weiteren Interception und einem fallen gelassenen Ball zwei weitere Touchdowns der gegnerischen Abwehr ein. Als die Cowboys aber etwas mehr Risiko gingen, gelangen drei Touchdowns in Serie, Rauch zeigte mit zahlreichen weiten Pässen, dass er einen für die Liga überdurchschnittlich starken Wurfarm hat, und im an diesem Tag sehr agilen Markus Gärtner offensichtlich schon einen Lieblings-Passempfänger erkoren hat.

"Das ist ein gutes Team", findet Rauch zwar. Doch ständig fehlt einer der Besten, um nicht nur mitzuspielen, sondern auch einmal zu gewinnen. "Wir müssen einfach mal alle unsere fehlenden Teile einfügen", sagt der Alleskönner Jerry Maluia, der wichtigste Lückenfüller der Mannschaft, der sowohl in der Abwehr als auch im Angriff spielt, aber eben doch nicht alles machen kann. Zumindest als Quarterback muss er jetzt nicht mehr spielen. Es stehen nun drei zum Teil sehr schwere Auswärtsspiele an, doch Dylann Rauch will bei den Cowboys das Feuer entfachen. Nach den spektakulären Würfen und Läufen ist es möglich, dass ihm das gelingt. Doch im Moment ist es eben noch nichts anderes als Rauch.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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