American Football:Doppelt gesichert

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Manuel Engelmann fiel es schwer, sich von seinem alten Klub Düsseldorf zu lösen. In München möchte er sich wieder fürs Nationalteam empfehlen. (Foto: imago)

Football-Bundesligist Munich Cowboys verstärkt sich dank neuer Sponsoren. In Manuel Engelmann leistet er sich sogar einen zweiten Spielmacher.

Von Christoph Leischwitz, München

Zur Begrüßung sagt Manuel Engelmann schon "Servus", immerhin lebt der 26-Jährige seit knapp anderthalb Jahren in München. Seine beiden Leidenschaften hatten ihn vergangenes Jahr zu einem Pendler werden lassen. Hauptsächlich wegen der Freundin sei er von Düsseldorf nach Bayern gezogen, erzählt er. Doch von seiner sportlichen Heimat konnte er sich nicht so schnell trennen. Also hängte der Quarterback der Düsseldorf Panther noch ein Jahr dran. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass er höchstpersönlich zum Wiederaufstieg Düsseldorfs in die German Football League beitragen konnte. Von der kommenden Saison an wird Engelmann allerdings ein Cowboy sein und in der ihm noch unbekannten Südstaffel spielen.

Sein Timing hätte kaum besser sein können. "Letztes Jahr haben die Panther ihren 40. Geburtstag gefeiert, und ich mein 20-jähriges Football-Jubiläum. Das war auch ein Grund, warum ich noch nicht wegwollte", sagt Engelmann. Umso emotionaler sei dann der Abschied gewesen. 2019 wiederum feiern die Cowboys ihr 40-jähriges Bestehen. Engelmann findet es wichtig, bei einem Traditionsteam zu spielen. Er habe auch Angebote der bayerischen Konkurrenz erhalten, von den Kirchdorf Wildcats und den recht zahlungskräftigen Ingolstadt Dukes. "Aber ich will dort spielen, wo ich lebe", sagt der Neu-Schwabinger. "Außerdem will ich gar nicht immer so weit fahren", merkt er noch an. Das haben in der jüngeren Vergangenheit viele ehemalige Cowboys anders gesehen.

Ein weiterer Grund ist Antonio Moore, der neue Co-Trainer der Cowboys für die Offensive. Man kennt sich aus gemeinsamen Düsseldorfer Zeiten. "Ein super Typ mit sehr viel Wissen", sagt Engelmann, "ich wollte unbedingt für ihn spielen." Engelmann sagt auch, er wolle bezüglich der Nationalmannschaft wieder angreifen, zumal der Starter der vergangenen Jahre, Marco Ehrenfried, seine Football-Karriere peu à peu beenden will.

Gerade deshalb ist es aber auch überraschend, dass sich Engelmann für die Cowboys entschieden hat. Erstens war sein Wechsel vor einem Jahr auch daran gescheitert, dass der Stammplatz recht spät an Trenton Miller vergeben wurde - obwohl Engelmann dieser Platz zuvor in Aussicht gestellt worden war. Zweitens wird er auch in diesem Jahr höchstwahrscheinlich nur als Teilzeit-Quarterback auf dem Feld stehen. Denn die Münchner haben schon früh einen US-Amerikaner verpflichtet, von dem Cheftrainer Garren Holley viel hält: "Er ist ein großer Anführer, der gleichzeitig unseren jungen Spielern auch viel beibringen kann", sagt er über Brady Bolles. Engelmann werde oft auf dem Feld stehen, um als so genannter Tight End die Bälle von Bolles zu fangen.

So ist Engelmanns Verpflichtung vor allem eines: eine Absicherung auf hohem Niveau, die man sich in den vergangenen Jahren schlicht nicht leisten konnte. Es kam schon öfter vor, dass sich teuer eingekaufte Spieler verletzten, deren Ausfall nicht ansatzweise kompensiert werden konnte - und schon war die Saison verkorkst.

Nicht nur wegen der Spielmacher-Doppelspitze scheinen die Cowboys diesmal auf den Schlüsselpositionen mehrfach gut besetzt. Auf der Passempfänger-Position wird in Jaylen Zachary schon bald ein weiterer erfahrener Zugang aus den USA in München erwartet. In der Abwehr kehrt unter anderem Ryan Newell zurück, der im vergangenen Jahr wegen einer schweren Verletzung komplett gefehlt hatte. Möglich werden die Kaderverstärkungen auch deshalb, weil einige Sponsoren zum Pool hinzugekommen sind.

In der vergangenen Saison hatten die Cowboys nach einem schlechten Start noch die Playoffs erreicht, waren dort aber gegen das Spitzenteam aus dem Norden, die Braunschweig Lions, klar gescheitert. Das nächsthöhere Ziel wäre ein Playoff-Spiel im heimischen Dantestadion, dafür müssten die Cowboys mindestens Zweiter werden. Das haben sie aber nicht allein in der Hand: Noch immer ist fraglich, ob der Vorjahreszweite Frankfurt Universe in der kommenden Saison antreten wird oder nicht. Der Verein befindet sich aktuell im Insolvenzverfahren. Die Gläubiger müssen dem bereits ausgearbeiteten Plan zur Entschuldung noch zustimmen.

Die neue Cowboys-Offensive unter dem erfahrenen Antonio Moore, so viel steht fest, wird sehr variabel gestaltet sein, mit Trickspielzügen und mit kreativem Freiraum für den Quarterback. Überdies wird Engelmann den Konkurrenzkampf beleben. Das Training im Freien beginnt gerade erst, für das Frühjahr sind zwei Trainingslager angesetzt. Am ersten Maiwochenende beginnt dann die Saison mit einem Heimspiel gegen die Kirchdorf Wildcats. Erst dann wird sich zeigen, wie oft Engelmann den Ball werfen und wie oft er ihn fangen wird.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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