American Football:Mit Ruhe und Fantasie

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Sie wollen schauen, ob sie aus ihren Fehlern gelernt haben. Zumindest haben die München Rangers in James Valdon Gunn einen renommierten Coach geholt. (Foto: privat)

München Rangers versuchen sich erneut in der zweiten Liga

Von Christoph Leischwitz, München

Völlig egal, wie die kommende Saison für die München Rangers enden mag: Schon jetzt ist sicher, dass der Münchner Football um eine schillernde Figur bereichert wurde. Val Gunn, ihr künftiger Headcoach, bringt nämlich eine Handvoll interessanter Erfahrungen und Fähigkeiten mit. Der 49-jährige US-Amerikaner ist seit rund 20 Jahren Trainer und hat dabei viele verschiedene Länder gesehen; er hat mehrere Romane geschrieben, mit Titeln wie "Im Schatten der Schwerter" oder "Roter Zeppelin", Prosa, meist irgendwo zwischen Fantasy und Agentenroman angesiedelt. Seit 2003 ist er zudem Vater von Drillingen. Ein Mann mit Fantasie und wohl auch mit großer Gemütsruhe. Einer, wie ihn die Rangers brauchen können.

Die Pressemitteilung mit der Bekanntgabe des neuen Cheftrainers Gunn barg mehrere Überraschungen. Zum einen hat der Klub einen offensichtlich engagierten und erfahrenen Trainer gewonnen, obwohl die Mannschaft in der vergangenen Saison alles andere als ein begehrtes Trainerobjekt war: Als Aufsteiger war sie mit nur einem einzigen Sieg klar Letzter in der Südstaffel der zweiten deutschen Football-Liga geworden. Sowohl organisatorisch als auch sportlich hatte vieles nicht geklappt. Die zweite Überraschung war, dass die Rangers trotz der verkorksten Saison weiter in der zweiten Liga spielen. Zwei Mannschaften, Darmstadt und Holzgerlingen, sind freiwillig abgestiegen, Meister Frankfurt Universe spielt höchstwahrscheinlich in der ersten Liga (nach einem Rechtestreit gibt es noch vereinsinternen Zwist) - die Liga wurde zu klein, München durfte bleiben. Und entschied sich auch dafür, obwohl die Ausgangslage nicht besser ist als im vergangenen Jahr. "Vier, fünf wichtige Spieler", sagt Rangers-Präsident Fabian Vulic, verlassen nämlich die Mannschaft und schließen sich dem Lokalrivalen Munich Cowboys an, der in der ersten Liga spielt. Sauer ist Vulic deswegen nicht, jeder Spieler wolle sich ja weiterentwickeln. Außerdem haben es die Rangers indirekt den Cowboys zu verdanken, dass Gunn nun zu ihnen kommt. Den Kontakt hergestellt hat nämlich der einstige Cowboys-Headcoach James Craig, der aus Zeitgründen das Amt nicht übernehmen kann.

"Wir haben uns gedacht: Das war's noch nicht. Wir können das besser", sagt der Präsident zur Begründung. Auch wenn beim vorigen Mal vieles nicht geklappt habe, so wolle er jetzt doch einmal schauen, wie viel man aus den eigenen Fehlern gelernt habe. Immerhin: Val Gunn ist bereits in der Stadt und arbeitet seit vergangener Woche mit dem Team an einem neuen Spielsystem. Im vergangenen Jahr war Cheftrainer Skip Albano sehr kurzfristig angereist und hatte die Mannschaft erst kurz vor Saisonstart kennengelernt (er war außerdem mitten in der Saison auch schon wieder abgereist). Die durch die Weggänge entstandenen Lücken wollen die Rangers mit neuen Spielern schließen, sie sind aktiv auf der Suche, auch ein Quarterback fehle noch.

Finanziell sei der Klub ähnlich aufgestellt wie in der vorigen Saison, sagt Vulic, er wolle diesmal etwas genauer aufs Geld schauen und vielleicht "ein paar Rollen Tapes und Bananen weniger" einkaufen, die sonst nur übrig bleiben beziehungsweise verfaulen. Eine größere Einsparmaßnahme ist die Abmeldung der zweiten Mannschaft. Neue oder noch unerfahrene Spieler sollen schneller in die erste Mannschaft eingebunden werden. "Wir stehen solide da. Wenn es nicht funktioniert, dann haben wir es wenigstens versucht", sagt Vulic.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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